FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Produktionsaufgebot. Als großangelegte Kampagne der Produktionspropaganda wurde das P. von SED und FDGB unmittelbar nach dem Bau der Mauer am 13. August 1961 ins Leben gerufen.
Unter der Losung „In der gleichen Zeit für gleiches Geld mehr produzieren!“ sollten die Werktätigen von der gewerkschaftlichen Massenorganisation dazu mobilisiert werden, zur polit., ökonom. und militär. Stärkung der „Arbeiter-und-Bauern-Macht“ die eigene Arbeitsproduktivität nicht aus materiellem Interesse, sondern aus ideologischen Gründen deutlich zu steigern, um die tiefgreifende Wirtschaftskrise überwinden und die innenpolit. Lage in der DDR wieder stabilisieren zu können. Dieses Ansinnen stieß in den Belegschaften verbreitet auf Ablehnung. Da die zuvor stets mögliche indirekte Drohung mit der Flucht nach Westen nun aber kein effektives Mittel für die Beschäftigten mehr war, auf die Beibehaltung von vergleichsweise „weichen“ Arbeitsnormen zu dringen, mussten sie im Verlauf des Jahres 1962 eine deutliche Absenkung ihrer monatlichen Arbeitseinkommen um 0,5% hinnehmen. Das P. lässt sich treffend also auch als erzwungener Lohnverzicht bezeichnen. Doch SED und FDGB konnten diese Politik der harten Hand gegenüber den Beschäftigten in den volkseigenen Betrieben angesichts des erkennbar anwachsenden Unmuts nicht lange durchhalten: Bereits im Dezember 1962 wurde das P. als Kampagne stillschweigend wieder eingestellt.
F.S.