Zwangsmigrationen in Europa 1938-48
Adrian von Arburg
Karls-Universität Prag
Vertreibung, Zwangsaussiedlung und Deportation der tschechoslowakischen Deutschen (1945-1948)
Der "Transfer unter der Hand" (Frühling/Sommer 1945)
"Der Tscheche hat in diesem Raum letzten Endes nichts verloren", so die Losung von Reinhard Heydrich, Hitlers neuem Statthalter in Prag, in einer Geheimrede vom Oktober 1941. Obwohl die NS-Politik in den böhmischen Ländern, vorwiegend im Interesse der Rüstungsproduktion, sich vor der Enthüllung ihrer langfristigen Ziele hütete, sorgten mehrere Terrorwellen, Aussiedlungen ganzer Landstriche, eine konsequente Germanisierungspolitik in allen Lebenssphären und nicht zuletzt die schonungslose wirtschaftliche Ausbeutung von Menschen, Gütern und Vermögen für eine in der Geschichte beispiellose Aufstauung von Vergeltungs- und Hassgefühlen gegen alles Deutsche. Die Zerschlagung der Tschechoslowakei und die anschließende über sechsjährige Besatzungszeit war auf tschechischer Seite ohne Frage das Hauptmotiv für den Wunsch, künftig in einen "Nationalstaat" ohne deutsche Minderheit zu leben. Dass dabei auch wesentlich weiter zurückreichende Vorstellungen über die Deutschen als landesfremde "Kolonisten und Herbeigewanderte" (ein Wort des führenden Mitglieds der tschechischen Nationalbewegung und ersten tschechoslowakischen Präsidenten, Tomáš Masaryks, aus dem Jahr 1918, das er umgehend zurücknahm) Paten standen, ist wahrscheinlich, aber kaum schlüssig nachweisbar und deshalb umstritten.
Die Verwandlung des Wunsches in die Tat war nur zum Teil das Ergebnis des spontanen Volkszorns, wie oft tradiert wird. Dieser war es aber, der vor allem im Mai und Juni 1945 für die Mehrzahl der Gewalttaten gegen die pauschal aufgrund ihrer Nationalität als "staatlich unzuverlässig" gebrandmarkten Deutschen verantwortlich war. Es verdient Beachtung, dass das Plündern, Morden und Vergewaltigen eher selten eine Sache der im "Sudetenland" alteingesessenen Tschechen war, sondern in der Regel von meist irregulären bewaffneten Verbänden durchgeführt wurde, deren Angehörige als Ortsfremde nie mit Deutschen zusammengelebt hatten.
Die obersten politischen Funktionsträger der neu errichteten Tschechoslowakei trugen für die Ausschreitungen vor allem eine gewichtige indirekte Verantwortung. Befehle aus Regierungskreisen zur physischen Vernichtung von Personen sind nicht belegt und unwahrscheinlich. Der politischen Führung kann jedoch vorgehalten werden, nicht genug gegen das Wüten der Straße unternommen zu haben. Am dritten Tag nach ihrer Ankunft in Prag (12.5.1945) entschied das Kabinett, einen von Premier Fierlinger angeregten Aufruf im Rundfunk zur Einstellung der Lynchjustiz zu unterlassen, da die in Sachen Chauvinismus zueinander in einem Wettstreit stehenden Vertreter der Kommunisten und Volkssozialisten einen Prestigeverlust unter der Bevölkerung befürchteten. Stattdessen verkündete der wegen seines Einlenkens nach dem "Münchener Abkommen" um seine Popularität bangende Präsident Edvard Beneš am gleichen Tag in Brünn, sein Programm sei, "die Deutsche Frage in der Republik zu liquidieren". Vier Tage später forderte er auf dem Prager Altstädter Ring gar die "kompromisslose Liquidierung der Deutschen in den böhmischen Ländern", wobei Beneš aber gewiss nicht eine physische Vernichtung vorschwebte. In Lidice verkündete er, dass für die Verbrechen der Nationalsozialisten das ganze deutsche Volk verantwortlich sei. Mitte Juni forderte er in Tábor, einer früheren Bastion der Hussiten, die Entgermanisierung der Republik "überall und in allem". Die zu einer Aufheizung der Stimmung beitragenden Aufrufe von Beneš und anderen hohen Funktionsträgern standen nicht im Einklang mit dem am 5. April in Kaschau verkündeten Regierungsprogramm. Dieses hatte aus internationaler Rücksichtnahme die schon vorher beschlossene Absicht einer Zwangsaussiedlung des größten Teils der Sudetendeutschen verschleiert. In nebulösen Worten war dort vielmehr von einem differenzierten Vorgehen gegen die Deutschen die Rede, wobei nur wirklich Schuldige zu bestrafen und nur diese wie auch Deutsche aus dem "Altreich" auszusiedeln gewesen wären.
