FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Neues Forum. Die Oppositionsgruppe N.F. bildete sich im September 1989 als basisdemokrat. Bürgerbewegung, die bewusst keine Partei sein wollte. Es spielte in der friedlichen Revolution zunächst eine maßgebliche Rolle; bis Ende 1989 hatten 200 000 DDR-Bürger den Aufruf des N.F. unterschrieben. Es verlor jedoch schnell wieder an Einfluss und war zu den ersten und einzigen freien Wahlen zur Volkskammer im März 1990 bereits polit. marginalisiert.
Betriebliche und gewerkschaftliche Aktivitäten des N.F. waren schwach entwickelt. Es hatte nur wenige Arbeiter in seinen Reihen und war zudem von den Wohnbezirken her organisiert.
In seinem Sofortprogramm zur Stabilisierung der Wirtschaft vom 18.12.1989 war vorgesehen, in den Betrieben übergangsweise Verwaltungsräte einzusetzen, deren Arbeit zu gleichen Teilen von Vertretern der Betriebsleitung, des Territoriums und der Belegschaft geleistet werden sollte.
Im Landessprecherrat des N.F. war man sich nicht einig, ob man in den Betrieben selbst tätig werden sollte, denn schließlich wurde überall die Einstellung der Tätigkeit der SED in den Betrieben gefordert. Darüber hinaus war man sich nicht einig, welche Form der Vertretung der Belegschaft im Betrieb - Betriebsrat oder Gewerkschaft oder beide - die bessere wäre. Umstritten war insbesondere ein Vetorecht von Betriebsräten.
Ein Überblick über betriebliche Aktivitäten des N.F. existiert nicht. Bislang sind verschiedene Entwicklungen in Ost-Berlin, Leipzig und Dresden bekannt. Einige der Initiatoren der Initiative für unabhängige Gewerkschaften arbeiteten gleichzeitig in Gruppen des N.F. mit.
M.J.