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Wirtschaftspolitische Konsequenzen Hinsichtlich der Wirtschaftspolitik bedeutet die Krise des Sommers 1998 das Ende der strikten Marktgläubigkeit. Im Grunde genommen lassen sich derzeit zwei Lager ausmachen: die eine Strömung führt die Wirtschafts- und Finanzkrise des Staates auf ein Zuviel an Reformen zurück, die andere Strömung auf ein Zuwenig an Reformen. Wie sich nicht zuletzt am Erstarken der Akademiki des Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts der Akademie der Wissenschaften (u.a. L. Abalkin, O. Bogomolow) ablesen läßt, deutet vieles in Rußland auf einen konzeptionellen Politikwechsel in die Richtung eines dritten Weges hin. Im Antikrisenprogramm der Regierung Primakow wird an der starken Rolle von Großbetrieben und an natürlichen Monopolen festgehalten, staatsdirigistische Maßnahmen wie Preiskontrollen werden anvisiert, und der zweifellos geringen Monetarisierung soll über eine kontrollierte Geldmengenerweiterung begegnet werden. Da das time lag zwischen Geldmengenerweiterung und Inflation wegen der hohen Durchlaufgeschwindigkeit des Geldes in Rußland nur ca. drei bis vier Monate beträgt, ist zum Frühjahr 1999 mit einem spürbaren Anstieg der Inflation zu rechnen. Insgesamt erhöhen die auf einen stärkeren Protektionismus hinauslaufenden Aktionen der Regierung Primakow die Chancen für die heimische Wirtschaft, in einigen Bereichen wie einer verstärkten Außenhandels- und Kapitalexportkontrolle sind sie sogar äußerst sinnvoll. Protektionistische Maßnahmen erschweren aber den Marktzugang für ausländische Investoren. So könnte die geringere Kapitalverflechtung mit dem Westen einem Vereinsamungsprozeß Moskaus Vorschub leisten und in der Konsequenz (selbst)isolationistische Tendenzen zusätzlich befördern. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 2000 |