FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Spezialschulen. Für die Aus- und Weiterbildung seiner hauptamtlichen Funktionäre unterhielt der FDGB-BuV eine ganze Reihe von Sp.; unter den zahlreichen Gewerkschaftsschulen zählten sie zu den Zentralschulen. Im Einzelnen gab es eine Sp. für gesamtdeutsche Arbeit, eine Sp. für Kulturelle Massenarbeit, eine Sp. für Produktionsarbeit bzw. Arbeit und Löhne, eine Sp. für Arbeitsschutz, eine Sp. für Sozialversicherung und eine Sp. für Feriendienst. 1968/69 kam außerdem noch eine Sp. ›Martin Andersen Nexö‹ für die Ausbildung junger Gewerkschaftsfunktionäre hinzu. An den anfangs unterschiedlich langen,  jedenfalls aber mehrmonatigen Fachlehrgängen der Sp., die in den 1960er Jahren zu regulären Einjahreslehrgängen ausgeweitet wurden, nahmen jährlich etwa 2.000 Gewerkschaftsfunktionäre teil.
Um die Westarbeit der Westabteilung des FDGB-BuV zu unterstützen, die - unter mehrfach wechselndem Namen - für die Verbindungen zu den Gew. in der Bundesrepublik zuständig war, unterhielt der FDGB-BuV eine Sp. für gesamtdeutsche Arbeit, deren Sitz offenkundig auf verschiedene Standorte aufgeteilt war und auch mehrfach wechselte. Der Name dieser Sp. lehnte sich an die organisator. Vorläufer der Westabteilung an, darunter das 1950 gebildete Büro für gesamtdeutsche Gewerkschaftseinheit. Zu den vorrangigen Aufgaben der Sp. für gesamtdeutsche Arbeit zählte die Schulung der hauptamtlichen Instrukteure, auf die sich die Westabteilung bei ihrer Tätigkeit stützte. Das Tätigkeitsfeld der zu schulenden Instrukteure reichte dabei von der systemat. Beobachtung und Dokumentation der jeweils aktuellsten Entwicklungen in den westdeutschen Gew., über die Pflege persönlicher Kontakte zu ihren wichtigsten Repräsentanten bis hin zur Betreuung der wechselseitig ausgetauschten Delegationen, etwa anlässlich der regelmäßig stattfindenden Gesamtdeutschen Arbeiterkonferenzen in Leipzig. Über die innere Organisation, die Zusammensetzung des Lehrkörpers und das Schulungsprogramm der Sp. für gesamtdeutsche Arbeit ist bisher nur wenig bekannt.
Die Sp. für Kulturelle Massenarbeit, die nach dem 3. FDGB-Kongress 1950 im Zuge der Umsetzung des dort verabschiedeten „Arbeitsprogramms zur Entfaltung der kulturellen Massenarbeit“ eingerichtet wurde, verlagerte zu Beginn der 1960er Jahre ihren Sitz von Grünheide nach Leipzig, wo bereits die 1951 gegründete „Zentrale Kulturschule“ des FDGB bestand. Nach der Fusion weitergeführt wurde der Name „Zentrale Kulturschule“. Das Schulungsangebot der Sp. für Kulturelle Massenarbeit bzw. der Zentralen Kulturschule, das in mehrmonatigen Lehrgängen vor Ort (seit 1968 regelmäßige Einjahreslehrgänge) oder auch im Fernstudium wahrgenommen werden konnte, richtete sich in erster Linie an das Leitungspersonal von Klub- und Kulturhäusern sowie von Ferienheimen des FDGB. Sie sollten sich einerseits um die ideolog.-polit. Schulung und die allgemeine wie berufliche Bildung, andererseits aber auch um die bessere Heranführung der Werktätigen an die Kunst, die Literatur, das Theater und den Film des sozialist. Realismus sowie nicht zuletzt um die Belebung ihrer Sport- und Freizeitaktivitäten bemühen.
