FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Brigadetagebuch. Das B. entstand im Zusammenhang mit der im Januar 1959 begonnenen Kampagne des „Kampfes“ um den Titel „Brigade der sozialist. Arbeit“. Unter der Devise „sozialist. arbeiten, lernen und leben“ sollte das B. die Zusammengehörigkeit des „Kollektivs“ und die polit. Loyalität gegenüber dem SED-Regime stärken. Das B. diente in der Regel auch als Tagebuch der Gewerkschaftsgruppe und wurde entweder von einem einzelnen Brigademitglied auf Dauer oder nach einem Umlaufverfahren geführt. Es galt in der DDR als eine Form des literar.-künstler. Schaffens und erwies sich häufig als Ausgangspunkt für die Bildung von Zirkeln schreibender Arbeiter. Das B. enthielt zumeist Berichte über gemeinsame Freizeitveranstaltungen, aber auch über Probleme und Erfolge der täglichen Arbeit. In vielen Fällen eher anspruchslos und formal verfasst, wurden andere B. über Jahre mit viel Engagement betreut. Mit oft handgeschriebenen Texten, Fotos, Zeichnungen usw. erweisen sich B. nicht selten als beachtenswerte zeithistor. Quelle. Die Intensität der Tagebuchführung ließ in den 70er und 80er Jahren nach. Ein großer Teil der B. ging nach 1989 verloren oder gelangte in private Hand.
P.H.