FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Arbeiterkonferenz der Ostseeländer. Die A.d.O. (umgangssprachlich Ostseewoche) waren seit 1958 zunächst jährliche, dann unregelmäßig stattfindende Treffen mit den Ostseeanliegerstaaten (mit Ausnahme der Sowjetunion) sowie Norwegen und Island in Rostock. Organisiert von der SED und dem FDGB im Rahmen seiner internationalen Arbeit, sollten sie für die Zusammenarbeit der verschiedensten ausländ. Arbeiterorganisationen mit den Kommunisten werben. Sie standen traditionell unter dem Motto: „Die Ostsee muss ein Meer des Friedens sein“ und wurden von kulturellen und sportlichen Veranstaltungen und Treffen in Betrieben und Genossenschaften umrahmt. Ziel war darüber hinaus, ein positives Gesamtbild von der DDR im Ausland zu vermitteln. In den 50er und 60er Jahren sollte die Anerkennung der DDR vorangetrieben und dafür Nachbarländer als Verbündete gewonnen werden. Die Anregung zu den A.d.O. kam aus der Sowjetunion, als in einem TASS-Kommentar am 6.9.1957 die Umwandlung des Ostseeraumes in eine „Friedenszone“ gefordert wurde. Kritisiert wurden dabei die Übungen von Seestreitkräften der BRD in deren Teil der Ostsee und die angebliche Bedrohung durch die NATO. Westdeutsche Medien bewerteten den sowj. Vorschlag als Versuch, selbst den Norden und den Ostseeraum zu beherrschen. Der FDGB-Vors. Herbert Warnke nutzte in diesem Zusammenhang die VI. Gesamtdeutsche Arbeiterkonferenz am 7.9.1957, um den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) zum gemeinsamen Kampf gegen Großkapital und Militarismus in der BRD aufzufordern. 1970 wurde auf der A.d.O. ein „Ständiges Komitee zur völkerrechtlichen Anerkennung der DDR“ in Helsinki gebildet und eine europäische Gewerkschafterkonferenz vorbereitet.
Im Zuge der Entwicklung der 80er Jahre, als die internationalen Probleme der Friedens- und Sicherheitspolitik in den Vordergrund traten, wurden die A.d.O. mehr und mehr durch sog. Friedenskonferenzen und Friedenstreffen ersetzt, die der Propagierung der kommunist. Positionen in der Weltfriedensfrage dienten.
Al.H.