Die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
Die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
/ Rüdiger Zimmermann - [Electronic ed.] - 30 KB, PDF-File
In: Informationen / Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher. - 1998, 1, S. 32 - 34
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2004
Die Bibliothek der FES versteht sich als das gedruckte Gedächtnis der deutschen Sozialdemokratie und der deutschen Gewerkschaften. Den Grundstock bildeten bei der (Neu-)Gründung im Jahre 1969 die Bibliothek des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert- Stiftung und die Bibliothek des SPD-Parteivorstandes, die treuhänderisch an die Friedrich- Ebert-Stiftung übergeben wurde. Damit war eine hervorragende Ausgangsposition geschaffen; seit 1969 werden in der Bibliothek der FES die gedruckten Veröffentlichungen zur Geschichte und Gegenwart der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung in ihren vielfältigen organisatorischen Ausprägungen gesammelt. Wissenschaftliche Publikationen über die deutsche Arbeiterbewegung und die deutsche Sozialgeschichte seit dem 19. Jahrhundert werden möglichst vollständig erworben. Umfassend gesammelt wird ferner die sog. "graue Literatur", d. h. die Veröffentlichungen der SPD und der deutschen Gewerkschaften, ihrer Vorfeld- und Nebenorganisationen sowie sonstiger befreundeter Organisationen. Mit Hilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat die Bibliothek dieses Sammelsegment auf die Veröffentlichungen der Parteien und Gewerkschaften Westeuropas ausgedehnt. Regelmäßige Zugangslisten dokumentieren diese Sammelaktivitäten. Die Bibliothek verfügt mittlerweile über mehr als 500 000 Bände (Bücher, Broschüren, Zeitungen, Zeitschriften usw.) und mehr als 50 000 Mikroformen (Filme und Fiches). Der jährliche Zugang beläuft sich auf ca. 12 000 Bände. Etwa 2 000 Zeitungen, Zeitschriften und sonstige Periodika werden laufend gehalten. Über 800 Zeitungen (historische und aktuelle) liegen auf Mikrofilm vor.
Ursprünglich als eine Einheit konzipiert (Archiv der sozialen Demokratie) kam es bereits 1970 zur Konstituierung einer eigenen "Bibliothek des Archivs der sozialen Demokratie". Über lange Jahre war die Bibliothek personell und finanziell besser ausgestattet als das eigentliche Archiv mit seinen Arbeitsbereichen 1987 trennte die Geschäftsführung der Friedrich-Ebert-Stiftung organisatorisch beide Bereiche. Seit dieser Zeit fungiert die Bibliothek der Stiftung als eine eigenständige Abteilung. Von 197 bis 1991 trug die Bibliothek den Doppelnamen Bibliothek der sozialen Demokratie/Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung. Strukturell sind seit 1991 Bibliothek, Archiv, die Abteilung Sozial- und Zeitgeschichte ("Historiker") und das Karl-Marx-Haus in Trier im Historischen Forschungszentrum zusammengefaßt.
Das Wachstum der Bibliothek seit 1969 beruht nicht nur auf der systematischen Sammeltätigkeit, sondern auch auf der in regelmäßigen Abständen erfolgten Übernahme wertvoller geschlossener Bibliotheken befreundeter Organisationen. Bibliotheken gelten gemeinhin als "groß und bedeutend", wenn sie über außergewöhnliche geschlossene Sonderbestände verfügen, die in dieser Dichte sonst weltweit nicht vorhanden sind. In diesem Sinne ist die Bibliothek der FES eine der ganz großen und bedeutenden europäischen Spezialbibliotheken.
Es gehört seit Mitte der siebziger Jahre zum unverwechselbaren Profil der Bibliothek, ausgesuchte laufende Neuerscheinungen und geschlossene Spezialbestände in besonderen Bibliographien und Bestandsverzeichnissen zu dokumentieren.
