FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Sozialdemokratismus. Der Begriff S. kam in der SED-Propaganda gegen Ende der 1940er Jahre auf und bezeichnete jene Grundhaltung von aus der SPD stammenden SED- und auch FDGB-Mitgliedern, die - entsprechend dem sowj. Referenzmodell - der Verwandlung der SED in eine zentralist. „Partei neuen Typus“ und der Unterwerfung des FDGB unter diese skeptisch gegenüberstanden und mit traditionellen SPD-Werten und freigewerkschaftlichen Prinzipien sowie der West-SPD sympathisierten. S. galt als eine gefährliche Spielart des Opportunismus und wurde von der SED- und FDGB-Spitze mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft. Des S. bezichtigt, drohte einem nicht nur der Ausschluss aus Partei und Gewerkschaft, sondern durchaus auch die Inhaftierung. Die „Säuberungen“ wurden in der SED unter diesem Schlagwort und im FDGB unter dem des Nurgewerkschaftertums durchgeführt. Nachdem die Kommunisten sich in SED und FDGB nachhaltig durchgesetzt hatten, verschwanden beide Begriffe im Laufe der 1950er Jahre aus der Propaganda.
U.G.