FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Instrukteur. Der I. war ein hauptamtlicher Funktionär aus den - über die Jahre unterschiedlich bezeichneten - Organisationsabt. des FDGB-BuV und den BV. I. dienten dazu, die vorgegebene Politik des BuV in den nachgeordneten Organisationsgliederungen (vgl. Organisationsprinzipien und Gliederung) durchzusetzen, die Tätigkeit vor Ort zu kontrollieren oder in Krisen- und Konfliktfällen den BuV und seinem Sekr. Bericht (vgl. Berichtswesen) zu erstatten oder Direktiven zu übermitteln. FDGB-intern wurden sie als „Beschleuniger“ oder in den Betrieben (vgl. Betrieb als Sozialisationsinstanz) nicht selten als „Spitzel“ des FDGB-Apparates bezeichnet. Das I.-System wurde im Zuge der Umstrukturierung des FDBG nach den Prinzipien des demokrat. Zentralismus 1950 aufgebaut, als das Sekr. des BuV als polit. administrativer Führungskern etabliert wurde. Äußerer Ausdruck war die Umbenennung der Abt. Organisation in Abt. Organisation-Instrukteure. Das I.-System blieb bis 1989 im Grundsatz unverändert.
I. wurden seitens der FDGB-Westabteilung auch in der Bundesrepublik eingesetzt. Dies führte, bis zur Änderung des polit. Strafrechts in der Bundesrepublik und der Aufnahme vertraglicher Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten, oftmals zur Verhaftung solcher I. beim Passieren der innerdeutschen Grenze. In der Bundesrepublik galt die Anleitung kommunist. Gewerkschaftspolitik im DGB als „Infiltration“ und Staatsgefährdung, von SED und FDGB wurde sie als Politik der Aktionseinheit propagiert. Die I. der Westabteilung des FDGB galten bis Mitte der 60er Jahre als Schlüsselgruppe zur Anleitung und Kontrolle des zunächst noch legalen und nach 1956 illegalen KPD-Apparates, der sich in seinen Aktivitäten vor allem auf den DGB und seine Gewerkschaften konzentrierte. I. transportierten auch Geld zur Finanzierung kommunist. bzw. kommunist. beeinflusster Aktivitäten von Ost nach West.
M.W.