Die DGB-Bibliothek in der Friedrich-Ebert-Stiftung
Als herausragendes Ereignis der jungen Bibliotheksgeschichte muß die vollständige Übernahme der Bibliothek beim DGB-Bundesvorstand im Februar 1995 angesehen werden. Mit der Entscheidung des DGB-Bundesvorstandes, Bibliothek und Archiv in die Obhut der Friedrich-Ebert-Stiftung zu geben, wurde eine Idee realisiert, die der langjährige Schatzmeister der SPD und Vorstandsvorsitzende der Friedrich-Ebert-Stiftung Alfred Nau und sein enger Beraterkreis in den Jahren 1967 und 1968 in die Tat umsetzen wollten. Als "Archiv der sozialen Demokratie" sollte eine zentrale Forschungsstätte zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung in der Friedrich-Ebert-Stiftung eingerichtet werden. Bereits die Namenswahl deutete an, daß man auch an die Einbeziehung der historischen Materialien der deutschen Gewerkschaftsbewegung dachte. Der DGB-Bundesvorstand konnte sich im April 1968 zu einem entsprechenden Beschluß allerdings nicht durchringen. Knapp 27 Jahre später - in Zeiten, in denen die deutschen Gewerkschaften den Einsatz ihrer ökonomischen Mittel genau kalkulieren müssen - entschied der DGB- Bundesvorstand sich, Alfred Naus alte Idee zu realisieren. Alle DGB-Materialien bleiben Eigentum der Organisation. Ein Beirat wacht seit Dezember 1995 über die angemessene Betreuung der Bestände; dem Gremium gehört u. a. der komplette geschäftsführende DGB-Bundesvorstand an.
Insgesamt zeichnet sich die Bibliothek durch eine Vielzahl seltener Stücke und Unikate aus. Protokolle, Geschäftsberichte, Satzungen, Agitationsbroschüren und Mitgliederzeitschriften fanden vor 1933 nur selten den Weg in staatliche Bibliotheken. Zu groß waren die Ressentiments - meist konservativer Bibliothekare - gegen die "dünne" broschierte Tagesliteratur.
Schwerpunkt der historischen Sammlung sind die Veröffentlichungen von Gewerkschaften aller weltanschaulichen und politischen Richtungen (sozialdemokratische, christliche, liberale, kommunistische und anarchistische Verbände). Hinzu kamen Publikationen von internationalen Berufssekretariaten und verschiedenen Berufsgruppen (Arbeiter, Angestellte und Beamte). Durchmischt ist der Bestand mit Arbeitgeberliteratur und konservativen, antisozialistischen Broschüren. Gemäß der Provenienz enthält die Bibliothek fast ausschließlich deutschsprachige Publikationen.
Die Bibliothek der FES konnte im Februar 1995 nach wenigen Tagen der Unterbrechung in Bonn bereits die ersten Fernleihanforderungen erfüllen. Als eine der ersten Maßnahmen zur Bestandserweiterung wurde ein Verfilmungsprogramm aufgelegt. In enger Kooperation mit verschiedenen Einrichtungen, die über deutschsprachige Gewerkschaftsbestände verfügen, hat die Bonner Bibliothek versucht, bestehende Lücken im Gesamtbestand zu schließen. Ein besonderes Augenmerk galt der liberalen und christlichen Gewerkschaftspresse vor 1933, die im ehemaligen Düsseldorfer Bestand deutlich unterrepräsentiert war. Durch die Verfilmungen wollte die Bibliothek nicht zuletzt dokumentieren, daß sie sich der Pflege aller Wurzeln der Einheitsgewerkschaft ver- antwortlich und verpflichtet fühlt. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die Verfilmungen mit der Deutschen Bücherei in Leipzig (jetzt Teil der deutschen Nationalbibliothek "die Deutsche Bibliothek", der Bibliothek der SAPMO in Berlin und der Bibliothek der ehemaligen IG Chemie in Hannover.
