FES | ||
|
|
TEILDOKUMENT:
Meißner, Karl (1890 - 1965) Geboren am 1. Dezember 1890 in Widdern (Württemberg) als Sohn eines Weingärtners, der sich als Tagelöhner verdingte, verheiratet. Erlernte nach der Volksschule in Stuttgart den Beruf eines Gärtners; nach Beendigung der Lehre Wanderschaft in Deutschland. Nahm 1908 in Griesheim seinen ständigen Wohnsitz. Trat im gleichen Jahr in den "Verband der Gärtner und Gärtnereiarbeiter" und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ein. Seit Januar 1919 beim Städtischen Gartenbauamt in Frankfurt am Main beschäftigt; wechselte nach Eintritt in den öffentlichen Dienst in den "Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter" über. 1922 zum Mitglied des Betriebsrates der Städtischen Gartenbauverwaltung gewählt. Hatte in seiner Gewerkschaft zahlreiche Ehrenämter inne: Vertrauensmann, Beitragskassierer und ehrenamtlicher Beisitzer in der Ortsverwaltung. Von 1925 bis 1928 sozialdemokratischer Stadtverordneter der Stadt Griesheim. 1928 war er führend bei den Eingemeindungsverhandlungen der westlichen Frankfurter Vororte beteiligt. Nach erfolgter Eingemeindung Mitglied des Bezirksrates des Stadtteils Griesheim. Der gelernte Gärtner besuchte von 1925 bis 1926 Kurse an der Akademie der Arbeit in der Mainmetropole. Seit 1. August 1927 hauptamtlicher Sekretär der Ortsverwaltung Frankfurt am Main des "Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter". Delegierter auf der Gründungstagung des "Gesamtverbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs" in Berlin vom 7. bis 10. Oktober 1929. Am 2. Juni 1933 von den Nationalsozialisten entlassen. Meißner siedelte nach Oberursel im Taunus über und machte sich als Gärtner selbständig. Während der Zeit des Nationalsozialismus mehrfach verhaftet und unter Polizeiaufsicht gestellt. Nach dem Zusammenbruch des Unrechtsregimes stellte sich Meißner sofort der Gewerkschaftsbewegung und der örtlichen Sozialdemokratie zur Verfügung. Gab im Herbst 1946 seine Existenz als selbständiger Gärtner zugunsten einer Anstellung bei der "Landesgewerkschaft Öffentlicher Verwaltungen und Betriebe" innerhalb des "Freien Gewerkschaftsbundes Hessen" auf. Übernahm 1947 die Leitung der neugeschaffenen Tarifkommission. Nach zähen Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite (Hessische Landesregierung, dem Hessischen Städtebund, dem Hessischen Gemeindetag und der Arbeitsgemeinschaft Hessischer Landkreise) gelang ihn am 8. Juli 1947 ein Tarifabschluß, der innergewerkschaftlich als erstes Tarifabkommen seit 15 Jahren breit gewürdigt wurde. Zum ersten Mal wurde im Grundsatz die Gleichstellung der Beamten, Angestellten und Arbeiter auf sozialem Gebiet erreicht und der hessische Verfassungsgrundsatz "Gleicher Lohn für Frauen und Jugendliche für gleiche Tätigkeit und gleiche Leistung" im Prinzip realisiert. Delegierter auf dem 2. Bundestag des FDGB Hessen vom 9. bis 11. Oktober 1947 in Frankfurt am Main; Mitglied der Kommission für Organisationsfragen während des Verbandstages. Auf den Betriebsräteschulungen in der Gewerkschaftsschule Oberursel referierte er während der Jahre 1947 und 1948 über das "Tarifrecht im öffentlichen Dienst". Auf der 3. Landeskonferenz vom 15. bis 17. Oktober 1948 in Darmstadt zum Vorsitzenden der "Landesgewerkschaft Öffentliche Verwaltungen und Betriebe" gewählt. Mit besonderem Engagement bemühte er sich um eine Vereinigung der in der Trizone bestehenden Verbände der öffentlichen Betriebe, des Transport- und Verkehrswesens. Hessischer Delegierter auf dem "Vereinigungsverbandstag der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes, Transport