FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Kollektiv der sozialistischen Arbeit. Staatlicher Ehrentitel, der ab 1962 an Kollektive verliehen wurde. Vorläufer waren die Titel „Brigade der sozialist. Arbeit“ und „Gemeinschaft der sozialist. Arbeit“. Die Auszeichnung erfolgte für hervorragende Leistungen im sozialist. Wettbewerb, die Erfüllung polit., kultureller und fachlicher Ansprüche sowie die Einhaltung sozialist. Moral und Ethik. Bedingung war die Aufnahme und Erfüllung kontrollier- und abrechenbarer Verpflichtungen sowie der vorherige Erwerb staatlicher oder betrieblicher Auszeichnungen durch eine Mehrheit der Kollektivmitglieder. Die Verleihung sowie Bestätigung der erfolgreichen Titelverteidigung erfolgte durch die Betriebsleitungen oder Vorstände sozialist. Genossenschaften mit Zustimmung der BGL, bzw. der Leitung der Grundorganisation der FDJ bei Jugendkollektiven. Das Kollektiv erhielt eine Urkunde und eine Prämie, die von Betriebsleiter und BGL auf Grundlage des BKV festgelegt wurde. Jedes Mitglied erhielt eine Medaille und eine Urkunde. 1967-71 wurden mehrmalige Auszeichnungen durch eine Medaillenspange gekennzeichnet. 1971-75 gab es eine Ehrenspange für ununterbrochene Verteidigung über den Zeitraum des Fünfjahrplans, ab 1979 eine Spange für fünfmalige ununterbrochene Verteidigung in einem beliebigen Zeitraum.
Im Gegensatz zu den „Brigaden der sozialist. Arbeit“ wurde der Titel K.d.s.A. auch in nicht-produzierenden Bereichen vergeben. Diese vom FDGB initiierte Umorientierung der Kollektivauszeichnungen brachte eine finanzielle Gleichstellung von Kollektiven aller Bereiche mit den Brigaden der Produktion. Zugleich sollte die Förderung von Neuerern, Rationalisatoren und Erfindern verstärkt werden.
Als Bestandteil der betrieblichen Plandiskussion dienten die Wettbewerbsverpflichtungen der Umsetzung der zentralen Planvorgaben. Die Betriebs- und Gewerkschaftsleitungen sollten die nötigen Voraussetzungen für die Erfüllung der Verpflichtungen schaffen. Dabei wurden die Kollektive auch von den Kommissionen der BGL z.B. für Arbeit und Löhne oder Kultur und Bildung unterstützt. Durch die Einbindung in die Bewegung „Sozialist. arbeiten, lernen und leben!“ wurden auch außerbetriebliche Lebensbereiche für den Wettbewerb relevant. Das Verhalten jedes Mitgliedes wurde damit einer sozialen Kontrolle durch das Kollektiv ausgesetzt. Die hohen Maßstäbe der K.d.s.A., wurden jedoch kaum realisiert. Der Titelkampf wurde stark formalisiert und schematisiert, indem ohnehin erbrachte Arbeitsleistungen oder geplante Freizeitaktivitäten abgerechnet wurden. Ein Erfolg waren die K.d.s.A. aufgrund der hohen Zahl an Teilnehmern und Titelträgern. 1989 hatten bereits 270 000 Kollektive mit 4,8 Mio. Mitgliedern die Auszeichnung erhalten. Der erhoffte wirtschaftliche Nutzen dieser Massenbewegung blieb dagegen aus.
A.W.