FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Westabteilung des BuV (1948-90). Für die Verbindungen zu den westdeutschen Gewerkschaften (s. Westarbeit) waren zunächst die Vors. zuständig. Am 29.6.1946 beauftragte der BuV insbesondere den 1. Vors. Hans Jendretzky, enge Verbindungen mit den führenden Gewerkschaftsfunktionären der westlichen Zonen aufzunehmen. Im Mittelpunkt der Beziehungen standen die von 1946-48 durchgeführten neun Interzonenkonferenzen, auf denen der Versuch unternommen wurde, einen gesamtdeutschen Gewerkschaftsbund zu schaffen. Zur Unterstützung der Vors. wurde bereits 1946 beim Vorstandssekr. ein Sachbearbeiter für Interzonenangelegenheiten eingestellt. Bis 1948 war daraus das Büro für Interzonenangelegenheiten beim Vorstandssekr. entstanden. Es wurde von Hans Slawsky geleitet.
Nach dem Scheitern der Interzonenkonferenzen und Gründung des DGB, der Beziehungen zum FDGB ablehnte, wurde auf Initiative der Westkommission der SED das Büro für deutsche Gewerkschaftseinheit geschaffen. Beim strukturellen Umbau des Apparats des BuV im Mai 1949 noch beim Büro des Sekr. angesiedelt, erhielt es nach der Org.-Konferenz von Ilsenburg durch den Sekretariatsbeschluss vom 17.8.1950 als Büro für deutsche Gewerkschaftseinheit den Status einer Abt. (1950 umbenannt in Büro für gesamtdeutsche Gewerkschaftseinheit, danach Büro für nationale Gewerkschaftsarbeit). Auch in den 60er Jahren änderte sich der Name der Abt. mehrfach entsprechend der jeweils von der SED festgelegten Sprachregelung für die innerdeutschen Beziehungen. Sie hieß zunächst 1962 Abt. für Arbeiterfragen in Westdeutschland, 1964 Büro für Gewerkschaftspolitik in Westdeutschland, seit den 70er Jahren dann Abt. Internat. Gewerkschaftsbeziehungen (nicht zu verwechseln mit der Abt. Internationale Verbindungen). Im internen Sprachgebrauch war jedoch durchgehend die Bezeichnung W. üblich. Angeleitet und kontrolliert wurde die Westarbeit vor allem durch sog. Instrukteure. Die Arbeitsgebiete der W. waren die Beobachtung der Gewerkschaftsentwicklung in der BRD und ihre Dokumentation, die Pflege von Kontakten mit westdeutschen Gewerkschaftern und die Betreuung von Arbeiterdelegationen, mit Herausbildung direkter Beziehungen zwischen den Gewerkschaftsorganisationen vor allem seit den 70er Jahren auch der Austausch von Leitungsdelegationen. Die Abt. gab ein internes Informationsbulletin zur Gewerkschaftsarbeit in der BRD heraus. Ein Schwerpunkt der Organisationsarbeit und Kontaktpflege wurden die Gesamtdeutschen Arbeiterkonferenzen. Erstmalig während der Herbstmesse am 10.9.1954 in Leipzig durchgeführt, fanden sie bis zum Ende der 60er Jahre regelmäßig während der Leipziger Messe statt. Um ihnen den Anschein einer unabhängigen Veranstaltung zu geben, bestand in Leipzig ein Ständiger Ausschuss der Deutschen Arbeiterkonferenzen, der als Veranstalter auftrat. Auch für die während der Ostseewochen stattfindenden Arbeiterkonferenzen der Ostseeländer, Norwegens und Islands wurde ein Ständiges Büro in Rostock-Gehlsdorf eingerichtet.
Das 1953 gebildete „wissenschaftliche Kollektiv“ wurde 1960 in das Institut für nationale Gewerkschaftspolitik in Westdeutschland umgebildet. Es sollte die gewerkschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik beobachten und dem BuV wissenschaftliche Analysen liefern. 1964 wurde es in die Hochschule der Deutschen Gewerkschaften „Fritz Heckert“ eingegliedert.
Am 25.5.1965 beschloss das Sekr. des BuV, die bisherige „Einsatzgruppe West“ und die Arbeitsgruppe Verbindungen der Westkommission des BuV, die die Einsätze in der BRD organisierten, zu einer Abt. unter der Bezeichnung W. II neu zu organisieren. Die Leitung der Abt. übernahm Gotthard Feist. Nach außen trat sie jedoch als das (nicht mehr bestehende) Institut für Gewerkschaftspolitik auf. Aufgabenstellung und Tätigkeit der W. II waren streng geheim. 1978 wurde die Abt. aufgelöst, ihre Aufgaben wurden von der W. I übernommen.
Auf Beschluss des ZK der SED wurde 1973 in der Ständigen Vertretung der DDR in Bonn eine Stelle für einen Mitarbeiter eingerichtet, der von der W. des FDGB-BuV benannt und mit der Analyse der gewerkschaftlichen Entwicklung sowie der Entwicklung der Beziehungen zwischen FDGB und DGB betraut wurde. Als erstem wurde Werner Geistert diese Aufgabe übertragen, in den 80er Jahren wurde sie von Gerhard Schulze wahrgenommen.
Ab 1974 bestand bei der W. das International - Informations- und Bildungszentrum e.V. Es sollte Studien- und Urlaubsreisen für Gewerkschafter und Gruppen aus der Bundesrepublik anbieten und Kontakte unterhalb der offiziellen Ebenen vermitteln.
K.K.