Die Sp. für Produktionsarbeit in Grünheide bei Berlin, die in den frühen 1950er Jahren noch den Zusatz ›Auf Friedenswacht‹ trug und zeitweise auch als Sp. für Produktionsmassenarbeit und Löhne firmierte, wurde später mit der Sp. für Arbeit und Löhne in Ovelgünne zusammengelegt und setzte ihre Arbeit unter diesem einheitlichen Namen an beiden Standorten fort; sie unterstand der Abt. Arbeit und Löhne des FDGB-BuV. In Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen der SED und in Abstimmung mit dem Sekr. des FDGB-BuV erstellte die Abt. Arbeit und Löhne u.a. die Arbeitspläne der Sp. für Arbeit und Löhne und legte außerdem das allgemeine Lektionsprogramm und die konkreten Themenpläne für die Lehrkräfte fest. Die Lehrkräfte selbst unterstanden als Kader der Kontrolle durch das Sekr. des FDGB-BuV und mussten bei Versäumnissen mit entsprechenden Rügen rechnen. Wichtigstes Ziel der Sp. für Produktionsarbeit bzw. für Arbeit und Löhne war es in den ersten Nachkriegsjahren, durch entsprechende Schulung der betrieblichen Gewerkschaftsfunktionäre in bis zu zehnmonatigen Lehrgängen die Aktivistenbewegung in den Betrieben zu fördern und dadurch zur Steigerung der Produktion beizutragen (vgl. Arbeitsmobilisierung). Dieses Ziel blieb zwar weiterhin präsent, die Akzentsetzung des Lehrgangsangebots verlagerte sich jedoch immer stärker auf allgemeine Fragen des Arbeitsrechts und der Lohnpolitik. Auf Beschluss des Sekr. des FDGB-BuV vom April 1977 wurden hierfür spezielle längerfristige „Qualifizierungslehrgänge“ angeboten.
Die Sp. für Arbeitsschutz in Jena-Lobeda, die zeitweise den Zusatz ›Georg Schumann‹  im Namen führte, bildete bereits seit den 1950er Jahren in allgemeinen Grundlehrgängen die betrieblichen „Arbeitsschutzinspektoren“ und seit Mitte der 1960er Jahre dann außerdem vermehrt „Fachingenieure für Arbeitsschutz“ aus. Im September 1971 beschloss das Sekr. des FDGB-BuV, die Sp. für Arbeitsschutz zu einem „Aus- und Weiterbildungszentrum im Arbeitsschutz“ auszubauen. Als Direktoren der Sp. für Arbeitsschutz, die in den 1980er Jahren eine deutliche Aufwertung erfuhr, was möglicherweise ein unmittelbare Folge des immer desolateren Zustands der volkseigenen Industriebetriebe war, amtierten zu dieser Zeit Hans Heinemann und Rosemarie Riemann.
Die Sp. für Sozialversicherung, die zeitweise den Zusatz ›Nikos Belojannis‹ führte, hatte ihren Sitz in den 1950er Jahren zunächst in Potsdam, seit den frühen 1960er Jahren dann in Dessau-Großkühnau. Sie unterstand der Abt. Sozialpolitik des FDGB-BuV. und unterhielt verschiedene Außenstellen, u.a. in Güsen und in Holzdorf. In enger Abstimmung mit dem Sekr. des FDGB-BuV war die Abt. Sozialpolitik zuständig für die Erstellung der Jahresarbeitspläne der Sp. für Sozialversicherung, entschied über die Finanz- und Stellenpläne, befasste sich intensiv mit der Lehrgangs-, der Seminar- und Lektionsplanung, nahm die Auswahl der von den FDGB-BV vorgeschlagenen Lehrgangsteilnehmer vor, kümmerte sich um die Prüfungsvorbereitungen ebenso wie um deren Auswertung und erstellte nicht zuletzt Perspektivpläne für den Einsatz der erfolgreichen Absolventen. An der zentralen Sp. für Sozialversicherung wurden umfassende, kombinierte Jahreslehrgänge mit Direkt- und Fernstudienmöglichkeiten, aber auch kürzere branchenspezifische, meist vierwöchige Lehrgänge für die Räte und Bevollmächtigten der Sozialversicherung angeboten.
