FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Kulturobmann. Der K., ein ehrenamtlicher FDGB-Funktionär, koordinierte die Kultur- und Bildungsaktivitäten seiner Gewerkschaftsgruppe. Bis zum Beginn der 60er Jahre wurde diese Funktion als Kulturorganisator bezeichnet.
Der K. war neben dem Vertrauensmann, dem Arbeitsschutzobmann, dem Sportorganisator und dem Bevollmächtigten für Sozialversicherung einer der fünf ehrenamtlichen Funktionärsposten, die in jeder Gewerkschaftsgruppe zu besetzen waren. Er kümmerte sich um die polit.-ideolog., ästhet. und fachliche Bildung seiner Kollegen. Der K. sollte nicht nur Vorschläge für Theater- und Konzertbesuche, Ausflüge und Dia-Abende unterbreiten, sondern auch für deren Vorbereitung und Durchführung sorgen. Die gemeinsamen Aktivitäten sollten in einem Brigadetagebuch festgehalten werden, dessen Führung der K. zu überwachen hatte. Auch der Verbesserung der „Arbeitskultur“, also der Verschönerung der Arbeitsumwelt und der Förderung eines vertrauensvollen Umgangs der Kollegen untereinander, sollte seine Aufmerksamkeit gelten. Da Gewerkschaftsgruppe und Arbeitskollektiv zumeist deckungsgleich waren, erstellte der K. in der Regel den Kultur- und Bildungsplan, nach dem sein Arbeitskollektiv den Kampf um den Titel „Brigade der sozialist. Arbeit“ aufnahm.
Die Schulung des K. übernahm der FDGB, der zu diesem Zweck ein seit 1967 immer wieder neu aufgelegtes Handbuch herausgab. Auch die Periodika Tribüne und Gewerkschaftsleben veröffentlichten regelmäßig Hinweise für den K. Zu seiner Orientierung wurden außerdem Muster für Kultur- und Bildungspläne publiziert, was den Nachteil hatte, dass diese Vorbilder vielfach getreulich kopiert wurden.
A.S.