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2. Funktionsbild der Innenstadt

Seite der Druckausg.: 5

Die gegenwärtigen Ansprüche an eine Innenstadt sind vielfältig. In ihrer Gestalt soll sie Geschichte und regionale Bedeutung der Stadt widerspiegeln. Als Identifikationspunkt - für Besucher und Bewohner gleichermaßen - muß eine Innenstadt lebenswert und lebendig sein, ohne das Geschehen in Straßenrummel ausarten zu lassen.

Straßenräume und Plätze in der Innenstadt sollen ein geeignetes Ambiente für Aufenthalt, Bummel und Treff bieten, niemanden ausgrenzen, aber gleichzeitig die Dominanz sozialer Randgruppen vermeiden. Die Innenstadt soll ein ungestörtes Einkaufen ermöglichen und dabei mehr sein als nur ein schmuck herausgeputzter Einkaufsbereich. Sie ist Ort kultureller Ereignisse, die Besucher anziehen und bietet ihren Bewohnern ein angenehm ruhiges Wohnumfeld. Die soziale Sicherheit der Bewohner und Besucher muß auch abends gewährleistet sein.

Von zentraler Bedeutung sind angesichts dieser Ansprüche also Aufenthaltsqualität und Nutzungsvielfalt - eine Nutzungsvielfalt, die in der Innenstadt durch die Überlagerung zahlreicher Funktionen entstehen kann. Die Innenstadt ist eben nicht nur ein Einkaufsort, sondern auch Ort zum Wohnen, Arbeiten, Bilden, Ort für Freizeit und Kultur.

Eine Voraussetzung, um den Anforderungen an eine attraktive Innenstadt gerecht zu werden, ist eine leistungsfähige verkehrliche Anbindung an die anderen Bereiche der Stadt und das Umland. Erwartet werden möglichst direkte und störungsfreie Verbindungen in die Innenstadt, die die Erreichbarkeit aller Einrichtungen von Verwaltung, Handel, Gewerbe oder Ausbildung für alle Verkehrsarten sichern.

Für die Dauer des Aufenthalts in der Innenstadt sind Abstellmöglichkeiten für Pkw aber auch für Fahrräder notwendig. Der Stellplatzbedarf für Anwohner muß gedeckt werden, die Innenstadtwohngebiete sind wirksam vom Fremdverkehr freizuhalten. Für Bewohner und Besucher sind ausreichend dimensionierte und sichere Aufenthaltsflächen zu schaffen.

Seite der Druckausg.: 6

In vielen westdeutschen Städten ist die Nutzungsvielfalt durch die Dominanz des Handels und das Diktat der Mieten gestört, der angestammte, meist kleinteilige Einzelhandel wird in weniger attraktive Bereiche der Stadt verdrängt. Verschärft wird die Situation des Handels durch die zunehmende Konkurrenz peripherer Handelsstandorte.

Der planerisch erwünschten Nutzungsvielfalt in der Innenstadt und den notwendigen Voraussetzungen für ihre Realisierung steht aber gerade in der Innenstadt nur ein begrenztes Flächenangebot zur Verfügung. Städtebauliche Rahmenbedingungen sind bei Umgestaltung und Neubau zu berücksichtigen, um der Uniformität der Innenstädte entgegenzuwirken. Zusätzlich werden die stadtplanerischen Gestaltungsmöglichkeiten durch zum Teil gegensätzliche Ansprüche einzelner Funktionen an den öffentlichen Raum und die Unverträglichkeit einzelner Nutzungsformen eingeschränkt.

Die gegebenen und notwendigen Einschränkungen sollten durch eine sorgfältige Planung berücksichtigt werden, da gerade sie einen Rahmen setzen, der dazu beiträgt, die Authentizität der Innenstadt zu erhalten.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1999

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