Im Dezember 1960 beschloss das Sekr. des FDGB-BuV, eine weitere Sp. „für die Ausbildung von Kadern auf dem Gebiet der Wirtschaft, der Entlohnung und des Arbeitsrechtes“ einzurichten. Möglicherweise wurde dabei auf Erfahrungen zurückgegriffen, die man mit der in den frühen 1950er Jahren gegründeten, dann aber schnell wieder von der Bildfläche verschwundenen Sp. für Org.-Funktionäre in Schmalkalden gemacht hatte. Der erwähnte Beschluss des Sekr. führte tatsächlich aber erst 1968/69 zur Gründung der Sp. ›Martin Andersen Nexö‹ für die Ausbildung junger Gewerkschaftsfunktionäre in Dresden-Radebeul. An ihr wurden besonders vielversprechende, junge Kandidaten in sechsmonatigen Intensivlehrgängen für die rasche Übernahme einer Position auf der mittleren Leitungsebene in der staatlichen Wirtschaftsverwaltung und in den Gew. ausgebildet. Die Entscheidung über ihren Einsatz behielt sich das Sekr. des FDGB-BuV selbst vor; dieses Gremium verfolgte die weitere Entwicklung dieser neuen Sp. in den 1970er Jahren mit besonderem Interesse und nahm auch mehrfache „Umprofilierungen“ vor. An der Sp. ›Martin Andersen Nexö‹ fanden auch „Qualifizierungslehrgänge zu Problemen der sozialist. Wehrerziehung und Landesverteidigung“ statt. Im November 1973 führten Unstimmigkeiten zur Abberufung des bisherigen Schulleiters Günther Röller. An seine Stelle trat im April 1974 Werner Großert.
Die Sp. des Feriendienstes ›Ernst Schneller‹ in Werder-Petzow bei Potsdam ging 1970 aus dem früheren „Lehrobjekt des Feriendienstes ›Kurt Schlosser‹“ in Oberhof hervor. Die Sp. des Feriendienstes war vor allem für die Aus- und Weiterbildung von FDGB-Heimleitern zuständig. Kandidaten für die Lehrgänge wurden von den FDGB-BV delegiert. Um die Sp. des Feriendienstes besser profilieren zu können, wurde ihr neuer Sitz in Schloss Petzow 1973 grundlegend rekonstruiert, auf eine veränderte konzeptionelle Basis gestellt und außerdem umbenannt in „Zentrale Aus- und Weiterbildungsstätte (ZAWS) des Feriendienstes ›Ernst Schneller‹“. Die Ausbildung der künftigen FDGB-Heimleiter erfolgte nun in der Regel im Rahmen eines dreijährigen Fachschuldirektstudiums in enger Kooperation mit der Fachschule für das Gaststätten- und Hotelwesen in Leipzig. Darüber hinaus bestanden aber auch verschiedene Fernstudienangebote. Die Erstellung von Jahresarbeitsplänen für die ZAWS, die detaillierte Lehrgangsplanung, die Anleitung und laufende Beratung der Lehrkräfte ebenso wie die Kontrolle ihrer Qualifizierung, die Auswahl der Themen für Abschlussarbeiten und auch die polit.-ideolog. wie die fachliche „Einschätzung“ der Ergebnisse von Abschlussarbeiten und anderen Prüfungsleistungen oblag der Abt. Feriendienst des FDGB-BuV. Das Sekr. des FDGB-BuV beschloss im Oktober 1985, den Sitz der Sp. für Feriendienst von Petzow nach Eldenholz bei Waren im Bezirk Neubrandenburg zu verlagern.
F.S.