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TEILDOKUMENT: 3. Erfahrungsberichte von Unternehmen
[Seite der Druckausg.: 48 (Fortsetzung)]
3.1 Partnerschaften bei der Unternehmensgründung
Der Geschäftsführende Gesellschafter der Tescom Software System Testing Deutschland GmbH, Ulm stellte die Bedeutung von Partnerschaften bei der Unternehmensgründung heraus: Wenn man bei der Gründung eines Unternehmens an Partner denke, werde dies häufig mit dem Begriff des Teilhabers bzw. Gesellschafters gleichgesetzt. Es gäbe aber noch andere Personen, Gruppen oder Institutionen, die im späteren Geschäftsleben Hilfe geben und deshalb unter die Bezeichnung Partner fallen sollten. Der erste und vielleicht wichtigste Partner, dessen Unterstützung notwendig ist, ist der Lebenspartner zu Hause. Bei der Regelung der Finanzierungsfragen ist die Hausbank der Partner, in anderen Bereichen können dies z.B. Technologiezentren, Institute oder bestimmte Firmen sein. Wächst das Unternehmen [Seite der Druckausg.: 49] und beginnt es, Personal einzustellen, hat es in seinen Mitarbeitern wiederum Partner, die beim weiteren Aufbau des Betriebs helfen. Die Kunden sind eine wesentliche Gruppe, die ebenfalls unter diesen Begriff fallen. Wenn die Kunden als Partner angesehen und akzeptiert werden, können sie das Unternehmen positiv mit weiterentwickeln. Partner sein bedeute, sowohl zu geben als auch zu nehmen, betonte der Vertreter der Tescom Deutschland. Wichtig sei hier die Ausgewogenheit, beide Partner sollten zu möglichst gleichen Teilen von der Partnerschaft profitieren. Wenn man partnerschaftlich veranlagt sei, werde man meist auch die richtigen Partner für sein Unternehmen finden.
3.2 Standortvorteile Ulms aus der Sicht eines Großkonzerns
Der international tätige Konzern Takata, der sein Mutterhaus in Japan hat und im Bereich der Fahrzeugrückhaltesysteme (Airbags u.a.) zu den führenden drei Unternehmen der Welt gehört, hat beim Aufbau seiner Europastruktur den Standort Ulm gewählt. Wie der Leiter der Produktentwicklung der Takata-Niederlassung Ulm erläuterte, spielten für diese Entscheidung klassische Standortfaktoren die entscheidende Rolle: Die Standortfrage war klar kundenorientiert. Ulm konnte eine sehr günstige Lage zu den Zentren der Automobilindustrie (Porsche, Daimler-Benz, Audi, BMW) sowie günstige Verkehrsanbindungen vorweisen. Da ein Europavorstoß eines solchen Unternehmens immer mit Entwicklungsaktivitäten beginnt, waren die Forschungskapazitäten in der Umgebung, z.B. an Universität und Fachhochschule, positive Entscheidungsgründe. Die gute Lieferantenstruktur in der Region war ebenfalls ein entscheidender Faktor. Des weiteren wurde das Arbeitskräftepotential in der Umgebung als qualitativ hoch eingestuft, und die Le- [Seite der Druckausg.: 50] bensqualität in der Region Ulm ließ vermuten, daß sich hier ein produktives, innovatives Arbeitsklima schaffen läßt. Die Führung des Takata-Konzerns fühlt sich in ihrer Entscheidung für den Standort Ulm durch die positive Entwicklung ihres hiesigen Unternehmens bestätigt. Es wurde weiter investiert, inzwischen sind weit über 100 Mio. DM in das Entwicklungszentrum Ulm geflossen.
3.3 Kapitalbeschaffung bei technologieorientierten Unternehmen
Technologieorientierte Existenzgründer wurden vom ehemaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl als "Helden der Nation" bezeichnet. Der geschäftsführende Gesellschafter der SpeedForm GmbH, Neu-Ulm bemängelt die mangelnde finanzielle Förderung dieser "Helden": Die fehlende Liquidität sei eine der häufigsten Ursachen für das Scheitern von Unternehmen. Auch bei der SpeedForm GmbH waren die bisherigen Engpässe finanzieller Natur, die Probleme sind typisch für technologieorientierte Existenzgründungen. Für Banken sind junge Unternehmen ein risikoreiches Unterfangen, speziell neue Technologien lassen sich im Vorfeld nur sehr schwer nach ihrem wirtschaftlichen Potential beurteilen. Es stehen zwar Förderprogramme zur Verfügung, die öffentlichen Mittel fließen aber meist mit großen zeitlichen Verzögerungen. Im Falle SpeedForm hätte diese zögerliche Abwicklung beinahe deren Existenz gekostet. Der Engpaß konnte schließlich durch eine Risikobeteiligung überbrückt werden, in deren Rahmen allerdings im Gegenzug Firmenanteile abgegeben werden mußten. Durch derartige finanzielle Probleme im Unternehmen werden nicht nur die Mitarbeiter verunsichert, auch die Motivation des Gründers sinkt. Und nicht [Seite der Druckausg.: 51] zuletzt wird der Vorsprung vor der Konkurrenz aufgrund der eingeschränkten Handlungskompetenz kleiner. Solange die finanziellen Rahmenbedingungen nicht dem Bedarf angepaßt werden, folgert der geschäftsführende Gesellschafter der SpeedForm GmbH, werden die Versuche, junge Unternehmen in der Region anzusiedeln und zu sichern, nur wenig nachhaltigen Erfolg haben. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | July 2003 |