FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Laienkunstgruppe. Der Arbeiter, der in seiner Freizeit künstler. aktiv ist, gehörte zum Idealbild des propagierten „allseitig gebildeten Menschen“ im Sozialismus (s.a. Ideologievermittlung und Erziehung). Die L. wurden in der DDR insbesondere durch das Zirkelwesen gefördert. Unabhängig davon, ob es sich um eine individuelle oder kollektive Betätigung handelte, wurde bereits ab Mitte der 50er Jahre i.d.R. der Begriff des „künstler. Volksschaffens“ verwendet. Mit gezielter Förderung wurde es als wichtiger Bestandteil des Kulturlebens der DDR etabliert.
Das künstler. Volksschaffen umfasste alle Kunstsparten, d.h. Theater, Tanz, Kabarett, Artistik, Film, Musik, Literatur, Bildende Kunst, Fotografie und Kunsthandwerk. Als Teil der ideolog. hoch bewerteten kulturellen Massenarbeit spielten die L. bzw. das künstler. Volksschaffen eine wichtige Rolle für die Arbeit des FDGB. Die BGL und die Kulturorganisatoren bzw. Kulturobleute waren gefordert, für die Teilnahme an L., insbesondere in den Zirkeln der Betriebe (s.a. Betriebe als Sozialisationsinstanz) und Kulturhäuser, zu werben. Vom FDGB 1979 veröffentlichten Zahlen zufolge gab es mehr als eine halbe Mio. aktiver Mitglieder in rund 30 000 Volkskunstkollektiven, wobei ca. ein Drittel unter gewerkschaftlicher Leitung standen. Im Zentralhaus für Kulturarbeit der DDR wurden Schulungsmöglichkeiten für die Zirkelleiter geschaffen und die Laienkunst method. begleitet. Seit 1965 bestanden auf Anordnung des Ministeriums für Kultur „Arbeitsgemeinschaften des künstler. Volksschaffens“ zur Beratung und Lenkung der L. auf Kreis- und Bezirksebene, die sich aus FDGB-Funktionären, Volkskünstlern und Zirkelmitgliedern als auch weiteren Repräsentanten anderer Massenorganisationen zusammensetzten.
Als wichtigster Bestandteil der Laienkunstbewegung kann das i.d.R. als „bildner. Volksschaffen“ bezeichnete Arbeiten im Bereich der Bildenden Kunst eingeordnet werden. Der FDGB war bemüht, für die Zirkelleitung Berufskünstler zu gewinnen und schloss entsprechende Vereinbarungen über eine Zusammenarbeit mit dem VBK ab. Die zweite Säule der Laienkunstbewegung in der DDR waren die Zirkel schreibender Arbeiter, die durch die Kampagne des Bitterfelder Wegs ab 1959 ins Zentrum der Kulturpolitik rückten. Bei den Arbeiterfestspielen wurde den Laienkünstlern ab 1959 vom FDGB in regelmäßigen Abständen ein Forum geboten und ihre Werke oder Aufführungen ausgezeichnet. Das Laientheater wurde durch die Einrichtung von Arbeitertheatern aufgewertet.
D.D.