Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

Online-Galerie zur Ausstellung "Ein Verlag zeigt sein Gesicht. 125 Jahre Verlag J.H.W. Dietz Nachf."

Gustav Radbruch, geboren am 21. November 1878 als Sohn eines Kaufmanns in Lübeck. Nach dem Abitur Jurastudium in München, Leipzig und Berlin. Seit 1904 Privatdozent (ab 1910 Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie) an den Universitäten Heidelberg, Königsberg und Kiel. Radbruch trat 1919 der Sozialdemokratie bei und gehörte zu den entschiedenen Befürwortern der Weimarer Reichsverfassung. 1920 als einziger Jurist der SPD-Fraktion in den Reichstag gewählt. Radbruch, prominentester sozialdemokratischer Jurist der Weimarer Republik, hatte 1921 und 1923 kurzfristig das Amt des Reichsjustizministers inne. Trotz kurzer Amtsperioden brachte er weitgreifende Reformen auf den Weg. Als Jurist unterstützte er 1922 erfolgreich im Reichstag eine fraktionsübergreifende Initiative, die Frauen uneingeschränkt den Zugang zu allen Ämtern der Rechtspflege gewährte. Seit 1930 Mitherausgeber der Zeitschrift für geistige und politische Gestaltung "Neue Blätter für den Sozialismus". 1933 von den Nationalsozialisten als erster deutscher Hochschullehrer aus dem Amt entlassen. 1945 von den amerikanischen Alliierten wieder in seine Professur in Heidelberg eingesetzt. Gustav Radbruch starb am 23. November 1949 in Heidelberg. Seine staatsrechtlichen und rechtsphilosophischen Arbeiten blieben über den Tod hinaus Standardwerke in der Juristenausbildung.

1922 erschien im Verlag J.H.W. Dietz Nachf. ein erläuternder Teil des Görlitzer Programms "Rechtspflege" und seine "Kulturlehre des Sozialismus". Radbruchs visionäre Vorstellungen eines sozialdemokratischen Rechts- und Kulturstaates erschienen 1927 in einer 2., umgearbeiteten Auflage.

 
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