FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Intensivierung. Mit dem Schlagwort I. wird systemübergreifend auf eine wirtschaftspolit. Strategie verwiesen, die wirtsch. Wachstum vor allem durch die mit Hilfe neuer Technologien intensivierte und rationalisierte Nutzung der vorhandenen Produktionsanlagen und Arbeitskräfte erzielen will, nicht vorrangig durch die expansive Erweiterung der Anlagen und den vermehrten Einsatz von Arbeitskräften. In der DDR wurden konkrete Maßnahmen zur Umsetzung des strateg. Konzepts der I. unter dem Schlagwort sozialist. Rationalisierung zusammengefasst; im allgemeinen Sprachgebrauch tauchten beide Begriffe aber häufig auch als ein Wortpaar oder sogar als Synonyme auf.
Schon das Reformkonzept des Neuen Ökonom. Systems der Planung und Leitung (NÖSPL) hatte der I. einen hohen Stellenwert eingeräumt, doch erst die auf dem VIII. Parteitag der SED im Juni 1971 als Hauptaufgabe proklamierte Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik sah in ihr die zentrale Wachstumsstrategie für die Volkswirtschaft der DDR, die der Bevölkerung einen wachsenden Lebensstandard ermöglichen, zugleich aber auch das allgemeine Leistungsniveau anheben sollte. Der FDGB, die Einzelgewerkschaften und ihre betrieblichen Gliederungen hatten die I. in ihrer Produktionspropaganda entsprechend herauszustellen; sie sollte schlicht der „Dreh- und Angelpunkt des sozialist. Wettbewerbs“ werden. Als wichtigste Bestimmungsfaktoren der I. galten seit dem VIII. Parteitag erstens die weitere Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, zweitens die Erhöhung der Effizienz von Investitionen, drittens die Steigerung der Arbeitsproduktivität, viertens die Sicherung der Versorgung mit Rohstoffen und deren bessere Ausnutzung sowie fünftens die Ausweitung der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit im Rahmen des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW). Vor dem Hintergrund der wachsenden außen- und binnenwirtsch. Probleme der DDR verschoben sich die Schwerpunkte in den folgenden Jahren allerdings immer stärker zu einer möglichst wenig forschungs- und kapitalaufwändigen Steigerung der Arbeitsproduktivität und zur intensiveren Nutzung der im Lande selbst vorhandenen Ressourcen, darunter vor allem die heimische Braunkohle als Energieträger und Ausgangsrohstoff. Dem FDGB fiel es zunehmend schwer, diese Art von I., die mit längeren, aber dennoch infolge von Stockungen oft unzureichend ausgenutzten Arbeitszeiten sowie zunehmendem Anlagenverschleiß und wachsenden Umweltproblemen verbunden war, als Garantie für volkswirtsch. Wachstum darzustellen.
F.S.