Traditionspflege. Die bewusste T., die auch in den Dienst der eigenen Geschichtspropaganda gestellt werden konnte, hatte für den FDGB einen hohen Stellenwert. Dabei wurde die Geschichte der kommunist., revolutionären Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung und des vermeintlich von ihr angeführten antifaschist. Widerstandskampfes ganz in den Mittelpunkt gerückt. Andere Traditionen, etwa die sozialdemokrat. Gewerkschaftsbewegung mit ihrer Schwerpunktsetzung auf klassische Lohn-, Tarif- und Sozialpolitik wurden dagegen immer mehr an den Rand gedrängt und schließlich, gebranntmarkt als Nurgewerkschaftertum, ganz aus der eigenen T. hinausgesäubert.
Die Hochschule der Deutschen Gewerkschaften „Fritz Heckert“, deren Namensgebung selbst einen engen Traditionsbezug zur kommunist. Roten Gewerkschaftsinternationale (RGI) in Moskau dokumentiert, befasste sich in verschiedenen Instituten, etwa dem für Philosophie und dem für Geschichte, mit den Aufgaben der T.; sie unterhielt zudem die Zentralbibliothek der Gewerkschaften (ZBG, 1949-92), die aus dem Impuls heraus gegründet worden war, Lehren aus der Geschichte der deutschen Gewerkschaften, insbesondere aus ihrem Scheitern vor den Herausforderungen des Nationalsozialismus, ziehen zu können.
Der FDGB und seine Einzelgew. setzten sich im Interesse der T. auch dafür ein, dass in Volkseigenen Betrieben (VEB) und anderen Einrichtungen, darunter vor allem die außerbetrieblichen Bildungsstätten, so genannte „Traditionszimmer“, „-ecken“ oder „-kabinette“ eingerichtet wurden. Diese Räumlichkeiten wurden in der Regel mit Wandzeitungen, Fotogalerien oder ganzen Ausstellungen ausgestattet, die an das Wirken bestimmter, als Vorbilder herausgestellter Persönlichkeiten erinnerten. Oft handelte es sich dabei um die Namensgeber der betreffenden Betriebe oder Einrichtungen. Gern wurden diese für die T. vorgesehenen Räumlichkeiten für Gedenkveranstaltungen und zur Inszenierung anderer feierlicher Anlässe genutzt, etwa die Übergabe von FDGB-Mitgliedsbüchern an neu aufgenommene Auszubildende.
F.S.