Im Unterschied zu den Gewaltexzessen an Leib und Leben waren die Ende Mai in mehreren Gebieten parallel einsetzenden Austreibungsvorgänge nicht nur indirekt von der Regierung zu verantworten, sondern von Anfang an zentral angeordnet, von der Armeespitze koordiniert und durch Soldaten der regulären Armee realisiert. Paramilitärische "Revolutionsgarden" und nicht selten erst zu Kriegsende gebildete Partisanenformationen, die zu flächendeckenden Aussiedlungen gar nicht in der Lage gewesen wären, spielten dabei nur noch eine Statistenrolle. Die Absicht von Kommunistenführer Gottwald, die Bevölkerung unmittelbar nach der Ankunft der Regierung in Prag zur "Säuberung von den Deutschen" aufzurufen, wurde damals noch verworfen, doch schon am 15. Mai nahm das Regierungspräsidium die Nachricht des Generalstabschefs zur Kenntnis, dass erste Armeeeinheiten mit der Aufgabe ins "Grenzgebiet" entsandt worden seien, "die Deutschen über die Grenzen zu drücken". Die gesamte Regierung billigte am 23. Mai auf Vorschlag der Armee die allgemeine "Säuberung" des Gebiets von den Deutschen – ein Beschluss, der als Deportationsbefehl gelten kann. Präsident Beneš gab am 6. Juni der Armeeführung, die ihn fortlaufend über die Vertreibungen informierte, grünes Licht zur Fortsetzung der "Evakuation", wies aber darauf hin, dass von den Westalliierten noch kein Einverständnis über den Beginn der Aussiedlung gegeben worden sei. Daher kamen als Zielgebiet für den "Transfer unter der Hand" (Gottwald) nur die SBZ und Österreich in Frage, da sich die dort stationierten Rote Armee-Einheiten kooperationswillig zeigten. Zu den knapp gefassten, kaum zwischen einzelnen Deutschen differenzierenden Armee-Befehlen gesellten sich genauere Richtlinien der Verwaltungsorgane, die im Fall einer Anweisung des Prager Landesnationalausschusses vom 12. Juni die "mit entschiedener Konsequenz" durchzuführende Aussiedlung der Deutschen aus Böhmen anordneten.
In den Monaten der "wilden" Vertreibung, die dieses Attribut nur im Vergleich zu der besser vorbereiteten und international vereinbarten Aussiedlung des Folgejahres und in Bezug auf die misslichen Begleitumstände für die Betroffenen verdient, wurden vor allem die grenznahen Gebiete Nordböhmens bis zum Riesengebirge, Südmähren und die "Sprachinseln" bei Iglau und Brünn bereits mehr als zur Hälfte ihrer deutschen Bevölkerung entledigt. Aus Schlesien und Nordmähren wurde erst ein relativ kleiner Teil der ansässigen Deutschen vor allem mit Eisenbahntransporten nach Sachsen geführt. Die Amerikaner erlaubten in ihrer Besatzungszone in West- und Südböhmen nur die "Repatriierung" von reichs- und "volksdeutschen" Flüchtlingen sowie Kriegsgefangenen.
