FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Apparat. Als A. wurden in der DDR gemeinhin die hierarch. aufgebauten und mit hauptamtlichen Funktionären besetzten Dienststellen der SED, der Blockparteien und Massenorganisationen sowie der Staats- und Wirtschaftsverwaltung bezeichnet. Entsprechend dem kommunist. Herrschaftsprinzip des demokrat. Zentralismus waren diese A. als pyramidenförmig abgestufte Machthierarchien aufgebaut, wurden nach dem Prinzip der Einzelleitung geführt und unterstanden letztlich dem polit. Entscheidungsmonopol der SED-Führung. In der praktischen Arbeit stützten sie sich meist auf zusätzliche ehrenamtliche Funktionäre, so dass zur besseren Abgrenzung ausdrücklich von hauptamtlichem A. und ehrenamtlichen Funktionären gesprochen wurde.
Das galt auch für den FDGB als der größten und mitgliederstärksten Massenorganisation der SED. Der FDGB erkannte bereits 1950 in seiner Satzung die führende Rolle der SED und die beiden genannten Organisationsprinzipien als für sich verbindlich an. Die FDGB-Führungsspitze, bestehend aus dem Präsidium und dem Sekretariat des BuV, etablierte auf dieser Grundlage sowie unter Anwendung einer mit dem A. der SED eng verzahnten Nomenklatur und einer entsprechend ausgerichteten Kaderpolitik relativ zügig, wenn auch gegen interne Widerstände (vgl. Widerstand und Opposition), eine straffe Entscheidungs- und Leitungshierarchie für den eigenen A., der auf allen Ebenen mit dem der SED verknüpft wurde (besondere Bedeutung kam dabei jeweils den Abt. für Gewerkschaften und Sozialpolitik zu, die den A. des FDGB und seiner Einzelgewerkschaften laufend anzuleiten und zu kontrollieren hatten).
Im Einzelnen umfasste der A. des FDGB in den 80er Jahren neben dem BuV weitere 15 FDGB-Bezirksvorstände sowie 211 Bezirksvorstände der Einzelgewerkschaften, 237 FDGB-Kreisvorstände und 1 698 Kreisvorstände der Einzelgewerkschaften, außerdem 47 477 Betriebsgewerkschaftsorganisationen (BGO), 25 403 Abteilungsgewerkschaftsorganisationen (AGO) sowie 351 792 Gewerkschaftsgruppen. Das Korps der in diesem flächendeckenden A. tätigen hauptamtlichen Funktionäre umfasste 1987 rund 16 250 Personen; hinzu kamen mehrere hunderttausend ehrenamtliche Funktionäre, darunter vor allem die als Leiter der einzelnen Gewerkschaftsgruppen fungierenden Vertrauensleute sowie mit speziellen Aufgaben in verschiedenen Bereichen betrauten Obleute oder Organisatoren, wie etwa der Arbeitsschutzobmann, der Kulturobmann, der Literaturobmann oder der Sportorganisator.
F.S.