FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Arbeiterfestspiele. Die 1959 ins Leben gerufenen A. fanden bis 1972 jährlich, danach bis 1988 alle zwei Jahre statt. Sie verbanden herausragende Leistungen von Laienkünstlern mit Auftritten renommierter Berufskünstler.
Als Träger der A. fungierte der FDGB, zusammen mit dem MfK, dem Nationalrat der Nationalen Front, dem Kulturbund, den Künstlerverbänden, der FDJ und dem DTSB. Das erste Festival dieser Art fand vom 13.-21.6.1959 in fünf Städten des Bezirks Halle statt. Das jeweils aus mehreren hundert Veranstaltungen aller künstler. Sparten bestehende Kulturfest wurde in den folgenden Jahren jeweils in einem anderen Bezirk ausgetragen. Anders als die seit 1946/47 vom DGB in Recklinghausen veranstalteten Ruhrfestspiele, die im Kulturkalender der BRD ein Festival unter anderen darstellten, wollten die A. - wie 1961 in der Einladung zu den Veranstaltungen im Bezirk Magdeburg formuliert - nicht nur als „Höhepunkt der kulturpolit. Tätigkeit der Gewerkschaften“, sondern als „bedeutendstes kulturelles Ereignis der DDR“ wahrgenommen werden. Ab 1964 verlieh der FDGB für hervorragende künstler. Leistungen die Goldmedaille der A. (s.a. Auszeichnungen).
Die A. dienten als „Leistungsschau der kulturschöpfer. Kräfte der Arbeiterklasse“. Der FDGB-Kulturfunktionär Harald Bühl verkündete 1974: „Man kann an den A. wie an keinem anderen kulturellen Ereignis der DDR das kontinuierliche Aufblühen unserer sozialist. Kultur überzeugend beweisen. Es ist eine Kultur durch, mit und für die Werktätigen.“ Wer sich bei diesem zentralen Ereignis dem breiten Publikum vorstellen wollte, musste sich zuerst auf lokaler Ebene bewähren, bei den ökonom.-kulturellen Leistungsvergleichen (ab 1960) oder den Betriebsfestspielen (ab 1970). Mit Laien besetzte Chöre und Orchester, Schauspiel- und Tanzgruppen, Kabaretts und Varietés zeigten ihr Repertoire, „Zirkel schreibender Arbeiter“ lasen ihre Werke und Amateurfilmstudios führten ihre Filme vor. Umrahmt wurden diese Veranstaltungen von Auftritten professioneller Solisten und Ensembles aus dem In- und Ausland. Besonders erwünscht war die Zusammenarbeit von Laien- und Berufskünstlern, so galt als Höhepunkt der ersten A. ein gemeinsames Konzert des Leipziger Gewandhausorchesters mit dem Chor des Stahl- und Walzwerks Riesa. Für die A. entstanden zahlreiche Auftragsproduktionen in den Sparten Musik und Theater. Die A. wurden von Ausstellungen bildender Kunst begleitet, an denen sich Laien- und Berufskünstler beteiligten.
A.S.