In Artikel XIII des Anfang August 1945 unterzeichneten Potsdamer Abkommens hatten sich die großen Kriegsalliierten auf einen "Transfer" der deutschen Bevölkerung aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn nach Deutschland geeinigt. Diese nun völkerrechtlich verankerte Aussiedlung sollte "auf geordnete und humane Weise" vonstatten gehen und erst beginnen, wenn der Alliierte Kontrollrat mit den entsprechenden Staaten einen Transferplan ausgearbeitet hatte. Bis dahin erging auch an Prag die Bitte, von eigenmächtigen Vertreibungen abzusehen. Stattdessen beschloss das Kabinett einen Tag nach Ende der Potsdamer Konferenz, mit der Vertreibung fortzufahren, solange dazu die praktischen Möglichkeiten gegeben seien und hielt sich für den Fall des Falles fadenscheinige Ausreden parat. Am Tag zuvor hatte Präsident Beneš ein schon im Frühling von der Regierung beschlossenes Verfassungsdekret unterzeichnet, wonach die überwiegende Mehrheit der tschechoslowakischen Deutschen der Staatsbürgerschaft für verlustig erklärt wurde.
Die weder durch internationales noch nationales Recht gedeckte Vertreibung kam erst im September 1945 zum Stillstand. Nach Auswertung sich häufig widersprechender Quellenangaben kann geschätzt werden, dass bis Ende September etwa 700.000 bis 850.000 Deutsche die böhmischen Ländern verlassen haben. Bei etwa drei Vierteln von ihnen dürfte es sich um gewaltsam vertriebene Sudetendeutsche gehandelt haben.
Die international vereinbarte Zwangsaussiedlung
Nach dem Potsdamer Beschluss betraf die Zwangsaussiedlung nur ethnische Deutsche. Tschechen oder Slowaken, hatten sie auch noch so schwere Schuld auf sich geladen, unterlagen nicht der Aussiedlung, für den sich im tschechoslowakischen Milieu der ursprüngliche Verwaltungsbegriff odsun (Abschiebung) durchzusetzen begann. Absichtlich wurde in keiner veröffentlichten Rechtsnorm definiert, wer als Deutscher zu betrachten sei. Das Innenministerium war sich nämlich bewusst, dass eine eindeutige Nationalitätenbestimmung bei den langfristig gewachsenen und ineinander verzahnten Identitätsstrukturen in den böhmischen Ländern ein Ding der Unmöglichkeit sein würde. Zwar wurde in internen Richtlinien ein Katalog von angeblich "objektiven" Nationalitätenkriterien aufgestellt. Doch in Grenzfällen wusste auch das Innenressort keinen besseren Rat, als das ganze Theoriegerüst fallen zu lassen und sich einzig auf das Herdersche Prinzip zu verlassen: Wenn bei jemandem, der sich als Tscheche bekannte, festgestellt wurde, dass er nicht fließend Tschechisch sprach, war er als Deutscher einzustufen und abzuschieben. Vor allem Menschen aus gemischtsprachigen Gebieten und binationalen Familien, für die bisher im Leben "Ethnizität" nichts mehr als ein abstrakter Begriff gewesen war, konnten so in den Vertreibungsstrudel hineingerissen werden.
Die von den Alliierten gebilligte Aussiedlungsquote von 2,5 Mio. Deutschen (1.750.000 in die US-Zone, 750.000 in die SBZ) wurde im Jahr der "systematischen" Aussiedlung (1946) nicht voll ausgeschöpft. Vor allem die US-Seite machte ab dem Frühling 1947 kein Geheimnis daraus, dass für sie eine Zuendeführung des "Transfers" angesichts der schwierigen Versorgungsverhältnisse in Deutschland vorerst nicht in Frage komme. Auf Seiten der Westalliierten sich häufende Bedenken gegen das Transfer-Prinzip an sich und die sich breit machende Kalte-Kriegs-Atmosphäre taten ihr Übriges dazu, dass gegen 100.000 von den tschechoslowakischen Behörden als "abschubspflichtig" deklarierte Personen nicht mehr im international vereinbarten Rahmen nach Deutschland gelangten. Unter Einrechung der in der "wilden" Phase Vertriebenen und der slowakischen Deutschen ("Karpatendeutschen") wurden in der unmittelbaren Nachkriegszeit insgesamt fast drei Millionen Deutsche aus der Tschechoslowakei ausgesiedelt.
