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Bevor wir uns dieser Frage in ihrer rein" wirtschaftlichen Dimension widmen, die im Zentrum dieses Papiers steht, sei kurz die sicherheitspolitische Dimension betrachtet, mit der sie eng verwoben ist und mit der sie sich oft in der Wahrnehmung vermengt. Folgt man der realistischen Schule der Theorie der internationalen Beziehungen, so sind Nationalstaaten Akteure im anarchischen Weltsystem, die vor allem um Macht und Sicherheit kämpfen. Im Extremfall tun sie dies militärisch. Staaten gehen deshalb davon aus, daß sie sich gegen eine militärische Bedrohung wehren können müssen. Das militärische Potential - zur Verteidigung wie zum Angriff - hängt aber eng mit dem wirtschaftlichen und technologischen Potential eines Landes zusammen. Reiche, hoch entwickelte Länder sind daher gefährlicher. Um Bedrohungen zu begrenzen, liegt es deshalb nahe, einem möglichen Gegner den Erwerb fortgeschrittener Technologien, wenn nicht gar das Wirtschaftswachstum insgesamt zu verwehren. Dies haben die NATO-Mitglieder z.B. gegenüber dem Ostblock mittels des COCOM-Systems getan. Die USA tun es noch heute in Einzelfällen, z.B. gegenüber China (Satellitentechnik). Wirtschaftliche Schwäche kann auch die politische Durchsetzungsfähigkeit bzw. den Willen dazu in vorkriegerischen Konfliktlagen schwächen (z.B. Indonesiens Einlenken in der Osttimor-Frage nach der Krise). In dem Maße, wie sich Länder grundsätzlich feindselig gegenüber stehen oder sich als Gegner perzipieren, interpretieren sie auch alle wirtschaftlichen Beziehungen in diesem Licht. Im Nord-Süd-Verhältnis gibt es eine Tendenz zu dieser gegenseitigen Wahrnehmung, die aus der Geschichte des Imperialismus und Kolonialismus herrührt. Diskurse wie der des Zusammenstoß(es) der Zivilisationen" beleben diese Sichtweise erneut. Die Sichtweise hat auch einen selbstbestätigenden Charakter. Denn das Gefühl, als Feind betrachtet zu werden, auch wenn man keine feindlichen Absichten hegt, bewegt den vorsichtigen Staat zu vorbeugenden Schutzmaßnahmen, die naturgemäß wieder als feindseliger Akt angesehen werden können. In einer solchen außerökonomischen Konfliktkonstellation gewinnen ökonomische Beziehungen eine andere Qualität. Im Prinzip für beide Seiten nützliche Austauschbeziehungen werden unterbunden. Ein Land opfert mögliche Wohlfahrtsgewinne, um dem Gegner" zu schaden. Im günstigsten Fall kann Land A seinem (vermeintlichen) Gegner, dem Land B, einen derartigen Schaden ohne eigenen Nutzenentgang zufügen, wenn es z.B. den politisch unterbundenen Austausch mit B durch den mit einem dritten Land C zu gleichen Preisen, Mengen und Qualität ersetzen kann. Doch wenden wir uns der Kernfrage zu: Wie sieht es mit den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Staaten aus ? Sind sie eher wie ein Krieg zu sehen oder wenigstens wie ein Wettkampf oder Wettlauf?[Wie viele Autoren befürchten, z.B. Lester Thurow und viele andere von Paul Krugman in. „Competitivness: A Dangerous Obsession" in ders.: „Pop Internationalism" Cambridge/London 1996 (zuerst in Foreign Affairs March/April 1994), Endnote 1, zitierte Werke]
© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 2001 |