FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Arbeitsproduktivität. Ganz allgemein kann A. als Verhältnis zwischen Arbeitseinsatz und Output definiert werden. Der Begriff A. geht auf Karl Marx (*5.5.1818-†14.3.83) zurück, der darunter den „Wirkungsgrad zweckmäßiger produktiver Tätigkeit“ verstand.
In der DDR galt die A. als das Maß allen wirtsch. Fortschritts, ihre Steigerung wurde deshalb als wichtigste Quelle des wirtsch. Wachstums angesehen und als eine der wichtigsten Zielgrößen in die zentrale Wirtschaftsplanung einbezogen. Die damit verbundene Notwendigkeit, das Verhältnis von Aufwand und Nutzen nicht nur volkswirtsch. pauschal, sondern auch betriebswirtsch. konkret zu messen und zu berechnen, stellte die Wirtschaftsplaner allerdings vor erhebliche messtechn. und vor allem analyt. Schwierigkeiten. Die menschliche Arbeit stand als wichtigster Ausgangspunkt nicht in Frage, doch mussten theoret. zahlreiche weitere Faktoren berücksichtigt werden, die neben der menschlichen Arbeit auf die A. einwirkten, etwa neue Fertigungsverfahren, Material- und Energieeinsparungseffekte, zusätzliche Mechanisierung und Automatisierung oder rationellere Arbeits- und Leitungsorganisation. Da nicht nur die Wirtschaftsplanung sondern auch die sozialist. Betriebswirtschaftslehre vor dieser Aufgabe kapitulierte, beließ man es auf Dauer bei der Berücksichtigung lediglich der „lebendigen Arbeit“, die (gemessen in Arbeitszeit oder Beschäftigtenzahlen) zu den Arbeitsergebnissen (gemessen als Naturaleinheiten oder als Wert der Warenproduktion) ins Verhältnis gesetzt wurde.
Für den FDGB resultierte aus diesen Mess- und Berechnungsproblemen bei seiner Aufgabe der Arbeitsmobilisierung das Problem, die Beschäftigten immer wieder neu zur Steigerung der A. aufrufen zu müssen, ohne aber den durch individuelle oder kollektive Leistungssteigerungen im Einzelfall tatsächlich erbrachten Nutzen nachweisen und auf eine entsprechende Honorierung dringen zu können. Hinzu kam, dass die A. in der DDR hinter derjenigen westlicher Industriestaaten immer deutlicher zurückblieb, obwohl sie zur zentralen Zielgröße der Wirtschaftspolitik erklärt worden war.
F.S.