und Verkehr" in Stuttgart vom 28. bis 30. Januar 1949. Als Beisitzer auf dem Vereinigungsverbandstag stand er für die Integration der bislang selbständigen Landesgewerkschaft in die neubegründete Gewerkschaft Transport und Verkehr. Fungierte seit Gründung der ÖTV als hessischer Bezirksleiter. Als Bezirksleiter Wahl in den Hauptvorstand der ÖTV; Bestätigung als Vorstandsmitglied auf den Verbandstagen bis 1958. Im Februar 1950 in den Verwaltungsrat der Unterstützungsvereinigung des DGB delegiert. Gesellschafter der Vermögensverwaltung der Gewerkschaft ÖTV GmbH und der Erholungsheim GmbH der ÖTV. Seit 1949 bis zu seinem Ausscheiden aus dem hauptamtlichen Dienst Vorstandsmitglied des DGB-Landesbezirk Hessen. Gleich nach Kriegsende stellte Meißner seine organisatorischen und praktischen Fähigkeiten in den Dienst SPD seiner Heimatregion. Vom 14. Februar 1946 bis zum 5. Mai 1952 Stadtverordneter in Oberursel. Mitglied des Hauptausschusses vom 14. Februar 1946 bis zum 30. April 1948. Von 1946 bis 1960 Kreistagsabgeordneter des Obertaunuskreises. Fungierte von 1946 bis 1956 als Fraktionsvorsitzender der Kreistagsfraktion. Von 1960 bis 1964 Mitglied des Kreisausschusses (Beigeordneter) des Obertaunuskreises. Sein Engagement für die großzügige Erweiterung des Kreiskrankenhauses und für die angemessene Betreuung älterer Menschen würdigten auch seine politischen Gegner. Von der 2. Wahlperiode an (1. Dezember 1950) bis zum Auslaufen der 3. Wahlperiode (30. November 1962) vertrat er die Wähler des Obertaunuskreises im Hessischen Landtag. Während der 2. Wahlperiode Mitglied des Hauptausschusses und bis Oktober 1953 Mitglied des Haushaltsausschusses, in der 3. Wahlperiode Mitglied des Hauptausschusses und des Ausschusses für Beamtenfragen und Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene, Evakuierte und Sachgeschädigte. Meißner nahm im Landtag nur selten das Wort. Wortmeldungen zur Besoldungsangleichung, zum Versorgungsanpassungsgesetz, den Tarifverträgen im öffentlichen Dienst, der Dienstzeit von Polizeibeamten etc. dokumentierten seinen spezifischen Interessensschwerpunkt. In der "großen Politik" galt sein Engagement Fragen der deutschen Wiedervereinigung. Nach seinem Ausscheiden aus dem Hessischen Landtag Ehrenvorsitzender der Oberurseler SPD. Mitglied der großen Tarifkommission der ÖTV. Wiederwahl als hessicher ÖTV-Bezirksleiter bis 1958 mit jeweils großen Mehrheiten. Den 2. Gewerkschaftstag der ÖTV begrüßte Karl Meißner als Gastgeber vom 3. bis 7. Mai 1955 in Frankfurt am Main mit einem aufrichtigen Bekenntnis zur Einheitsgewerkschaft. Auf der Beiratstagung der ÖTV vom 24. bis 26. April 1957 in München in die Studienkommission zur Überprüfung des organisatorischen Aufbaus der ÖTV gewählt, die dem kommenden Gewerkschaftstag Verbesserungsvorschläge einreichen sollte. Mitglied des Aufsichtsrates der Main-Gaswerke in Frankfurt am Main und des Aufsichtsrates der Messe- und Ausstellungsgesellschaft in Frankfurt Main. Anläßlich seines 65. Geburtstages am 1. Dezember 1955 mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main als Anerkennung für sein "Streben nach sozialer Gerechtigkeit für die arbeitenden Menschen" ausgezeichnet. 1958, nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst, wurde Meißner das große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Auf dem 3. Gewerkschaftstag der ÖTV vom 1. bis 6. Juni 1958 in München - von Adolph Kummernuss hoch geehrt - aus dem hauptamtlichen Dienst verabschiedet. Karl Meißner starb am 9. März 1965 in Bad Homburg. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998 |