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TEILDOKUMENT:
[Seite der Druckausg.: 1] Als nach der Währungsunion am 1. Juli 1990 klar wurde, daß große Teile der Wirtschaft der damaligen DDR unter den Bedingungen dieser radikalen Aufwertung der Währung die Konkurrenz mit westlichen Firmen nicht durchhalten und zusammenbrechen würden, mußte sich die noch im Aufbau befindliche Arbeitsverwaltung auf eine Arbeitslosigkeit gigantischen Ausmaßes einstellen. Zugleich war deutlich, daß für den Aufbau einer funktionierenden, konkurrenzfähigen Wirtschaft ein hoher Bedarf an Qualifizierung der Arbeitskräfte entstand. Unter diesen Bedingungen wurde der Versuch unternommen, die Krise mit den in der Bundesrepublik schon bewährten Mitteln des Arbeitsförderungsgesetzes (AFG) zu meistern, Mitteln, die allerdings für ganz andere, wesentlich weniger gravierende Fälle geschaffen worden waren. Besondere Bedeutung bekamen die im AFG vorgesehenen "Maßnahmen der beruflichen Förderung und Umschulung". Die besonderen Umstände brachten dabei besondere Probleme hervor. Ein funktionierender Arbeitsmarkt, dem Fortbildung und Umschulung zuarbeiten sollen, existiert erst in Ansätzen. Über den Arbeitsmarkt der Zukunft und dessen Anforderungen herrschen bis heute nur sehr vage Vorstellungen. Das Kriterium Nr. 1 für die Anerkennung von Qualifizierungsmaßnahmen nach dem AFG, die Chance zur Vermittlung in reguläre Arbeitsverhältnisse, ist nicht anwendbar. Weder die Arbeitsämter noch die Bildungsträger können genau sagen, welche Qualifikation dem einzelnen später nutzen wird. Eines der größten Probleme war zunächst die Bewältigung der riesigen Teilnehmerzahlen. Die Invasion von Bildungsträgern aus dem Westen schuf zwar in kurzer Zeit ein ungeahntes Angebot, aber gleichzeitig mußten die Arbeitsämter und vor allem die Betroffenen selber zwangsläufig den Überblick verlieren. Zu der Unsicherheit, welche Qualifikation in Zukunft wohl nützlich sein werde, trat als Problem die Unmöglichkeit, die Qualität der verschiedenen Kurse und Umschulungen, der Träger und Dozenten angemessen zu beurteilen. Kaum ließen sich nur die schwarzen Schafe aus dieser unübersehbaren Herde heraussondern. Wo niemand den Überblick behielt, mußte auch die notwendige Beratung ausbleiben. Umgekehrt hatten die Träger von Bildungsangeboten mit der Schwierigkeit zu kämpfen, für ihre Maßnahmen die richtigen Teilnehmer zu akquirieren, von drängenden Kapazitätsproblemen bei der Beschaffung von Praktikumsplätzen oder nur von Unterrichtsräumen ganz zu schweigen. Die Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Dresden am 27.3.1992 zum Thema "Qualifizierungsangebote in Ostdeutschland Strukturen Qualität Bedarf [Seite der Druckausg.: 2] Wirksamkeit", auf die diese Broschüre sich stützt, führte Mitarbeiter der Arbeitsverwaltung, Träger, staatliche Planer und Politiker zusammen und enthüllte mehr deren gewaltigen Koordinationsbedarf, als daß sie ihn befriedigte. Die vorliegende Broschüre nennt und systematisiert die Tagesaufgaben, die sich stellen, wenn ein ganzes (oder, je nach Perspektive, ein halbes Volk) auf der Schulbank sitzt. Unterschiedliche Auffassungen sind dabei erstaunlich selten. Wo sie vorkommen, bleiben sie meistens so stehen, wie sie geäußert wurden. Mit der Konzeption, Organisation und Durchführung der Konferenz war Diplom-Ökonomin Hannelore Hausmann von der Abteilung Wirtschaftspolitik des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung betraut. Das Tagungssekretariat führten Doris Faßbender, Jutta Nallin und Marlene Scharenberg. Verfasser des Tagungsberichts ist Norbert Mappes-Niediek, freier Journalist aus Lieboch bei Wien.
© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 2002 |