FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Arbeiterkorrespondent. A. waren ehrenamtliche Mitarbeiter der Gewerkschaftspresse. Sie gehörten der Volkskorrespondenten-Bewegung an, die weite Teile der Medienlandschaft der DDR umfasste.
Die Tradition der A. lässt sich auf das Zeitungswesen der frühen UdSSR und der KPD im Deutschland der Weimarer Republik zurückführen. Die Grundlage dieser Form der Berichterstattung bildete Wladimir I. Lenins (*22.4.1870-†21.1.1924) Konzeption einer „Presse neuen Typs”, die nicht nur für die Werktätigen, sondern auch mit und von ihnen zu gestalten sei.
Dieser Theorie entsprechend waren die DDR-Medien bestrebt, einen festen Kreis von Arbeitern und Angestellten als Berichterstatter zu gewinnen. Der FDGB hielt 1951 in Leipzig die erste A.-Konferenz der Gewerkschaftspresse ab. Wie die SED-Zeitungen legten die Tribüne und Der Volksbetrieb Wert auf eine intensive Schulung ihrer Korrespondenten, deren Zahl bei dieser Tagung mit 648 angegeben wurde. Vor allem auf lokaler Ebene waren die A. eine wichtige Informationsquelle. In den frühen Jahren der DDR wurden sie aufgefordert, Kritik an Missständen in ihrem Betrieb sowie bei den Versorgungs-, Bildungs- und Kultureinrichtungen in ihrem Wohngebiet öffentlich zu machen. Später wurden sie vor allem für Leserwerbung und Wirkungsforschung eingesetzt.
Im Gefolge der ersten Bitterfelder Konferenz, die unter dem Motto „Greif zur Feder, Kumpel, die sozialist. Nationalkultur braucht dich!” stand, erlangte die Volkskorrespondenten-Bewegung ab 1959 eine zusätzliche Bedeutung als literar. Sozialisationsagentur. Einigen A. gelang es, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Unter ihnen befand sich Werner Bräuning (*12.5.1934-†14.8.1976), dem die den Bitterfelder Weg prägende Losung „Greif zur Feder Kumpel“ zugeschrieben wird.
A.S.