Internierung und Deportation
Organisierte Migrationen auf Massenbasis sind in der modernen Zeit ohne die Nutzung eines ausgedehnten Lagersystems kaum denkbar. Insgesamt dürften nach Kriegsende geschätzte 350.000 Personen (meist Deutsche, daneben echte und angebliche tschechische "Kollaboranten") für längere Zeit in lagerähnlichen Unterkünften interniert gewesen sein. Die Zahl der entsprechenden Einrichtungen betrug mehrere Hundert. Besonders im ersten Nachkriegsjahr waren die Bedingungen in den Lagern oft katastrophal, so dass nach tschechischen Schätzungen für den Gesamtzeitraum von 1945 bis 1948 mit mindestens 6.000 bis 7.000 Todesfällen ausgegangen werden muss. Über die Gesamtzahl der infolge der anti-deutschen Persekutionsmaßnahmen der Jahre 1945 bis 1948 ums Leben gekommenen Personen wurde in der Vergangenheit viel gestritten. Noch immer wird in Deutschland und Österreich von gewissen Kreisen eine Todesopferzahl von über 220.000 genannt. Diese Angabe entspricht statistischen Hochrechnungen mit zahlreichen Variabeln und gilt heute unter Historikern als stark übertrieben. Tschechische Forschungen, die von tatsächlich belegbaren Todesfällen ausgehen, schätzen die Zahl der deutschen Opfer von Vertreibung, Verfolgung, Internierung und Zwangsarbeit auf 15.000 bis 30.000.
Nach dem vorzeitigen Ende des "Transfers", verblieben Ende 1946 mehr als 200.000 Deutsche in den böhmischen Ländern. Der Mehrheit war aus ökonomischen Gründen ein Bleiberecht eingeräumt worden. Die aufgrund ihrer politischen Loyalität weiterhin Geduldeten stellten nur eine kleine Minderheit. Die überwiegende Mehrzahl der als "Antifaschisten" anerkannten Deutschen hatte sich unter den vielfältigen gesellschaftlichen Schikanen, die trotz anders lautender Bestimmungen auch auf sie abfärbten, sowie wegen eines bewusst in die Länge gezogenen Staatsbürgerschafts-Bestätigungsverfahrens "freiwillig" zur Aussiedlung entschlossen. Nicht wenigen Hitler-Gegnern, an deren Loyalität zum tschechoslowakischen Staat keine Zweifel bestehen konnten, wurde trotzdem ihr Besitz konfisziert, oder sie erlangten aufgrund der strengen Auflagen gar nie den Status von Antifaschisten und gelangten in den üblichen Viehwaggons nach Deutschland. Einen kaum leichteren Stand hatten die dem Holocaust entkommenen deutschsprachigen Juden. Erst im September 1946, als es für viele schon zu spät war, wurden diese generell vom "Abschub" ausgenommen. Die Mehrheit der Verbliebenen wanderte darauf aus freien Stücken aus.
Die Frage der Restdeutschen versuchte Prag in den Jahren 1947/48 durch eine Art "inneren Abschub" zu lösen. Mittelfristig sollten alle verbliebenen Deutschen aus den Sudetengebieten familienweise auf dem traditionell tschechischen Land in Innerböhmen und -mähren "zerstreut" und assimiliert werden. In bis zu 40.000 Fällen wurde diese Absicht auch realisiert, doch war die Deportation in der eigenen Heimat nur für eine Minderheit von fortwährender Dauer. Mit der definitiven Kursänderung in der Nationalitätenpolitik zu Anfang der 50er Jahre und der vorangegangenen Gründung des "Bruderstaates" DDR war an eine Weiterführung der grundsätzlich repressiven Politik nicht mehr zu denken. Dauerhafter war jedoch die Verschleppung von einigen Tausend sudetendeutschen Familien ins Uranabbaugebiet bei St. Joachimsthal im Erzgebirge im Jahre 1948.
