FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Plan Neue Technik (PNT). 1961 eingeführter Plan zur Koordinierung und Vereinheitlichung der zahlreichen bis dahin üblichen separaten Pläne zur Förderung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Der PNT war fester Bestandteil sowohl der Fünfjahrespläne als auch der jährlichen Volkswirtschaftspläne und der Betriebspläne. Im Zusammenhang mit der forcierten Bildung von Kombinaten wurde er 1977 umbenannt zum Plan Wissenschaft und Technik (PWT).
Die wichtigste Aufgabe des PNT bestand darin, die in den einzelnen Industriezweigleitungen und Vereinigungen Volkseigener Betriebe (VVB) geleisteten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten umfassender und schneller zur tatsächlichen Anwendung in der Produktion zu bringen. Von SED und FDGB wurde seine Bedeutung für die Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts deshalb intensiv propagiert, u.a. zum Beispiel über die Produktionsberatungen und die sozialist. Brigaden. Da das zentrale Planungs- und Lenkungsgefüge jedoch in erster Linie auf die Steigerung der Bruttoproduktion orientiert blieb, gelang das nur sehr eingeschränkt. Die in den PNT aufgenommenen Projekte konnten, obwohl genügend Finanzmittel zur Verfügung gestellt und differenzierte ökonom. Hebel zur Stimulierung entwickelt wurden, oft nur zur Hälfte termingerecht beendet und noch weniger zur Produktionsreife gebracht werden, einfach weil die Betriebe das mit Neuerungen verbundene Risiko für ihre Planabrechnung scheuten. Daran änderte sich auch mit dem Anheben des Stellenwerts der Planung von Innovationen während der Wirtschaftsreformversuche der 60er Jahre (s. NÖSPL und ÖSS) und nochmals nach der durchgehenden Bildung von Kombinaten in den späten 70er Jahren nichts Grundsätzliches. Der nun alljährlich aufzustellende Plan Wissenschaft und Technik (PWT) stieß trotz weiter perfektionierter Planungs- und Leitungsmethodik sowie Unterstützung durch die auf Kombinats- und Betriebsebene gebildeten gewerkschaftlich geleiteten Neuereraktive bei der Umsetzung auf ganz ähnliche Probleme. Ziel des PWT war es, tiefgreifende Neuerungsprozesse wie etwa die Industrierobotertechnik und die Mikroelektronik langfristig vorausschauend, ressortübergreifend und interdisziplinär zu planen und zu fördern. Tatsächlich verkam der PWT in den Kombinaten und Betrieben in den 80er Jahren zu einer Art „Lückenbüßer“, mit dessen Hilfe das immer weitere Auseinanderklaffen von gesetzlichen Planauflagen und tatsächlichen personellen wie materiellen Gegebenheiten zumindest auf dem Papier überdeckt werden konnten, indem die dort festgelegten Maßnahmen wahre Wunder in Hinblick auf Einsparungen an Arbeitszeit, Selbstkosten und Material bewirken sollten.
F.S.