FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Exilplanung der KPD. Die Frage des Wiederaufbaus der Gewerkschaften war für die E.d.KPD für die polit. und gesellschaftliche Neugestaltung Deutschlands nach dem Krieg von zentraler Bedeutung. Die Hegemonie der Sozialdemokratie über die deutschen Gewerkschaften sollte gebrochen und der kommunist. Einfluss mittels Organisation (Betrieb als Ort der gewerkschaftlichen Grundorganisation) und Kader von Anfang an gesichert werden. Basis der Planungen war seit spätestens 1944, dass Deutschland vollständig von den Alliierten besetzt würde und die Kommunisten in Deutschland mit Unterstützung der sowj. Besatzungsmacht (s. SMAD) würden agieren können. In den „Richtlinien zur Gewerkschaftspolitik“ von 1944 bzw. der vorangehenden Diskussion wurde auch für Deutschland entsprechend dem sowj. Referenzmodell die Perspektive von Gewerkschaften als Massenorganisation entwickelt, die „Transmissionsriemen“ der marxist.-leninist. Partei der Arbeiterklasse sein und zunehmend in den Staatsaufbau integriert werden sollte.
Der zunächst nur intern formulierte kommunist. Führungsanspruch in der anvisierten Einheitsgewerkschaft wurde a) histor. mit dem Versagen („Kapitulation“) der alten, reformist. Führungen der Richtungsgewerkschaften und b) polit. mit der neuen Rolle der KPD als „Staatspartei“ begründet. Ob und in welchem Zeitraum diese Ziele erreicht werden konnten, war im Frühjahr 1945 noch nicht abzusehen; taktische Rücksichtnahmen auf die anderen Akteure waren in jedem Fall nötig. Entsprechend wurden die für den Einsatz in Deutschland vorgesehenen Kader geschult. Konsequent begannen die kommunist. Moskau-Kader - und dabei bald angeleitet vom Parteiapparat (s. Ausschuss für Arbeit und Sozialfürsorge (bei der KPD-Führung)) - unmittelbar nach Kriegsende mit der Sammlung von Kadern in Deutschland, wobei insbesondere auch Kontakte mit sozialdemokrat. und Gewerkschaftsfunktionären geknüpft werden sollten, die während des Nationalsozialismus „mit der Sozialdemokratie gebrochen und sich in der antifaschist. Arbeit bewährt“ hatten. Kommunist. Kader dominierten dann auch von Anfang an den vorbereitenden Gewerkschaftsausschuss für Groß-Berlin, der mit seinem Gründungsaufruf zum Ausgangspunkt der Gewerkschaftsneubildung in Berlin und der SBZ wurde.
M.K.