Der weitere Rahmen: Zwangsumsiedlung und Heimatverlust in der Nachkriegs-Tschechoslowakei
Nicht nur Deutsche erlitten in der neu errichteten Tschechoslowakei das Schicksal des gewaltsamen Heimatverlustes. Auch nach Ende der Aussiedlung blieb noch immer etwa ein Drittel der neu zusammengesetzten Gesellschaft in den bisher deutsch besiedelten Gebieten für einige Zeit von Formen einer gewaltsamen Umsiedlung innerhalb der Staatsgrenzen bedroht. Nebst den verbliebenen Deutschen galt dies für weitere autochthone Minoritätengruppen. Unter den nach 1945 neu Hinzugekommenen waren den Staatssicherheitsorganen praktisch alle diejenigen suspekt, die nicht der Mehrheit der tschechischen Neusiedler aus dem Landesinnern angehörten (tschechische Alteingesessene, tschechische und slowakische "Reemigranten" aus dem Ausland, Magyaren, Slowaken aus der Slowakei, Roma, Rusynen aus der Karpatoukraine). In Winter 1946/47 ließ die tschechoslowakische Regierung über 44.000 Ungarn aus der Südslowakei in die böhmischen Länder deportieren. Auch diese Verschleppung, als Arbeitseinsatz getarnt, sollte dauerhaften Charakter besitzen und zur Lösung der "Ungarischen Frage" in der Slowakei beitragen. Die zwar winzige, aber kompakt siedelnde kroatische Minderheit im südmährischen Grenzgebiet wurde nach dem Krieg erbarmungslos im mährischen Landesinnern "zerstreut" und damit ausgelöscht.
Nach der vollständigen kommunistischen Machtübernahme im Februar 1948 nahmen Vertreibungen und Repressionsmaßnahmen mit nationalem Unterton allmählich ab. Der Gedanke, Angehörige von unliebsamen Gruppen durch Zwangsumsiedlung "unschädlich" zu machen, blieb dagegen noch bis Mitte der fünfziger Jahre nicht nur als Theorie lebendig und wurde mit den neu dominierenden machtpolitischen und Klassenmotiven kombiniert. Die Zwangskonzentrierung von Geistlichen und Ordensschwestern, die Umsiedlung von sog. "Kulaken" im Zuge der Kollektivierung in der Landwirtschaft, der zweimalige Versuch, die Großstädte zu "proletarisieren" wie auch die Errichtung von Zwangsarbeitslagern für (vermeintliche) Regimegegner und "Asoziale" und der Plan, deren Angehörige aufs Land zu übersiedeln, zeigen unübersehbare Kontinuitäten auf, die im Blick auf die Vertreibung der Deutschen bisher weder auf tschechischer, geschweige denn auf deutscher Seite kaum reflektiert werden.
Literaturhinweise
Arburg, Adrian von: Patentrezept Zwangsumsiedlung. Tschechoslowakische Bevölkerungspolitik im mitteleuropäischen Vergleich 1945-1954, in: Niedobitek, Matthias – Kroll, Frank-Lothar (Hrsg.): Vertreibung und Minderheitenschutz, Berlin 2005 (Chemnitzer Europastudien – im Druck).
Komparativ angelegte Studie, bezieht sich speziell auf Formen binnenstaatlicher Zwangsumsiedlungen in der Tschechoslowakei, Polen und Ungarn im ersten Nachkriegsjahrzehnt. Enthält eine Begriffstypologie zum Thema "Zwangsmigrationen".
Brandes, Detlef: Der Weg zur Vertreibung 1938-1945. Pläne und Entscheidungen zum "Transfer" der Deutschen aus der Tschechoslowakei und aus Polen, München 2001 (Veröffentlichungen des Collegium Carolinum, 94) [Tschechische Ausgabe: Cesta k vyhnání 1938-1945. Plány a rozhodnutí o "transferu" Nĕmců z Československa a z Polska, Praha 2002].
Das Standardwerk zur Genese der Vertreibungspläne von "München" bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, v. a. im Umkreis der Exilregierungen und auf Seiten der großen Kriegsalliierten.
Brandes, Detlef – Kural, Václav (Hrsg.): Der Weg in die Katastrophe. Deutsch-tschechoslowakische Beziehungen 1938-1947, Essen 1994 (Veröffentlichungen des Instituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 3) [Tschechische Ausgabe: Cesta do katastrofy. Československo-nĕmecké vztahy 1938-1947. Referáty z třetí konference česko-nĕmecké historické komise, konané ve dnech 7.-9. října 1992 ve Štiřínĕ u Prahy, Praha 1993].
Konferenzband der Deutsch-tschechischen Historikerkommission mit einzelnen Beiträgen von Spezialisten über die Ereignisse von "München" bis zum Ende der Vertreibung und Aussiedlung (u. a. zur Berechnung der "Vertreibungsverluste").
