Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD). Die SMAD war 1945-1949 wichtigstes Instrument der sowj. Besatzungspolitik und zugleich das höchste exekutive, legislative und judikative Organ in der Sowj. Besatzungszone (SBZ). Sie wurde am 9. Juni 1945 gebildet und hatte zeitweise über 50 000 Mitarbeiter. Ausgehend von der Zentrale in Berlin, spannte die SMAD über die Länder bis hinunter zu Ortskommandanturen ein engmaschiges Kontroll- und Anleitungsnetz. Auf der Basis der Moskauer Vorgaben und unter willkürlicher Auslegung alliierter Vereinbarungen über Deutschland war sie maßgeblich für die Etablierung der SED-Herrschaft in Mitteldeutschland und die Ausrichtung des gesamten politischen und gesellschaftlichen Systems am sowj. Referenzmodell verantwortlich. Die SMAD schuf dabei nicht nur Rahmenbedingungen, sondern griff auch, vor allem mittels Befehlen, direkt und umfassenden regelnd in die Arbeit deutscher Institutionen ein. Innerhalb der SMAD gab es im Apparat des Politischen Beraters der SMAD ein eigenes Referat für die Gewerkschaftsarbeit. Auch nach der Gründung der DDR am 7. Okt. 1949 und der kurz danach erfolgenden Umwandlung der SMAD in die Sowj. Kontrollkommission (SKK) blieb die Sowjetunion „oberster Souverän“ in der DDR.
Der SMAD-Befehl Nr. 2 vom 10. Juni 1945 schuf nicht nur die rechtliche Voraussetzung für die Gründung von „antifaschist.-demokrat. Parteien“, sondern auch für die Veröffentlichung des Gründungsaufrufs des Vorbereitenden Gewerkschaftsausschusses für Groß-Berlin (1945-46) am 15. Juni 1945, mit dem der organisator. Aufbau von Gewerkschaften von Berlin aus seinen Anfang nahm. Ein weiterer SMAD-Befehl (Nr. 234 vom Okt. 1947) leitete eine Schwerpunktverlagerung in der Arbeit des FDGB, weg von der traditionellen Interessenvertretung hin zu einem Instrument der Arbeitsmobilisierung ein. Nicht zuletzt instrumentalisierte die SMAD über dessen Westarbeit den FDGB auch für die deutschlandpolit. Ziele der Sowjetunion. Die SMAD griff aber auch, oft vermittels der SED oder durch mündliche Anweisungen, in die tägliche Arbeit des FDGB ein. Aufgrund der schwierigen Quellenlage liegen hierüber aber nur punktuelle Einsichten vor. Ein Indiz für das Ausmaß von Anleitung und Kontrolle des FDGB durch die SMAD ist jedoch die Tatsache, dass der Gewerkschaftsreferent der SMAD sich täglich mit dem FDGB-Vors. traf. Die SMAD konnte jedoch nicht nur durch schriftliche Befehle oder mündliche Anweisungen in die Arbeit des FDGB eingreifen, sondern setzte mit der Zuteilung von Material, Büroräumen oder der Festlegung der Auflagenhöhen der Gewerkschaftspresse wesentliche Rahmenbedingungen. Andererseits war der FDGB auf ein gutes Verhältnis zur Besatzungsmacht angewiesen, da in den ersten Nachkriegsjahren alle Regelungen, die den Arbeitslohn, die Arbeitszeit, die Arbeitsordnung oder die Mitbestimmung betrafen, der Zustimmung der SMAD bedurften. Letztlich wurde das gesamte lohn-, tarif- und sozialpolit. Handlungsfeld des FDGB in dieser Zeit durch die SMAD abgesteckt. Zu Konflikten zwischen Gewerkschaftern und der SMAD kam es allerdings immer wieder, sei es über die Arbeit der Betriebsräte, deren Auflösung von der SMAD veranlasst war, bei der Aushandlung von Tarifverträgen, oder in der Frage der Demontagen zur Erfüllung der deutschen Reparationsverpflichtungen. Auch in den Betrieben der Sowj. Aktiengesellschaften (SAG), in denen zwar offiziell deutsches Recht galt, faktisch aber die Besatzungsmacht bestimmte, was Recht war, hatte der FDGB, solange er seine Aufgabe als Gewerkschaft wahrzunehmen versuchte, einen schweren Stand. Schwer zu bestimmen ist die Wirkung eines weiteren Mittels der Einflussnahme der SMAD auf die Gewerkschaftsarbeit. Die SMAD setzte nämlich nicht nur die politischen, rechtlichen und materiellen Rahmenbedingungen für die Arbeit des FDGB, sondern konnte auch über das Einräumen von Privilegien einerseits und die Drohung mit Repressalien andererseits ganz individuell auf die Haltung und Arbeit der Funktionäre Einfluss nehmen. Auf Initiative der SMAD hin und mit ihrer massiven Unterstützung wurden spätestens ab 1947 systematisch alle Ansätze von Widerstand und Opposition im FDGB bekämpft, insbesondere der Einfluss zunächst von Christdemokraten und wenig später auch von Sozialdemokraten im FDGB zurückgedrängt und dann vollständig ausgeschaltet. In die Auseinandersetzung zwischen demokrat. Kräften im FDGB Groß-Berlin und den Kommunisten, die in die Bildung einer Unabhängigen Gewerkschaftsopposition/-organisation (UGO) mündete, griff die SMAD massiv auf Seiten der Kommunisten ein. M.K.