Ohne die Hilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hätte die DGB-Bibliothek nicht so rasch aufgearbeitet werden können. 1995 stellte die Bibliothek der FES bei der DFG einen Antrag auf personelle Fördermittel, um die Periodikabestände (einschließlich Protokolle und Geschäftsberichte) in die nationale Zeitschriftendatenbank (ZDB) in Berlin zu integrieren. Bislang waren die Periodikabestände der Düsseldorfer Gewerkschaftsbibliothek nur "vor Ort" abzufragen. Nach Bewilligung der Fördermittel durch die DFG können die Bestände nach und nach über die größte Zeitschriftendatenbank der Welt abgerufen und über die Fernleihe dann auch bestellt werden.
Wegen großer personeller Engpässe war die Düsseldorfer Bibliotheksbelegschaft zum Schluss bei weitem nicht mehr in der Lage, alle ihre Bestände in die Kataloge einzuarbeiten. Tausende von Broschüren "Grauer Literatur" blieben undokumentiert. Dieser reiche Schatz von gewerkschaftlichen Primärquellen wird zur Zeit ebenfalls mit Hilfe der DFG katalogisiert und überregional nutzbar gemacht. Dieses Projekt schließt auch die Katalogisierung der "Grauen Literatur" der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) ein, die durch Übernahme des Hamburger DAG-Archivs ebenfalls nach Bonn gelangte.
Weitere Gewerkschaftsbestände in der Bibliothek der FES
Die Übernahme der DGB-Bibliothek bedeutet kein neues Kapitel in der Arbeit der Bonner Bibliothek. Vielmehr konnte die Bibliothek seit Ende der siebziger Jahre einen breiten Strom ge- werkschaftlicher Materialien aufnehmen, der durch die Übernahme vollständiger Gewerkschaftsbibliotheken gespeist wurde. Seit dieser Zeit kam es zwischen der Stiftungsbibliothek und nationalen Gewerkschaftsorganisationen zu Gesprächen über den Verbleib ihrer ehemaligen Hausbibliotheken. Zwei deutsche Gewerkschaftsorganisationen entschlossen sich 1979 und 1981, ihre Bibliotheksbestände gänzlich in die Obhut der Friedrich-Ebert-Stiftung zu geben. Die Friedrich-Ebert-Stiftung verpflichtete sich ihrerseits, die Bestände in gesonderten Bestandsverzeichnissen zu dokumentieren, die wissenschaftliche Aufarbeitung der eigenen Gewerkschaftsgeschichte zu unterstützen und die Bestände durch systematische Verfilmungen planvoll zu ergänzen. Als Ergebnis dieser Zusagen konnte die Bibliothek zwei Bestandsverzeichnisse präsentieren, die wertvolle Originale und verfilmte Bestände vereinigten ("Quellen zur Gewerkschaftsgeschichte der Nahrungs- , Genußmittelarbeiter und Gastwirtgehilfen. Ein Bestandsverzeichnis in der Bibliothek der sozialen Demokratie/Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung", 2. Aufl., Bonn 1986).
1988 übernahm die Stiftungsbibliothek die vollständigen Buchbestände der Internationalen Graphischen Föderation. Die Verlegung des Sitzes des internationalen Berufssekretariats vom schweizerischen Genf ins neue europäische Gewerkschaftszentrum Brüssel hatte diese Entscheidung maßgeblich beeinflußt. Mit dem Bestand "Graphische Presse in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung. Ein Periodikaverzeichnis der Internationalen Graphischen Föderation", Bonn 1991, betrat die Bibliothek Neuland. Es war der erste geglückte Versuch, die seit Dezember 1989 realisierte Onlinezuarbeit zur Zeitschriftendatenbank zur Erstellung von Sonderverzeichnissen zu nutzen. Sie bediente sich dabei als erste der an der ZDB mitarbeitenden Bibliotheken der Möglichkeit, ihre Periodikabestände mittels einer selbsterstellten Systematik zu klassifizieren. Durch diese Systematik werden die Periodika des Kernsammelgebietes (deutsche und internationale Ar- beiterbewegung/ zunächst geographisch und - auf einer zweiten Ebene - in Organisationsgruppen unterteilt. Frucht dieser Zusammenarbeit war ein Bestandsverzeichnis, das neben den Materialien des internationalen Berufssekretariats reiche Schätze zur deutschen, schweizerischen, österreichischen und skandinavischen Gewerkschaftsbewegung der "Schwarzen Kunst" dokumentierte.
