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Sozialdemokratische Sparpolitiken in Westeuropa
/ Michael Dauderstädt. - [Electronic ed.]. - Bonn, 1996. - 31 Kb, Text
Electronic ed.: Bonn: EDV-Stelle der FES, 1998
© Friedrich-Ebert-Stiftung
Vorbemerkung:
Diese Kurzstudie konzentriert sich auf die vier Nachbarländer
Schweden, Dänemark, die Niederlande und Österreich, die alle
Regierungen unter sozialdemokratischer Führung aufweisen und in jüngster
Zeit Haushaltskonsolidierungen durchführten. Sie stützt sich
dabei u.a. auf Länderstudien, die gezielt zu diesem Zweck erstellt
wurden und bei Bedarf als ausführlicheres Hintergrundmaterial zur
Verfügung stehen.
Zusammenfassung:
Sozialdemokratische Regierungen bemühten sich in vielen Ländern,
ihre Staatshaushalte zu konsolidieren. Die dabei ergriffenen Maßnahmen
unterscheiden sich deutlich von Land zu Land, da auch die Struktur der
Steuer- und Sozialsysteme große Unterschiede aufweisen. Einschnitte
ins soziale Netz erwiesen sich überall als unumgänglich, spielten
aber etwa in Schweden und in den Niederlanden eine spürbar größere
Rolle als in Österreich oder in Dänemark.
Weitgehend gemeinsam ist allen Sparpolitiken, daß sie
- in Zusammenarbeit und/oder mit
Unterstützung der Gewerkschaften erarbeitet und umgesetzt wurden,
- Streichungen in den Transferleistungen
mit höheren Belastungen für vermögende Bürger verbanden,
- in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik
den Schwerpunkt von der Versorgung zur Reaktivierung verschoben
- und in drei der vier Länder
eine Ökosteuer einführten.
In zahlreichen westeuropäischen Ländern haben Regierungen
unter sozialdemokratischer Führung oder Beteiligung in den letzten
Jahren versucht, den Staatshaushalt zu sanieren, die Defizite abzubauen
und die Staatsschuld mindestens zu begrenzen, indem sie die Ausgaben kürzen
und die Einnahmen erhöhen. Die Sparmaßnahmen erschienen aus
verschiedenen Gründen notwendig:
Finanzpolitische
Handlungsfähigkeit: Dauerhaft hohe Defizite und Schulden
verursachen einen hohen Schuldendienst, der den Staatshaushalt belastet
und kaum Spielräume für eine politische Strukturierung der Ausgaben
läßt. Auch konjunkturpolitisch ist keine antizyklische Haushaltspolitik
mehr möglich.
Erfüllung
der Maastrichtkriterien: Nach dem Vertrag von Maastricht sollte
- wenn auch nicht in absolut bindender Form - das Budgetdefizit unter 3%
des BSP und die Staatsschuld unter 60% des BSP liegen, wenn ein Land der
Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) beitreten
will. Die Regierungen der Mitgliedsstaaten haben dazu Konvergenzprogramme
entwickelt.
Wachstum
und Wettbewerbsfähigkeit: Eine hohe und wachsende Staatsquote
belastet die Privatwirtschaft, indem sie ihre Kosten gegenüber internationalen
Konkurrenten erhöht und Investitionskapital bindet. Die Staatsquote
ist - im Gegensatz zum Budgetdefizit - nur mit Ausgabenkürzungen (nicht
mit Erhöhung der Staatseinnahmen) zu senken.
Beschäftigung:
Von wiederhergestelltem Wachstum erhofft man sich auch eine höhere
Beschäftigung. Eine niedrigere Arbeitslosigkeit trägt außerdem
selbst zur Haushaltssanierung bei, da sie Ausgaben für Arbeitslose
senkt und zusätzliche Steuereinnahmen der wieder Beschäftigten
einbringt.
© Friedrich Ebert Stiftung
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fes-library | März 1998
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