Hennecke-Bewegung. Die H. stellte im Herbst 1948 den eigentlichen Auftakt für die in den Monaten zuvor von der SED initiierte und vom FDGB hauptverantwortlich organisierte Aktivistenbewegung der SBZ bzw. dann der DDR dar.
Auf Anfrage der örtlichen Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre hatte sich der Bergmann Adolf Hennecke, tätig in der Karl-Liebknecht-Grube des Zwickauer Steinkohlenreviers, bereit erklärt, zum Jahrestag des sog Aufbaubefehls Nr. 234 der SMAD vom 9.10.1947 nach dem Vorbild der sowj. Stachanow-Methoden eine sorgfältig vorbereitete Sonderschicht zu leisten, die propagandist. ausgewertet werden sollte. Hennecke, der SED-Mitglied war, wollte zeigen, dass mit guter Arbeitsorganisation und persönlichem Leistungswillen eine deutliche Überbietung der regulären Schichtnormen möglich war und damit einen Anreiz zur Nachahmung geben. Doch Hennecke löste mit seiner Sonderschicht vom 13.10.1948, die er mit beeindruckenden 387% der normalen Norm erfüllte, sehr unterschiedliche Reaktionen aus: Von SED und FDGB wurde er als vorbildlicher Aktivist gefeiert, von vielen seiner Kollegen jedoch als Normbrecher beschimpft.
Der FDGB-BuV hatte erhebliche Mühe, seine regionalen und betrieblichen Gliederungen von der Notwendigkeit und den Vorzügen der ganz auf Arbeitsmobilisierung und kaum noch auf die traditionelle gewerkschaftliche Interessenvertretung ausgerichteten H. zu überzeugen. Doch gelang es ihm noch im November 1948, die Bitterfelder Beschlüsse durchzusetzen, die sich gegen das Nurgewerkschaftertum und die Fortexistenz von Betriebsräten aussprachen. Parallel dazu organisierte er eine Hennecke-Woche mit zahlreichen weiteren Aktivistenschichten und leitete damit seine Wettbewerbskampagne für den Zweijahrplan 1949/50 ein, die den Auftakt zu einer breit angelegten Aktivistenbewegung bilden sollte.
Adolf Hennecke selbst wurde mit hohen Auszeichnungen bedacht, darunter schon 1949 der Nationalpreis der DDR, und übernahm bald herausgehobene staatliche und polit. Funktionen: Er stieg zum Abteilungsleiter im Ministerium für Schwerindustrie auf und gehörte seit 1949 der Volkskammer sowie seit 1954 außerdem dem ZK der SED an.
F.S.