FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Brigadeabend. Beim B. handelte es sich um eine Form betrieblicher Geselligkeit, die Bestandteil der Betriebskultur war. Der B. war eine mehr oder minder regelmäßige Zusammenkunft der Brigademitglieder zu einem „gemütlichen Abend“, an dem oft auch die Ehepartner teilnahmen. Der B. stand in der Tradition üblicher Betriebsfeiern und entsprach diesen auch in der äußeren Form (gemeinsames Essen, vermehrter Alkoholkonsum, Musik, Tanz). Durchgeführt wurde der B. teils in Klubräumen (s.a. Klubhaus) der Betriebe, in öffentlichen Gaststätten, seltener in den Gärten einzelner Mitglieder. In den 60er Jahren stand das Ziel im Vordergrund, die Brigaden zu „sozialist. Kollektiven“ zu entwickeln. Dieser Anspruch trat jedoch sehr bald zurück. Gleichwohl bildete der B. ein Element im Spektrum der sozialist. Erziehungsdiktatur. Er erfüllte eine kollektivitätsfördernde Funktion und wurde von den Beteiligten in der Regel positiv wahrgenommen. Für die Finanzierung standen zumeist Mittel aus Kollektivprämien, oft aber auch aus Brigadekassen (s.a. Brigadekonto) zur Verfügung. Die Darstellung des B. in der bildenden Kunst und Literatur wurde in den späten Jahren der DDR deutlich ironisiert.
P.H.