FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Mitgliedsbeiträge. Die Satzung des FDGB schrieb einen monatlichen Mitgliedsbeitrag vor. Dieser bewegte sich zwischen 1 und 1,5% des Bruttoeinkommens und lag zwischen einem Minimum von 0,50 und einem Maximum von 35 Mark. Die Finanzierung der Organisation, ihres Apparates und ihres Leistungsangebots erfolgte im Wesentlichen aus den Beiträgen der in den Anfangsjahren knapp fünf und in den späten 80er Jahren rund neuneinhalb Mio. Mitglieder. Zusätzliche Einkünfte erzielte der FDGB durch den Verkauf von Spenden- und Solidaritätsmarken. Die hierdurch eingenommenen Mittel sollen eine Summe erreicht haben, die fast einem Drittel der M. entsprach. Solche Einnahmen wurden zeitweise, vor allem wohl in den 60er und 70er Jahren, nur durch einen gewissen Druck auf die Mitglieder und die Festschreibung der Spendenhöhe in Wettbewerbsprogrammen erzielt. So sah sich der BuV z.B. 1982 veranlasst, beim Kauf von Solidaritätsmarken das „Prinzip der Freiwilligkeit“ anzumahnen und gegen die Nennung von Solidaritätsbeiträgen in Wettbewerbsprogrammen Stellung zu nehmen.
Die Höhe der M. dürfte immer unter dem Soll gelegen haben. Öfter stellten Mitglieder Beitragszahlungen ein, weil sie sich durch den SED-gesteuerten FDGB nicht hinreichend vertreten sahen (s.a. Widerstand und Opposition). Gleichwohl bestritt der FDGB aus seinen Einnahmen umfangreiche Ausgaben. Dazu zählten neben der Finanzierung des eigenen Apparates vor allem die Kulturarbeit (s.a. Kulturelle Massenarbeit), der Feriendienst und Ausbildungskosten für den Arbeitsschutz. Hierfür erhielt der FDGB auch Zuschüsse aus dem Staatshaushalt, aus den Haushalten der Räte der Bezirke und Kreise sowie aus den Kultur- und Sozialfonds der Betriebe. Nach Angaben des FDGB sind beispielsweise zwischen 1977 und 1981 für solche Zwecke 4,8 Mrd. Mark ausgegeben worden. Hinzu kamen weit über 650 Mio. Mark zur Unterstützung von Gewerkschaften in der Dritten Welt (s.a. Internationale Arbeit). Über 200 Mio. Mark wurden in diesem Zeitraum für die Betreuung von Gewerkschaftsveteranen und für die Volkssolidarität aufgewandt. Damit konnte sich der FDGB als wichtiger sozialpolit. Akteur profilieren. Kaufkraft wurde durch die relativ niedrigen M. nur in geringem Umfang abgeschöpft.
P.H.