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TEILDOKUMENT:
Segnitz, Gustav (1865 - 1942 ?) Geboren am 18. März 1865 in Hannover als uneheliches Kind, verheiratet, protestantisch. Der Vater, Schriftsetzer in Hamburg, legitimierte den Sohn durch Eheschließung im gleichen Jahr. Zog mit seinen Eltern 1873 nach Hamburg um und machte nach der Volksschule eine Kaufmannsgehilfenprüfung. Vermittlung sozialdemokratischen Gedankengutes im Elternhaus. Gehörte seit Beginn der neunziger Jahre zu dem kleinen Kreis Hamburger Handlungsgehilfen, die einen Anschluß an die freie Gewerkschaftsbewegung suchten. Gründungsmitglied der am 4. Februar 1892 ins Leben gerufenen Lokalorganisation "'Vorwärts', Verein für Handlungsgehilfen" (1895 ca. 50 Mitglieder). Wahl zum Kassierer auf der Gründungsversammlung. Gehörte bis zum Ende der neunziger Jahre zu den aktivsten Debattenrednern der Lokalorganisation, in der neben sozialdemokratischen Gedankengut auch utopisch-sozialistische Wertvorstellungen gepflegt wurden. Stemmte sich mit seinen übrigen Freunden gegen die Dominanz der antisemitischen Handlungsgehilfenbewegung; Kampf gegen die überlangen Arbeitszeiten im Gewerbe und für das Recht der in den Beruf strömenden Frauen auf Organisation. Am 5. Juli 1893 Wahl zum Delegierten in das Hamburger Gewerkschaftskartell; hatte das Kassiereramt im Vorstand der Lokalorganisation bis Juni 1897 inne. Von Februar 1892 bis Juli 1895 Schriftführer im SPD-Distrikt Eimsbüttel. Seit 1896 im Vorstand des Vereins der freien Volksbühne Hamburg aktiv. Im Februar 1896 erfolgte auf Initiative der Freien Vereinigung der lokal organisierten Berliner Handlungsgehilfen ein Aufruf im örtlichen Blatt ("Handelsangestellte") an "alle auf dem Boden der modernen Arbeiterbewegung stehenden Handlungsgehilfen Deutschlands". Geplant war ein Kongreß zu Ostern 1896 in Erfurt, der aus juristischen Gründen schließlich in Berlin tagte. Wahl Segnitz zum stellvertretenden Kongreßdelegierten in Hamburg. Ein Vorschlag auf Zentralisierung der örtlichen Vereine fand in Berlin jedoch keine Mehrheit. Von Hamburg und Leipzig gingen jedoch weitere Impulse hin zur gewerkschaftlichen Konzentration aus. Zu Pfingsten 1897 beschlossen in Leipzig die Vertreter der Lokalvereine Chemnitz, Frankfurt am Main, Fürth, Hamburg, Leipzig, Nürnberg und Stuttgart die Gründung des "Zentralverbandes der Handlungsgehülfen und Gehülfinnen Deutschlands". Aus vereinsrechtlichen Gründen wurde Hamburg als Sitz der Gewerkschaft bestimmt und der lokalen Vereinigung in Hamburg die Wahl des Vorstandes und die Ausarbeitung der Statuten übertragen. Wahl Segnitz' zum 1. Vorsitzenden der neuen Organisation auf der Versammlung am 16. Juni 1897 in Hamburg. Der Zentralverband, der sofort den Anschluß an die Generalkommission der Gewerkschaften suchte, nahm zum 1. Juli 1897 seine Geschäfte auf. Redakteur und Verleger der 1. Ausgabe des "Handlungsgehilfen-Blatts", das am 5. Juli 1897 das Licht der Welt erblickte. In Personalunion übernahm der Hamburger am 4. August 1897 das Amt des Vorsitzenden und die Verwaltung der Stellenunterstützungskasse für Handlungsgehilfen und Gehilfinnen. Segnitz gab zu Beginn des Jahres 1898 den Redakteursposten an Max Josephson ab, der in Hamburg die dominierende Rolle unter den freigewerkschaftlichen Handlungsgehilfen und Gehilfinnen spielte. Wiederwahl Segnitz' auf der 1. Generalversammlung am 30. Mai 1898 in Frankfurt am Main. Von Mai 1899 bis April 1901 Vorstandsarbeit im Konsum-, Bau- und Sparverein "Produktion". Als im Herbst 1898 sich die Freie Vereinigung der Kaufleute in Berlin zugunsten des Zentralverbandes auflöste, ging die Redaktion des Blattes als Kompensation an die Berliner Mitgliedschaft über. Segnitz gab noch bis Ende 1899 seinen Namen als Verleger des Verbandsorgans her. Wiederwahl zum Vorsitzenden auf der Generalversammlung im Juni 1900 in Dresden (1897: 255 Mitglieder; 1900: 817 Mitglieder). Segnitz verzog aus beruflichen Gründen im April 1901 nach Rostock und gab das Vorstandsamt an Max Josephson ab. Arbeitete in Rostock als selbständiger Kaufmann in einem Woll- und Tricotagengeschäft. Blieb der freigewerkschaftlichen Angestelltenbewegung freundschaftlich verbunden (Grußwort an die 8. Generalversammlung im Mai 1912 in Berlin). Am 29. Dezember 1918 auf Platz 24 der Liste der SPD in die Rostocker Bürgervertretung gewählt. Im Stadtparlament Mitglied der Finanzkommission, der Petitions-Unterstützungskommission und der Kommission für Handel und Industrie. Schied Ende 1927 als Gemeindevertreter der Hansestadt aus. Soll um 1942 verstorben sein. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998 |