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Warlich, Georg (1852 - 1928)

Geboren am 29. September 1852 in Sichelnstein bei Göttingen als Sohn eines Bergmannes, protestantisch, verheiratet. Erlernte nach der Volksschule den Beruf eines Korbmachers. Siedelte in den siebziger Jahren nach Hamburg über. Mitglied des 1873 gegründeten - 1878 durch das Sozialistengesetz aufgelösten - "Korbmacherverbandes". Mitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands. Agierte bei den Reichstagswahlen 1881 und 1884 intensiv für die Sozialdemokratie. Spielte während des Sozialistengesetzes im lokalen Fachverband der Korbmacher eine bedeutende Rolle. Im August 1885 einer der Aktivisten des großen Hamburger Korbmacherstreiks für dessen siegreiches Ende sich der Fachverein hoch verschuldete. Revisor der Generalabrechnung des Hamburger Korbmacherstreiks. Popularisierte bereits während des Sozialistengesetzes den Gedanken von gewerkschaftlichen Betriebsorganisationen. [1887] als sozialdemokratischer Agitator aus Hamburg ausgewiesen. [1889] Rückkehr in die Hansestadt; eröffnete am Zeughausmarkt eine eigene Gastwirtschaft. Gab 1890 seine Selbständigkeit auf und verdingte sich als Hafenarbeiter am Hamburger Staatskai.

Trat sofort nach Gründung dem im März 1890 geschaffenen "Verein der in Hamburg beschäftigten Kaiarbeiter" bei, der aus einer Massenbewegung gegen die Akkordarbeit entstanden war. Am 9. März 1890 zum Schriftführer der Lokalorganisation gewählt. Warlich avancierte am 1. April 1900 zum 2. Vorsitzenden der Organisation (nach Polizeiangaben 1.800 Mitglieder). Wurde am 18. Dezember 1890 - nach dem erzwungenen Rücktritt des bisherigen Vorsitzenden - von den Staatsarbeitern am Kai mit der provisorischen Leitung des Verbandes betraut und offiziell am 8. Januar 1891 zum Vorsitzenden gewählt. Der ehemalige Korbmacher trat selbst dem im August 1890 in Kiel aus der Taufe gehobenen "Verband der Hafenarbeiter Deutschlands" bei, der zum 1. Januar 1891 seine Arbeit aufnahm. Warlich hatte beträchtlichen Anteil daran, daß sich die Hamburger Lokalorganisation der Kaiarbeiter am 8. März 1891 der Zentralorganisation anschloß. Fungierte künftig als Obmann der eigenständigen Sektion der Kaiarbeiter innerhalb des Verbandes. Auf zahlreichen Versammlungen intensive Agitation unter den Baggerern, Ewerführern, Kaiarbeitern, Kesselreinigern, Schauerleuten, Schiffsreinigern und Speicherarbeitern, sich der neuen Organisation anzuschließen. Delegierter auf der 1. Generalversammlung des "Verbandes der Hafenarbeiter Deutschlands" vom 11. bis 12. Mai 1891 in Hamburg. Im Februar 1891 Entlassung als Kaiarbeiter wegen kritischer Äußerungen zur Akkordarbeit; verdingte sich künftig mit verschiedenen Gelegenheitsarbeiten, behielt jedoch für viele Jahre seinen charismatischen Einfluß auf die Arbeiter am Staatskai. Vertrat seit 1891 die Hamburger Hafenarbeiter im städtischen Gewerkschaftskartell, in dem er mit Karl Legien zu Beginn der neunziger Jahre die Diskussionen dominierte. Delegierter auf dem 1. Kongreß der Gewerkschaften zu Halberstadt vom 14. bis 18. März 1892. Eine Woche später zum Beisitzer beim Hamburger Gewerbegericht in der Wahlabteilung V gewählt. Warlich - einer der aktivsten "Zentralisten" der Hamburger Gewerkschaftsbewegung - unterstützte den Zusammenschluß der organisierten Hafen- und Werftarbeiter zum "Verband der am Schiffbau und an der Schiffahrt beschäftigten Personen Deutschlands" im Juni 1892 in Hamburg.