Brandes, Detlef – Ivaničková, Edita – Pešek, Jiří (Hrsg.): Erzwungene Trennung, Vertreibungen und Aussiedlungen in und aus der Tschechoslowakei 1938-1947 im Vergleich mit Polen, Ungarn und Jugoslawien, Essen 1999 (Veröffentlichungen der Deutsch-Tschechischen und Deutsch-Slowakischen Historikerkommission, 8; Veröffentlichungen zur Kultur und Geschichte im östlichen Europa, 15) [Slowakisch-tschechische Ausgabe: Vynútený rozchod. Vyhnanie a vysídlenie z Československa 1938-1947 v porovnaní s Poľskom, Maďarskom a Juhosláviou, Bratislava 1999].
Weiterer Konferenzband der Historikerkommission, unter stärkerer inhaltlicher Gewichtung der Nachkriegs-Ereignisse als beim Vorband (u. a. auch regionale Studien sowie Beiträge über die Deutschen und Ungarn in der Slowakei).
Hrabovec, Emilia: Vertreibung und Abschub. Deutsche in Mähren 1945-1947, Frankfurt/Main u. a. 1995 (Wiener Osteuropa-Studien, 2).
Bisher einzige deutschsprachige Monographie über die Gesamtthematik der Vertreibung und Aussiedlung aus den böhmischen Ländern, vorwiegend auf Grundlage von tschechischen Amtsquellen.
Kučera, Jaroslav: Von der "nationalen" zur "sozialen" Revolution: Die Zwangsaussiedlung der Deutschen aus der Tschechoslowakei und der Februar-Sieg der Kommunisten, in: Nationale Frage und Vertreibung der Deutschen in der Tschechoslowakei. Fakten, Forschungen, Perspektiven aus dem Abstand von 50 Jahren, Oberösterreichisches Landesarchiv (Hrsg.), Linz 2000 (Sonderdruck aus: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 19), 123-140.
Konzise Darstellung über die seit Jahrzehnten viel diskutierte Frage nach dem Zusammenhang zwischen "Vertreibung" und kommunistischer Machtübernahme in der Tschechoslowakei.
Schieder, Theodor (Bearb.): Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa. Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei, Bd. IV/1 [Einleitende Darstellung und Anlagen], Hrg. vom Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegegeschädigte, Bonn 1957.
Erste und auf deutscher Seite bisher auch letzte Gesamtdarstellung der "Vertreibung". Mit Ausnahme einiger Interpretationen und Fakten (z. B. "Vertreibungsopfer") trotz des frühen Entstehungsdatums noch immer ein Standardwerk. Besondere Berücksichthigung der Slowakei. Im zweiten Teil (Bd. IV/2) Sammlung von ausgewählten Erlebnisberichten aus der "Ostdokumentation" des Bundesarchivs.
Stanĕk, Tomáš: Odsun Nĕmců z Československa 1945-1947, Praha 1991.
Das "Flagschiff" aller quellenorientierter "odsun"-Literatur. Die erste und umfassendste von bisher sieben Monographien des besten Kenners der Thematik. Leider ohne deutsche Übersetzung.
Stanĕk, Tomáš: Tábory v českých zemích 1945-1948, Šenov u Ostravy 1996.
Monographie zum Lagerwesen in den böhmischen Ländern, ausgestattet mit vielen statistischen Angaben. Sensibilisiert für regimeübergreifende Kontinuitäten. Deutsche Übersetzung in Bearbeitung.
Stanĕk, Tomáš: Verfolgung 1945. Die Stellung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien (ausserhalb der Lager und Gefängnisse), Wien u. a. 2002 (Buchreihe des Insituts für den Donauraum und Mitteleuropa, 8) [Tschechische Originalausgabe: Perzekuce 1945. Perzekuce tzv. státnĕ nespolehlivého obyvatelstva v českých zemích (mimo tábory a vĕznice) v kvĕtnu-srpnu 1945, Praha 1996].
Solide quellenfundierte Studie zu Formen von aussergerichtlicher Verfolgung, nüchtern im Stil und zurückhaltend in der Interpretation.
Zu den Quellentexten
Die deutsche Besatzungspolitik in der Tschechoslowakei
Das Thema Vertreibungen in der Tschechoslowakei und Tschechien seit 1949
Literatur aus der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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