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TEILDOKUMENT:
EWU und Wirtschaftswachstum Position 1: Die Währungsunion begünstigt hohes Wirtschaftswachstum; denn sie befreit die Geldpolitik weitgehend von der Aufgabe der Wechselkurspflege und ermöglicht damit dauerhaft, niedrigere Zinsen.
Einwand: Der Wechselkurs muß nicht mit hohen Zinsen verteidigt werden, wenn die Finanzpolitik solide und das System der Lohnfindung nicht inflationär ist. Diese Bedingungen muß jedes Land, das in die EWU will, ohnehin erfüllen.Gegeneinwand: Auch die Wechselkurse von Ländern mit solider Finanz- und Lohnpolitik geraten unter Abwertungsdruck (Beispiel: Frankreich).Position 2: Die Währungsunion begünstigt hohes Wirtschaftswachstum; denn sie übt politischen Druck auf die europaweite Herstellung von Geldwertstabilität und soliden öffentlichen Finanzen aus. Beides bildet, zusammen mit der innereuropäischen Währungsstabilität, eine günstige Ausgangslage für produktive Investitionen. Eine derartige Ausgangslage in nur einem Land wirkt sich weit weniger günstig auf das Wirtschaftswachstum aus.
Einwand: So gesehen, wäre die EWU nur ein politischer Trick", um eine wachstumsfreundliche Wirtschaftspolitik zustandezubringen, nicht aber deren ökonomische Grundlage. Entscheidend wäre es, nicht nur ein paar europäische Länder zu wachstumsfreundlicher Politik zu verpflichten, sondern möglichst alle wichtigen Industrieländer (vor allem auch die USA).Position 3: Die EWU beeinträchtigt das Wirtschaftswachstum; denn mit ihren rigiden öffentlichen Verschuldungsgrenzen läßt sie keinen Spielraum für expansive Finanzpolitik (zumal in der Rezession).
Je geringer das strukturelle Staatsdefizit, desto größer ist der Spielraum für vorübergehende, antizyklische Verschuldung in der Rezession.
Position 4:
Die EWU beeinträchtigt das Wirtschaftswachstum; denn die skeptischen Finanzmärkte belegen sie mit einer Risikoprämie in Form von höheren Zinsen.
Position 5: Die EWU gefährdet das Wirtschaftswachstum; denn der von der europäischen Zentralbank bereitgestellte Geldmantel" wird in der Union mit ihren unterschiedlichen Inflationskulturen " leichter durch inflationäre Prozesse ausgefüllt und dem realen Wirtschaftswachstum entzogen als in einem Land mit etablierter Stabilitätskultur".
Position 6: Die EWU gefährdet das Wirtschaftswachstum; denn die einheitliche EWU-weite Geldpolitik kann sich nicht optimal am Wachstumspotential eines einzelnen Landes mit hoher Preisstabilität orientieren, sondern muß eine Kompromißlinie finden, die auch den eventuellen Inflationsbekämpfungsbedarf in anderen EWU-Ländern berücksichtigt.
Position 7: Das Wirtschaftswachstum der EWU ist dadurch gefährdet, daß ein Mitgliedsland mit hohem Staatsdefizit die Zinsen für die gesamte Union in die Höhe treiben kann. Der Maastrichter Vertrag hat keine hinreichenden Vorkehrungen gegen diese Gefahr getroffen.
Einwand: Da die Finanzmärkte global integriert sind, wirken sich hohe Staatsdefizite auch über die Grenzen der Währungsunion hinaus zinserhöhend aus. Man kann sich gegen diesen Effekt nicht dadurch schützen, daß man keinen Währungsverbund mit verschuldungsfreudigen Ländern eingeht.
© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juli 1999 |