Bekleidete seit dem 1. August 1892 das Amt eines ehrenamtlichen Generalbevollmächtigten der vereinigten Organisation ohne den Niedergang des Zwittergebildes (1892: 6.343 Mitglieder, 1893: ca. 1.600 Mitglieder) aufhalten zu können. Warlichs unnachgiebige Haltung trug 1892 viel zur Abspaltung des "Vereins der in Hamburg beschäftigten Schauerleute" bei. Das ungute Verhältnis sollte sich erst 1896/97 nach dem großen Hafenarbeiterstreik entspannen. Am 4. Januar 1893 von der 3. Strafkammer des Landgerichts Hamburg wegen Beleidigung des Kaidirektors Adolf Hedler am 17. Dezember 1891 auf einer Hafenarbeiterversammlung zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt; eine Berufung vor dem Leipziger Reichsgericht endete am 13. März 1893 erfolglos. Nach seiner Haftentlassung als Portier beim sozialdemokratischen "Hamburger Echo" angestellt. Zu Beginn des Jahres drohte die Absplitterung eines Lokalvereins der Kaiarbeiter. Warlich konnte den Verlust jedoch abwehren, indem er selbst die Loslösung von den Werftarbeitern propagierte. Delegierter auf der Generalversammlung des "Verbandes der am Schiffbau und an der Schiffahrt beschäftigten Personen Deutschlands" in Lübeck am 22. Juli 1894, auf der die organisatorische Verbindung beider Berufsgruppen in die Brüche ging. Nach der Trennung zum Obmann der Revisionskommission des wiederbelebten "Verbandes der Hafenarbeiter Deutschlands" von den Hamburger Hafenarbeitern gewählt.

Warlich hatte nach wie vor seine "Basis" bei den Kaiarbeitern. Arbeitete im März 1895 federführend ein Unterstützungs- und Rechtschutzreglement für die Kaiarbeiter aus. Als im November 1896 die Stückgut-Schauerleute in Hamburg nach Ablehnung ihrer Forderungen Arbeitskämpfe einleiteten, stellte sich der Generalbevollmächtigte zunächst gegen den Streik, machte nach Streikbeginn als geachteter Funktionär jedoch seinen ganzen Einfluß für eine einheitlich Kampffront geltend. ("Fällt der Streik ins Wasser, dann ist es sowieso um den Verband geschehen.") Plädierte im Dezember vergeblich dafür, das karge Lohnangebot der Arbeitgeberseite anzunehmen, da er keine Chance mehr für weitere Unterstützungszahlungen an die Streikenden sah. Delegierter auf der 4. Generalversammlung vom 4. bis 8. Juli 1897 in Hamburg, die eine Bilanz des großen Arbeitskampfes 1896/97 zog. Trat zum 1. Juni 1899 als "Vorsitzender über alle Hamburger Sektionen" zurück. Die Delegierten der 6. Generalversammlung vom 22. bis 26. Juni 1900 schenkten dem ehemaligen Kaiarbeiter bei den Vorstandswahlen per Akklamation ihr Vertrauen für das Amt des 2. Vorsitzenden. Wiederwahl zum "2. Mann" auf allen Verbandstagen bis 1906. Warlich wurde im Januar 1901 von allen drei Sozialdemokratischen Wahlvereinen zum Bürgerschaftskandidaten nominiert, ohne bei der nachfolgenden Wahl genügend Stimmen auf sich vereinigen zu können. Der 2. Vorsitzende der Hafenarbeiter sträubte sich lange gegen die Professionalisierung seiner Organisation und gab erst 1904 seinen Widerstand gegen besoldete Vorstandsmitglieder auf.

Teilnehmer der Konferenz der Vorstände der freigewerkschaftlichen Verbände der Eisenbahner, Seeleute, Hafenarbeiter, Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter, Maschinisten und Heizer vom 7. bis 8. September 1906 in Hamburg, auf der erste Schritte auf dem Weg zur Einheitsorganisation eingeleitet wurden. Warlich lehnte auf dem 10. Verbandstag am 11. Mai 1908 eine Festanstellung ab und verzichtet aus Gesundheitsgründen auf ein Vorstandsamt. Arbeitete bis zu seinem Tode als Portier beim "Hamburger Echo". Der gelernte Korbmacher starb am 6. Februar 1928 in Hamburg.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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