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Maroke, Richard (1879 - )

Geboren am 5. September 1879 in Kleinitz (Kreis Grünberg, Schlesien) als Sohn eines Aufschlägers, verheiratet, katholisch, später Dissident. Erlernte nach der Volksschule den Beruf eines Schmiedes, ging als Geselle in Deutschland anschließend auf Wanderschaft. Maroke blieb 1897 in Chemnitz "hängen". 1901 Militärdienstzeit beim Landsturm in Chemnitz. Trat um 1904 in den Dienst der städtischen Werke als Gasarbeiter. Eintritt in den damaligen "Verband der in Gemeinde- und Staatsbetrieben beschäftigten Arbeiter und Unterangestellten", Mitglied der SPD. Delegierter auf dem 4. Verbandstag vom 27. Mai bis 1. Juni 1906 und der anschließenden 2. deutschen Gasarbeiter-Konferenz vom 2. bis 3. Juni 1906 in Mainz. Der Wahlsachse siedelte Ende 1906 mit seiner Familie nach Berlin um und trat am 25. Mai 1907 die neugeschaffene Gauleiterstelle des "Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter" (neuer Verbandsname ab 1906) in Frankfurt am Main an. Gau und Filiale Frankfurt, die sich bislang in einem unproduktiven Grenzstreit mit dem "Verband der Fabrikarbeiter" und dem "Deutschen Transportarbeiter-Verband" aufgerieben hatten, machten unter Marokes Leitung sichtbar Fortschritte.( 1908: 1185, 1909: 1625 zahlende Mitglieder). Vehementer Vertreter des Gedankens der Betriebsorganisation. Marokes Erfolge als Gauleiter bestanden darin, daß er aggressiv konkurrierende Gewerkschaften aus den Gas- und Wasserwerken hinausdrängte. Aktive Mitarbeit in der Frankfurter SPD. Im Februar 1911 zum Schriftführer des Sozialdemokratischen Ortsvereins Frankfurt am Main gewählt, eine Funktion, die er allerdings nur wenige Monate innehatte, gehörte überdies dem Vorstand des Bildungsausschusses der Parteiorganisation an. Bei den Reichstagswahlen 1912 SPD-Kandidat für den Wahlkreis 5 (Dillkreis-Oberwesterwald). Für den Gemeindearbeiter votierten 2.062 Wähler (9,4%).

Maroke hatte sich als Organisator und harter Verhandlungsführer in der Gemeindearbeiterbewegung einen guten Ruf erworben. Einige Delegierte des 6. Verbandstages im Juni 1912 in München wollten ihn bereits als 2. Vorsitzenden ihrer Gewerkschaft sehen. Der Frankfurter Gauleiter siegte schließlich in einer Kampfabstimmung bei der Wahl zum hauptamtlichen Sekretär mit 44 : 38 Delegiertenstimmen gegen den Mitbewerber Otto Becker. Nach dem Ausscheiden Oskar Riedels übernahm Maroke im Hauptvorstand am 1. August 1913 die Leitung der Sektion des Krankenpflege-, Massage- und Badepersonals Deutschlands, ohne der Reichssektion zu einem Durchbruch verhelfen zu können. (1913 3.391 Mitglieder = 6,4% der Gesamtmitgliedschaft.) Der 7. Verbandstag im Mai 1914 bereitete Richard Maroke eine herbe Enttäuschung: Von der Konferenz besoldeter Funktionäre ("Beamtenkonferenz") im Vorfeld des Verbandstages als Sekretär vorgeschlagen, von der "Statutenberatungskommission" des Verbandstages sogar als neuer Vorsitzender empfohlen, wurde Maroke schließlich von einer auf dem Verbandstag eingesetzten Kommission unter Leitung von Adolf Cohen (Mitglied der Generalkommission der Gewerkschaften) "nur" als Sekretär in Vorschlag gebracht und schließlich auch in diesem Amt bestätigt. Von Juni 1914 bis Januar 1915 einer der drei Revisoren des Internationalen Sekretariats der "Arbeiter öffentlicher Betriebe". Im Juni 1915 zum Kriegsdienst eingezogen, obgleich der "Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter", seine Freistellung beantragt hatte. Fronteinsatz im Nordosten Rußlands, kehrte erst im November 1918 aus dem Felde zurück. Maroke widmete sich intensiv der Agitation unter den Berliner Staatsarbeitern, denen man bislang das Koalitionsrecht faktisch verweigert hatte. Ende November ebnete er dem "Verein der Technischen Lohnangestellten" den Weg in die Gewerkschaftsorganisation. Erneute Versuche auf dem 8. Verbandstag im September 1919 in Nürnberg, Maroke in die engste Verbandsführung zu wählen. Von einer Kandidatenfindungskommission zum 2. Vorsitzenden vorgeschlagen, unterlag er in einer Kampfabstimmung Fritz Müntner mit 95 : 53 Stimmen und wurde wiederum "nur" als hauptamtlicher Sekretär gewählt.

Verzichtete daraufhin auf alle Ämter, weil er nicht mehr das Vertrauen der Mitgliedschaft besitze. Ab 1. Oktober 1919 Geschäftsführer des "Reichsbundes der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebenen". 1920 auf dem 2. Bundestag in Würzburg zum 2. Vorsitzenden der Organisation gewählt. 1921 bis 1924 auf der Landesliste der SPD in den Preußischen Landtag gewählt. Wahl am 31. März 1922 zum Vorsitzenden des Reichsbundes durch den Bundesvorstand und den Bundesausschuß. Bestätigung im Amt auf der 3. Bundestagung 1924 in Dresden und der 4. Bundestagung 1927 in Essen. Im September 1924 in den Reichsausschuß des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold berufen. Wahl zum Vizepräsidenten der "Internationalen Vereinigung der Kriegsopfer" 1926 in Genf. Rücktritt auf eigenem Wunsch vom Vorsitz der Kriegsbeschädigtenorganisation am 1. April 1929. Tätigkeit in Berlin als Makler bis 1933. 1933 bis 1945 Angestellter in Berlin. Richard Maroke verzog im März 1945 nach Potsdam. Lebte 1947 in Potsdam.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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