FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Frauenausschuss. F. bestanden von 1952-89 als ehrenamtliche Ausschüsse zur Wahrnehmung der Interessen berufstätiger Frauen bei den BGL und bei den Vorständen der LPG. Die Tätigkeitsschwerpunkte der F. waren auf die polit.-ideolog. Erziehung (s.a. Ideologievermittlung und Erziehung), die Leistungsstimulierung, die Förderung von Aus- und Weiterbildung, die Kontrolle der Arbeits- und Lebensbedingungen, die Interessenvertretung insbesondere von Müttern und die Kinderbetreuung gerichtet.
F. wurden auf Beschluss des SED-Politbüros vom 8.1.1952 gebildet. Zunächst unterstanden sie direkt der jeweiligen Grundorganisation der SED. Ein späterer Politbürobeschluss vom 15.12.1964 bewirkte die Integration der F. in die betrieblichen Gewerkschaftsorganisationen. Die Bildung eines F. setzte voraus, dass in einem Betrieb mindestens 30 Frauen beschäftigt waren.
Die F. suchten vor allem Einfluss auf die berufliche Qualifizierung der Frauen, auf ihre Berücksichtigung bei der Besetzung polit., gewerkschaftlicher und betrieblicher Funktionen sowie auf die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von Frauen zu nehmen. Sie waren berechtigt, Vorschläge für den BKV zu formulieren und die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen zur Frauenförderung zu kontrollieren.
Nach einem Beschluss des BuV vom 23.9.1981 erfolgte in Übereinstimmung mit den in der Struktur der BGL üblichen Bezeichnungen eine Umbenennung der F. in „Frauenkommissionen“. Allerdings blieb gegenüber den anderen Kommissionen der BGL ein Unterschied erhalten: Die F. wurden in Frauenvollversammlungen (in Großbetrieben auf Delegiertenkonferenzen) durch die weiblichen FDGB-Mitglieder vor der Neuwahl der BGL direkt gewählt. Vorschläge für die Kandidatinnen erfolgten in der Regel nach Beratung mit der BGL. Die Vorsitzende eines F. stand auf der Vorschlagsliste für die neu zu wählende BGL.
Großbetriebe stellten die Vorsitzende des F. möglichst von Arbeitsverpflichtungen frei. Seit 1976/77 war es den BGO mit einem Frauenanteil von mehr als 70% anheim gestellt, einen F. zu wählen. Infolge dessen ging die Zahl der F. und ihrer Mitglieder zurück 1973: 13 162 (104 311 Mitgl.); 1976: 10 074 (80 968 Mitgl.); 1982: 9 736 (77 548 Mitgl.).
P.H.