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Zwangsmigrationen in Europa 1938-48

Die NS-Bevölkerungs- und
Vernichtungspolitik für Osteuropa (1939)

In der folgenden Mitschrift einer geheimen Ansprache Hitlers, der er eine Woche vor dem Angriff auf Polen vor Wehrmachtsoffizieren hielt, wird umverblümt die geplante Bevökerungspolitik in Osteuropa skizziert.

Offen werden der Völkermord und die Umwandlung Osteuropas in ein ethnisch homogenes, rein deutsch besiedeltes Gebiet als erster Schritt zur "deutschen Erdherrschaft" ins Auge gefasst. Vorbild scheinen frühere Zwangsmigrationen und Genozide gewesen zu sein: So wird unter anderem das Schicksal der Armenier erwähnt.

Der Text ist entnommen:

Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918-1945, Serie D (1937-1945), Bd. VII: Die letzten Wochen vor Kriegsausbruch. 9. August bis 3. September 1939, Nr. 193
Signatur(en): SEL B 2388

 

Mitschrift einer Ansprache Hitlers vor Offizieren der Wehrmacht, 22. August 1939

Entschluß zum Angriff auf Polen im Frühling. Ursprünglich Befürchtung, durch politische Konstellation gegen England, Frankreich, Polen zugleich schlagen zu müssen. Auch dieses Risiko hätte getragen werden müssen. Göring hat ja ausgeführt, daß Vierjahresplan gescheitert und wir am Ende, wenn nicht Sieg in kommendem Krieg.

Seit Herbst 1938 … Entschluß, mit Stalin zu gehen. Im Grunde nur drei große Staatsmänner auf der Welt, Stalin, ich und Mussolini. Mussolini, der Schwächste, hat weder Macht der Krone noch der Kirche bremsen können. Stalin und ich die Einzigen, die nur die Zukunft sehen. So werde ich in einigen Wochen Stalin an der gemeinsamen deutsch-russischen Grenze die Hand reichen und mit ihm eine Neuverteilung der Welt vornehmen.

Unsere Stärke ist unsere Schnelligkeit und unsere Brutalität. Dschingis Chan hat Millionen Frauen und Kinder in den Tod gejagt, bewußt und fröhlichen Herzens. Die Geschichte sieht in ihm nur den großen Staatengründer. Was die schwache westeuropäische Zivilisation über mich behauptet, ist gleichgültig. Ich habe den Befehl gegeben – und ich lasse jeden füsilieren, der auch nur ein Wort der Kritik äußert – daß das Kriegsziel nicht im Erreichen von bestimmten Linien, sondern in der physischen Vernichtung des Gegners besteht. So habe ich, einstweilen nur im Osten, meine Totenkopfverbände bereitgestellt mit dem Befehl, unbarmherzig und mitleidslos Mann, Weib und Kind polnischer Abstammung und Sprache in den Tod zu schicken. Nur so gewinnen wir den Lebensraum, den wir brauchen. Wer redet heute noch von der Vernichtung der Armenier?

… Polen wird entvölkert und mit Deutschen besiedelt. Mein Polenpakt war nur als Zeitgewinn gedacht. Und im übrigen, meine Herren, ereignet sich mit Rußland ja nur dasselbe, was ich mit Polen durchexerziert habe. Nach Stalins Tod, er ist ein schwerkranker Mann, zerbrechen wir die Sowjetunion. Dann dämmert die deutsche Erdherrschaft herauf. …

Der Angriff und die Vernichtung Polens beginnt am Sonnabend früh. Ich lasse ein paar Kompanien in polnischer Uniform in Oberschlesien oder im Protektorat angreifen. Ob die Welt das glaubt, ist mir scheißegaI. Die Welt glaubt nur an den Erfolg.

Für Sie, meine Herren, winken Ruhm und Ehre wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Seien Sie hart, seien Sie schonungslos, handeln Sie schneller und brutaler als die andern. Die Bürger Westeuropas müssen vor Entsetzen erbeben. Das ist die humanste Kriegsführung. Denn es schreckt sie ab.

Die neue Kriegsführung entspricht der neuen Grenzziehung. Ein Wall von Reval, Lublin, Kaschau nach der Donaumündung. Den Rest kriegen die Russen. …

Und nun: ran an den Feind! In Warschau feiern wir Wiedersehn!

Die Rede wurde mit Begeisterung aufgenommen. …

 

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