Als ähnlich wertvoll muss der Bestand des Internationalen Metallgewerkschaftsbundes eingeschätzt werden. Ein systematisches Verzeichnis der wertvollsten Bestände wurde 1994 der interessierten Öffentlichkeit übergeben ("Die Eiserne Internationale. Periodikaverzeichnis des Bestandes Internationaler Metallgewerkschaftsbund [IMB] in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung". Bearb. von Walter Wimmer und Felicitas Kallus, Bonn 1994). Über Jahre hinweg in der Schweiz nicht öffentlich zugänglich, wurde ein reicher Quellenschatz der Forschung erschlossen, der neben Materialien aus den europäischen "Kernländern" der Gewerkschaftsbewegung überdurchschnittlich viele Veröffentlichungen amerikanischer Gewerkschaften des metallverarbeitenden Gewerbes nachweist.
Einer großen antiquarischen Erwerbung verdankt die Bibliothek ihre größten geschlossenen Bestand zur christlichen Gewerkschaftsbewegung, der ebenfalls standortunabhängig nachgewiesen wurde: "Der Zentralverband christlicher Holzarbeiter Deutschlands. Ein Bestandsverzeichnis". Red.: Hermann Rösch, Bonn 1991.
Im Februar 1997 entschied der Hauptvorstand der Industriegewerkschaft Medien, Druck und Pa- pier, Publizistik und Kunst (im folgenden: IG Medien), seine vollständige Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung zu übergeben. Unter den ca. 15 000 Büchern ragen besonders wertvolle Stücke des "Verbandes der deutschen Buchdrucker", des "Verbandes der Buchbinder und Papierverarbeiter Deutschlands" und des "Verbandes der Lithographen und Steindrucker und verwandter Berufe (Deutscher Senefelder-Bund)" nebst den verschiedenen Vorläuferorganisationen hervor.
Welche Bedeutung haben die gewerkschaftlichen Quellen für die Region an Ruhr und Emscher?
Der regionale Zugang zu den gedruckten Quellen der politischen Arbeiterbewegung fällt in der Regel leicht. vor 1933 gab die SPD zeitweise 100 regionale Zeitungen heraus. Teilweise erschienen diese Blätter als Kopfblätter größerer eigenständiger Regionalzeitungen, teilweise erschienen sie als selbständige Ausgaben.
Nicht wenige dieser Zeitungen, die für die Regionalhistoriographie unverzichtbar sind, haben sich in den lokalen Stadtarchiven erhalten. Alle bedeutenden Blätter sind verfilmt und liegen als Mikrofilme vor. an den Verfilmungen dieser Zeitungen hat sich die Friedrich-Ebert- Stiftung in den letzten Jahren intensiv beteiligt. Weniger bekannt ist die Tatsache, daß die gedruckten Gewerkschaftsquellen ebenfalls eine "Fundgrube" für die Lokalforschung darstellen. Die Berichterstattung in den Verbandsblättern beruhte im hohen Maße auf den Korrespondentenberichten der örtlichen Vertreter. Meist wurde über personelle Angelegenheiten minutiös berichtet. So lassen sich Ge- werkschaftsbiographien zu Beginn dieses Jahrhunderts besser rekonstruieren als in der Nach- kriegszeit, in der die lokale Berichterstattung völlig in den Hintergrund gedränt wurde. In den Jahrbüchern der Gewerkschaften wurde genau über die Mitgliederstruktur der Ortsvereine, Zahlstellen, Kartelle und Verwaltungsstellen Buch geführt. Arbeitskämpfe, selbst weniger bedeutender Art, lassen sich gut rekonstruieren. Vereinzelt finden sich sogar umfängliche Angaben zur örtlichen Firmenstruktur.
