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TEILDOKUMENT:
Warnecke, Hermann (1876 - 1949) Geboren am 12. Februar 1876 in Stadtoldendorf (Kreis Holzminden), verheiratet, protestantisch. Erlernte nach der Volksschule einen Metallberuf, zog 1903 nach Bremerhaven, legte an der dortigen Fachschule die Seemaschinistenprüfung ab. Arbeitete in der Zwischenzeit als Agent der Aachener-Leipziger Feuerversicherung und der Meininger Hypothekenbank. Ab [1906] Fahrt als 3. Maschinist zur See beim Norddeutschen Lloyd. Mitglied des 1893 begründeten "Zentralverbands der Deutschen Seemaschinisten" (seit 1904: "Verband technischer Schiffsoffiziere"), der zunächst in Bremerhaven und Umgebung seinen stärksten Stützpunkt hatte (1914 in Bremerhaven ca 1.000 von ca. 1.300 Gesamtmitgliedern). Der Zentralverband war zunächst föderalistisch organisiert, die 8 örtlichen Verwaltungen regelten Geschäfte und Beiträge nach eigener Satzung. Erste Versuche der Zentralisierung endeten 1911 in einer Abspaltung vom bedeutsamen Hamburger Bezirksverein ("Verband deutscher Schiffsoffiziere"). Warnecke wurde während des Weltkrieges in Valparaiso interniert. Sprecher der "Vereinigung deutscher Schiffsingenieure. Zentrale für Spanien und Amerika", die Mitglieder beider Organisationen umfaßte. Setzte sich im Verbandsorgan "Schiffsingenieur" während des Krieges nachdrücklich für eine Wiedervereinigung beider Verbände ein. Im Oktober 1918 Rückkehr nach Bremerhaven. Übernahm in seiner Ortsgruppe mehrere überregionale Funktionen. Seit Anfang 1920 Mitglied des von Paul Müller begründeten "Aktionsausschusses seemänischer Berufsverbände", der sich aus Kapitäns- und Offiziersvertretungen und der "Abteilung Seeleute" des "Deutschen Transportarbeiter-Verbandes" formierte. Seit März 1920 Obmann einer Kommission zur Erarbeitung eines Betriebsrätegesetzes für die Seeschiffahrt und Mitglied der "Reichsarbeitsgemeinschaft für die Seeschiffahrt", einem paritätisch besetzten Gremium von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Am 29. und 30. Juni 1919 schlossen sich in Hamburg der "Verband deutscher Schiffsingenieure" und der "Verband technischer Schiffsoffiziere" zum "Verband deutscher Schiffsingenieure und Seemaschinisten" zusammen. Warneckes programmatische Forderungen aus der Kriegszeit gingen damit in Erfüllung. Gastdelegierter auf dem außerordentlichen Verbandstag vom 5. bis 6. August 1920 in Hamburg, der die freigewerkschaftliche Orientierung der Ingenieurorganisation mit Mehrheit festschrieb. Der Kongreß stellte sich 1920 in Hamburg in seine lange Tradition arbeitnehmerorientierter Angestelltenpolitik: Mitglied im "Sozialen Ausschuß von Vereinen technischer Privatangestellter", Mitglied der "Freien Vereinigung für die soziale Versicherung der Privatangestellten" (1908), der "Arbeitsgemeinschaft für das einheitliche Angestelltenrecht" (1913) und der "Arbeitsgemeinschaft freier Angestelltenverbände" (1917). Auf dem Verbandstag trat der Geschäftsführer Dr. Otto Hendrich von seinem Amt zurück, weil er die freigewerkschaftliche Ausrichtung seiner Gewerkschaft nicht mittragen konnte. Zur Verstärkung der Verbandsspitze bestellten die Delegierten einen 2. Geschäftsführer. Wahl Warneckes zum 2. Geschäftsführer und Redakteur auf der Sitzung des Verbandsausschusses am 8. August 1920. Umsiedlung von Bremerhaven nach Hamburg. Übernahm im November 1920 Schriftleitung und Verlag des "Schiffsingenieur". Redigierte das Gewerkschaftsblatt als technische Spezialzeitschrift, finanziert über Annoncen. Der außerordentliche Verbandstag vom 28. bis 29. Mai 1921 förderte den freigewerkschaftlichen Gedanken, unterstützte die Zentralisation (Streichung des "e.V.") und zwang zur Aufstellung völlig neuer Statuten. Nach Absplitterungen und Rücktritten Hamburger Vorstandsmitglieder Wahl Warneckes zum 1. Geschäftsführer und 1. Verbandsvorsitzenden auf der außerordentlichen Ausschußsitzung am 28. August 1921 (1921: ca. 4.000 Mitglieder). Delegierter auf dem 1. Gewerkschaftskongreß des Allgemeinen freien Angestelltenbundes in Düsseldorf vom 2. bis 3. Oktober 1921. Der neue Vorsitzende führte die organisierten Schiffsingenieure in den ersten Arbeitskampf seit Bestehen des Verbandes ("30 Jahre friedlicher Verbandsarbeit liegen hinter uns! Heute heißt es Kampf! Kampf um den Achtstundentag!"). Wahl zum stellvertretenden Vorstandsmitglied des "Aktionsausschusses seemännischer Berufsverbände" am 22. Februar 1922. Wiederwahl zum Vorsitzenden auf dem 15. ordentlichen Verbandstag vom 17. bis 18. Juni 1923. Intensives publizistisches Werben Warneckes um eine Verschmelzung mit dem freigewerkschaflichen "Verband Deutscher Kapitäne und Steuerleute der Handelsschiffahrt und Hochseefischerei" blieben erfolglos. Forderte auf dem 2. Gewerkschaftskongreß des Allgemeinen freien Angestelltenbundes in München vom 15. bis 17. Juni 1925 eine bessere Interessenvertretung der Schiffsingenieure auf See. Auf dem 16. Verbandstag vom 1. bis 2. August 1925 in Hamburg (Referat Warneckes über das Betriebsrätegesetz) unterlag der alte Vorsitzende dem Vorsitzenden der Hamburger Bezirksorganisation, Richard Freese, in einer Kampfabstimmung knapp mit 13 : 12 Delegiertenstimmen, nachdem Freese seine Nähe zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands herausgestrichen hatte. (Neuer Verbandsname seit 1925: "Verband Deutscher Schiffsingenieure"). Verzichtete auf die Wahl zum 2. Verbandsvorsitzenden und redigierte bis Mai 1926 als 2. Geschäftsführer den "Schiffsingenieur". Näherte sich dem nationalen "Bund deutscher Schiffsingenieure", der rechten Absplitterung des Jahres 1921 an, in der viele ehemalige Verbandsfreunde Warneckes aus Bremerhaven dominierten. Verbandsausschluß Warneckes Ende Mai 1926. Spielte in der freigewerkschaftlichen Angestelltenbewegung keine ersichtliche Rolle mehr. Hermann Warnecke starb am 19. März 1949 in Hamburg. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998 |