FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Planerfüllung. Praktische Umsetzung des polit. beschlossenen und gesetzlich sanktionierten Volkswirtschaftsplans sowie der daraus mit Hilfe der staatlichen Planauflagen erstellten Betriebspläne.
Um die P. gewährleisten zu können, gliederten die Betriebe die Betriebspläne in kürzere Zeitperioden (Quartal, Dekade, Tag) und konkrete Arbeitsbereiche (Abteilung, Meisterbereich, Brigade etc.) auf. Es war die gemeinsame Aufgabe von Betriebsleitung, BGO und BPO, durch die Vermittlung materieller und immaterieller Leistungsanreize an die Kollektive und einzelnen Werktätigen im Rahmen des sozialist. Wettbewerbs, für die mindestens vollumfängliche und termingerechte, nach Möglichkeit aber auch vorfristige und über die fixierten Ziele hinausgehende P. zu sorgen. Als wichtiges Hilfsmittel hierzu diente ihnen die Plankontrolle durch eine laufende und detaillierte Berichterstattung und Auswertung des erreichten Erfüllungsstandes. Partei und Gewerkschaft bedienten sich für die Plankontrolle auch der Volksvertretungen und der Arbeiter- und Bauern-Inspektion (ABI), die zum Beispiel im Rahmen der Woche der Plankontrolle ehrenamtlich tätige Inspekteure in die Betriebe entsandten.
Abgesehen von internen technischen und arbeitsorganisator. Problemen sowie Koordinationsschwierigkeiten mit den Zuliefer- und Abnahmebetrieben lag eines der größten Probleme der P. in den häufigen extralegalen Interventionen übergeordneter Staats- und auch Parteistellen, die i.d.R. mit der Notwendigkeit zur Lösung übergreifender Probleme begründet wurden. Obwohl die ursprünglichen, auf betrieblicher Ebene mit viel Aufwand zwischen den einzelnen Abteilungen und Arbeitsbereichen abgestimmten Pläne auf diese Weise vielfach konterkariert wurden und eine operative Planung mit entsprechenden nachträglichen „Planpräzisierungen“ notwendig wurden, gelang es zum Jahresende meist trotzdem, formal eine erfolgreiche P. nachzuweisen - und sei es mit frisierten Zahlen. Weder die Betriebsleitungen noch die übergeordneten Staats- und Parteistellen hatten in den 80er Jahren ein Interesse daran, den mit teuren sozialpolit. Leistungen erkauften und dennoch labilen Betriebsfrieden (vgl. Widerstand und Opposition) durch den Entzug von Jahresendprämien infolge von Planuntererfüllungen zu gefährden.
F.S.