Gewiß, die lokale Berichterstattung ist bei den verschiedenen Gewerkschaften nicht gleich intensiv. Ein genaues Studium der Gewerkschaftspublikationen derjenigen Organisationen, die vor Ort besonders stark waren, lohnt sich immer. Sie sind in Bonn in hoher Dichte vorhanden. Einer der Gründe für die relativ geringe Nutzung der Gewerkschaftsquellen liegt darin, daß die gesuchten Daten nicht "auf dem Teller" präsentiert werden. Man muß oftmals lange und genau suchen. Inhaltsverzeichnisse von Zeitschriften sind sehr hilfreich, aber nicht in jedem Verbandsblatt vorhanden.
Um wenigstens die Inhaltsverzeichnisse besser nutzen zu können, wird zur Zeit in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung darüber nachgedacht, eingescannte Inhaltsverzeichnisse über das Netz anzubieten und den Gebrauchswert der Katalogdatenbank damit zu erhöhen.
Neue Technologien in der Stiftungsbibliothek
1992 wurde die Bibliothek der FES auf Anforderung der Geschäftsführung von einem externen Gutachter evaluiert. Das Gutachten unterstrich die einmalige Bedeutung der Bestände für die nationale und internationale Forschung, legte jedoch in arbeitsorganisatorischer Hinsicht gravierende Veränderungen nahe. Diese betrafen in erster Linie den Einsatz moderner Technologien. Bislang hatte die Bibliothek vollständig konventionell gearbeitet; nur der Arbeitsbereich Zeitschriftendatenbank arbeitete "auf der Höhe der Zeit".
Die Anforderungen des Gutachtens wurden vergleichsweise rasch realisiert. Die Bibliothek ent- schied sich zum Einsatz der nichtkommerziellen Bibliothekssoftware Allegro, die in der Universi- tätsbibliothek Braunschweig mit Unterstützung des Landes Niedersachsen entwickelt wurde und noch weiter gepflegt wird. In den Jahren 1993 und 1994 wurden die Bereiche Katalogisierung und Erwerbung automatisiert und den Benutzern ein Onlinepublikumskatalog (Opac) zur Verfügung gestellt. Der gesamte monographische konventionelle Zettelkatalog wurde mit Hilfe der holländischen Konversionsfirma DMP maschinenlesbar gemacht. Die Bibliothek der FES konnte sich bei ihren eigenen Konversionsüberlegungen auf die Ergebnisse des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte (IISG) in Amsterdam stützen, die bereits mit derselben Firma gute Erfahrungen gesammelt hatte. Über das national sehr beachtete Konversionsprojekt hat die Bibliothek in Wort und Schrift berichtet.
Über eine Schnittstelle zur Zeitschriftendatenbank waren bereits vorher die Zeitschriften-, Zeitungs-, Protokoll- und Geschäftsberichtstitel in das lokale System heruntergeladen worden, so daß im lokalen Bibliotheksnetz nahezu alle erschlossenen Bestände online nachgewiesen wurden. Die Einführung neuer Technologien bedeutete in erster Linie eine entscheidende Verbesserung für die Benutzer. Durch Verstichwortung aller Titel, durch die Bildung von Teilmengen, durch die Möglichkeit eines raschen Ausdrucks wurde der Suchkomfort erheblich gesteigert. Ein Anschnellen der ausleihe war die unmittelbare Folge der verbesserten Recherchemöglichkeiten. Die komfortablen Nutzungsmöglichkeiten beschränkten sich indes auf die Benutzung vor Ort in Bonn. Die lokale Nutzung macht jedoch nur die Minderheit der Ausleihfälle aus. die meisten Nutzer hat die Bibliothek - via Fernleihe - außerhalb der eigenen Räumlichkeiten. Diese Entwicklung überrascht nicht. Die Exklusivität des Bestandes und das hochspezialisierte Sammelspektrum zielen auf die nationale und internationale Forschung, die auf die gedruckten Quellenbestände zurückgreifen muß.
