- Südafrika entwickelt sich zu einem Schwellenland. Bei der Überwindung der strukturellen Wirtschaftskrise wurden in den letzten Jahren erhebliche Erfolge erzielt, und die regionalen und nationalen Rahmenbedingungen haben sich erheblich verbessert. Noch nie in der Geschichte der letzten Jahrzehnte waren die Potentiale für eine friedliche und wohlstandsmehrende Zukunft so gut wie heute.
- Einige zentrale Erbschaften der Apartheid wurden überwunden. Die politischen Diskurse zeigen an, daß die südafrikanische Nation die Herausforderungen angenommen hat. Eine freie Presse, die bestehenden Organisationen der Zivilgesellschaft, die Demokratisierungsprozesse und die Aufarbeitung der Vergangenheit bilden eine gute Basis für eine gedeihliche Zukunft.
- Der gegenwärtige komplexe Reformkurs muß freilich noch viele Barrieren überwinden. Das Wirtschaftswachstum ist insgesamt eher intensiv als extensiv. Andererseits verzeichnen die Arbeits- und die Kapitalproduktivität (total factor productivity - TFP) erhebliche Fortschritte, auch wenn sie noch nicht das Niveau vergleichbarer Ökonomien erreicht haben. Die niedrigen Investitions- und Sparquoten behindern größere Erfolge. Sie hängen jedoch auch von der Entwicklung der Außenwirtschaft und von den globalen Entwicklungen ab, denen sich Südafrikas Wirtschaft und Wirtschaftspolitik noch nicht dynamisch genug angepaßt haben.
- Fortschritte im industriellen Bereich hängen vor allem davon ab, ob es gelingt, das Kompetenzniveau zu heben, die Zahl der qualifizierten Ingenieure zu erhöhen, die Engpässe im Management zu beseitigen (Folge der früheren Rassenpolitik) und mehr qualifizierte schwarze Manager in Entscheidungspositionen zu bringen.
- Die Fehler der vom Apartheidregime verfolgten Import-Substitutionsindustrialisierung (ISI) sind allenthalben zu spüren. Große Unternehmen wurden geschützt, so daß die Märkte von Oligopolen beherrscht wurden und der Staat eine große Rolle im Wirtschaftsprozeß spielte, während Klein- und Mittelunternehmen - vor allem das "black business" - daran gehindert wurden, wirtschaftlich aktiv zu werden.
- Besonders gravierend ist die hohe Arbeitslosigkeit, die mit den traditionellen Mitteln der Wachstumssteigerung nicht gesenkt werden kann. Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor nach rassischen Kriterien gespalten. Der Ausbildungsstand der meisten Arbeitslosen ist sehr niedrig, qualifizierte Arbeitskräfte in den Wachstumssektoren sind dagegen knapp. Ein dualer Arbeitsmarkt erfordert eine bisher kaum erkennbare Doppelstrategie, um die Beschäftigungsprobleme auffangen zu können.
- Südafrika wird auch auf lange Sicht das Wunschziel eines kontinuierlichen BIP-Wachstums von 6% nicht erreichen. Wachstumsraten dieser Größenordnung erfordern interne Investitionsquoten von mindestens 25%, weitaus höhere Auslandsdirektinvestitionen sowie wachsende Binnennachfrage und erhebliche Außenhandelserfolge.
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