FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Kaderarbeit. Im Gegensatz zur grundsätzlich und konzeptionell angelegten Kaderpolitik war die K. stärker ausführend, organisator.-technisch und konkret personenbezogen. Infolge der gegebenen wechselseitigen Abhängigkeiten von Kaderpolitik und K. ist die Trennschärfe der beiden Begriffe aber nur schwach. Die Richtung der Kaderpolitik vorzugeben, war zweifellos eine Aufgabe, die vorrangig der SED-Führung zukam, konkrete K. zu leisten, zählte dagegen eher zu den Aufgaben der hauptamtlichen Funktionärsapparate von Partei, Staat und Massenorganisationen, insbesondere der hier tätigen Kaderleiter und Kaderabteilungen.
Während mit Blick auf den FDGB kaum von einer eigenständigen Kaderpolitik gesprochen werden kann, leistete er sehr wohl konkrete K. und erfüllte so wichtige Funktionen bei der Kaderbildung, sowohl für den eigenen Apparat als auch - zumindest vom offiziellen Anspruch her - für sonstige sozialpolit. und wirtschaftspolit. Aufgabenfelder.
Zuständig für die K. des FDGB-BuV waren neben dem Präs. und dem Sekr., deren Mitglieder allgemeine Beschlüsse zur Umsetzung der kaderpolit. Vorgaben der SED-Führung fassten, vor allem die Kader- und Organisationsabteilungen der verschiedenen Ebenen, die diese Beschlüsse in die Praxis umzusetzen hatten. Präs., Sekr. und zentrale Kaderabt. und Organisationsabt. des FDGB haben umfangreiche, bisher nicht einmal in Ansätzen systemat. ausgewertete Unterlagen hinterlassen: Allein für die zentrale Ebene sind mehr als 2 200 Akteneinheiten mit kaderpolit. Beschlüssen von Präs. und Sekr. sowie Unterlagen zu ihrer konkreten Umsetzung durch die Kader- und Organisationsabteilung überliefert. Sie umfassen allgemeine Themen wie zum Beispiel die „Arbeit mit den Kadern in den Gewerkschaften, die Schulung, Aus- und Weiterbildung der Gewerkschaftsfunktionäre“ oder die „Verbesserung des organisator. Aufbaus der K. der Gewerkschaften“ bis hin zu sehr speziellen Aspekten wie etwa die Auswahl von Kadern für die internationale Arbeit oder die vorgenommenen Delegierungen an bestimmte Hoch- und Fachschulinstitute (s. Schulungswesen). Systemat. empir. Analysen etwa über die „altersmäßige Zusammensetzung und die Dauer der hauptamtlichen Tätigkeit und die gesellschaftliche wie fachliche Qualifikation der hauptamtlichen Gewerkschaftsfunktionäre“ liegen jedoch nur punktuell vor. Im Gegensatz zum Ministerrat der DDR gelang es dem FDGB bis 1989 nicht, einen eigenen elektron. Kaderdatenspeicher aufzubauen; seine Kaderabteilungen blieben mit Blick auf die Kaderstatistik auf die Auswertung der individuellen Kaderakten angewiesen.
F.S.