Die mit unglaublicher Macht steigende Verbreitung des Internets führte in der Bibliothek der FES recht bald zu Überlegungen, wie dieses weltweite Netz in die bibliothekarische Arbeit einbezogen werden könnte. Die Bibliothek übernahm innerhalb der Stiftung die Funktion eines Motors bei der Beschleunigung entsprechender Planungen. Die Planungen wurden von der hauseigenen EDV-Stelle professionell und großzügig unterstützt. Hilfe bot ferner die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) in Sankt Augustin bei der Realisierung des gesamten Stiftungsangebotes im Internet. Seit 1995 ist der komplette erschlossene Bestand im Internet recherchierbar.
Wie kann die Bibliothek der FES genutzt werden?
Die Bibliothek der FES hat den Charakter einer privaten Präsenzbibliothek. Jeder kann in den Bonner Bibliotheksräumen die Materialien einsehen. Die Bibliothek stellt ihre Bestände allerdings auch über die Fernleihe den Nutzern zur Verfügung. In allen wichtigen nationalen Datenbanken sind die Bonner Materialien nachgewiesen. Mit dieser starken Leihverkehrskomponente unterscheidet sich die Bibliothek der FES von fast allen vergleichbaren Spezialeinrichtungen in Deutschland. Die Bibliotheksmaterialien sind inhaltlich mit einem speziellen Schlagwortvokabular erschlossen, das in der Kieler Bibliothek des Instituts für Weltwirtschaft ("System Gülich") entwickelt wurde. Auch die Bibliothek des Deutschen Bundestages benutzt dieses System. Diesem Erschließungssystem liegt ein eigenständiger geographischer Thesaurus zugrunde, der für die lokale Recherche nach Büchern und Broschüren bestens geeignet ist. Neben der Suche mit Hilfe eines Thesaurus kann über den verstichworteten Titel ein zusätzlicher Sucheinstieg gewählt werden. (So führt z. B. eine Suche nach dem "Begriff" 218 in der Titelsuche die gesamte Literatur zum Abtreibungsparagraphen zusammen.)
Die EDV-gestützte Suche mit Hilfe Boolscher Operatoren kann nicht nur vor Ort geleistet werden. Das Angebot des Stiftungskatalogs im Internet bietet nahezu den gleichen Suchkomfort.
Bei der Bestellung der im Internet nachgewiesenen Materialien verwies die Bibliothek bis Ende 1997 nach erfolgreicher Recherche im Netz auf die nationale und internationale Fernleihe. Seit Januar 1998 hat die Bibliothek - über die kostenlose Fernleihe hinaus- ein kostenpflichtiges Direktbestellsystem im Internet (mit Rechnungslegung) eingeführt. Nutzer können nun wahlweise Papierkopien, Faxkopien oder faksimilierte Artikel (als Image) im Netz auf den eigenen Rechner bestellen. Da die nationalen Planungen, die auf einen beschleunigten Lieferservice von Artikeln in digitalisierter Form zielen, bislang Privatbibliotheken nicht berücksichtigten, sah sich die Bibliothek er FES gezwungen, diesen besonderen Komfort für zu große Nutzerschaft zu bieten.
Mit ihrem Angebot, Nutzern in Bonn mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, gewünschte Materialien über die Fernleihe zur Verfügung zu stellen und sogar im beschleunigten Direktverfahren zu liefern, bietet die Bibliothek - trotz erheblicher ökonomischer Belastungen - einen Service, der sich in Deutschland sehen lassen kann.
Ihren Anspruch, die Literatur des arbeitenden Menschen für den arbeitenden Menschen zur Verfügung zu stellen, wird die Bibliothek auch in den kommenden Jahren gerecht werden.