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Mäckle, Walter (1912 - 1957)

Geboren am 4. Dezember 1912 in Stuttgart als Sohn eines Tischlers, verheiratet, protestantisch. Besuchte in Stuttgart die Wagenburgrealschule und schloß diese mit der mittleren Reife ab. Absolvierte nach seinem Schulabschluß eine Tischlerlehre, die er am 16. Oktober 1931 mit der Gesellenprüfung abschloß. Fand am 2. Dezember 1931 Beschäftigung in der Stuttgarter Tischlerei Rehm und Spindler. 1931 Eintritt in den "Deutschen Holzarbeiter-Verband". Mäckle beabsichtigte mittelfristig den Besuch der Kunstgewerbeschule; die ökonomische Krise und der wirtschaftliche Zusammenbruch seiner Stuttgarter Tischlerei machten ihn arbeitslos. Bemühte sich um Anstellung bei der Reichswehr. Trat am 1. April 1933 als Berufssoldat in die Wehrmacht ein (Funkerkaserne Bad Cannstatt) und bereitete sich dort für die Sonderlaufbahn eines Funkmeisters vor (Unteroffizierslaufbahn). Im Oktober 1935 Beförderung zum Unteroffizier; 1942 zum Oberfunkmeister ernannt. Nach Ablegung der Prüfung für den gehobenen technischen Dienst für Nachrichtenwesen tat er bis zum 9. April 1945 Dienst bei Nachrichtentruppen und Feldzeugdienststellen der Wehrmacht. Hauptsächlich als Ausbilder tätig. Während des Jahres 1942 in Finnland stationiert. In der Wehrmacht zeichnete Mäckle sich durch strikte politische Abstinenz aus.

Am 2. Oktober 1945 wurde er bei der Landespolizeidirektion Nordwürttemberg in das Beamtenverhältnis als Oberkommissar eingestellt; ihm wurde dort die Leitung des Nachrichtenwesens übertragen. Er baute in verhältnismäßig kurzer Zeit ein leistungsfähiges Fernmeldenetz (Fernschreiber, Fernsprecher und Funk) auf. Das von ihm betreute UKW-Polizeifunknetz galt in der Bundesrepublik lange Zeit als vorbildlich. Vertrat das Land Baden-Württemberg mehrfach auf Fernmeldekonferenzen der Bundesländer. Am 1. Oktober 1946 Mitglied im "Gesamtverband des Personals des öffentlichen Dienstes und Verkehrs". Im Gegensatz zu den französischen und britischen Besatzungsmächten, die gewerkschaftliche Koalitionen von Polizeibeamten untersagten, erlaubte die amerikanische Besatzungsmacht den gewerkschaftlichen Zusammenschluß von Polizisten in liberaler Weise. Im Herbst 1946 vertrauten ihm die Kollegen das Amt des Vorsitzenden des Betriebsrates der Landespolizeidirektion Nordwürttemberg an. Im Dezember 1946 zum Vorsitzenden des Betriebsräteausschusses der Landespolizei gewählt. In dieser Funktion hatte er wesentlichen Anteil am Aufbau der Landespolizei unter den schwierigen Nachkriegsbedingungen. Durch seine rhetorische Begabung, sein Verhandlungsgeschick und seine gewerkschaftliche Integrität gewann er schnell Vertrauen. Im Frühjahr 1947 zum gewerkschaftlichen Fachabteilungsleiter der Polizei für Württemberg-Baden gewählt. Am 14. Juni 1948 zum Hauptkommissar befördert. Die eigenen Gewerkschaftskollegen hielten die bessere beamtenrechtliche und wirtschaftliche Stellung der südwestdeutschen Polizisten weitgehend Mäckles Engagement zu Gute. Delegierter auf dem Vereinigungsverbandstag der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes, Transport und Verkehr vom 28. bis 30. Januar 1949 in Stuttgart. In seiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied der Hauptfachabteilung III (Polizei) vom Hauptvorstand der ÖTV am 22. Juli 1949 bestätigt.

Am 29. und 30. September 1951 fand die Hauptfachabteilungskonferenz der Polizei in Königswinter statt. Auf dieser wurde Mäckle einstimmig zum Hauptfachabteilungsleiter der Polizei gewählt. Er schied damit als hauptamtlicher ÖTV-Funktionär aus dem Polizeidienst aus. In seiner neuen Eigenschaft Mitglied des Hauptvorstandes der ÖTV. Wiederwahl als Hauptfachabteilungsleiter im Februar 1955. Vor allem die Vertretung der Interessen der Polizei-Angehörigen beim Bundestag, bei den Bundesbehörden und bei der Arbeitsgemeinschaft der Innenministerien der Bundesländer fielen in Mäckles Ressort. Gewerkschaftliches Hauptanliegen war ihm die Verwirklichung und die Festigung des demokratischen Prinzips in der Polizei. In den Arbeitskämpfen des Jahres 1954 (Metallarbeiterstreik in Bayern etc.) suchte er bei Großeinsätzen der Polizei unter den eigenen Kollegen um Verständnis für die Forderungen der Arbeitnehmer zu werben. Schulung und Bildung ("Woche der Polizei" in Mosbach) sollten nach Mäckles Verständnis das notwendige gewerkschaftliche und staatspolitische Bewußtsein vermitteln, an dem es in Deutschland bei den polizeilichen Ordnungskräften so lange gefehlt hatte. Auf dem 2. ordentlichen Gewerkschaftstag der Gewerkschaft ÖTV vom 3. bis 7. Mai 1955 in Frankfurt am Main als Vorstandsmitglied in den geschäftsführenden Hauptvorstand gewählt. Der Dreiundvierzigjährige war bewußt als "junger" Kollege ausgewählt worden, der einen generativen Ablösungsprozeß einleiten sollte. Mäckle war im neuen Vorstand zuständig für die Tarifarbeit und die Bereiche Arbeitsrecht, Betriebsräte und Rechtsschutz. Einer der Gesellschafter der Verlagsanstalt Courier GmbH, die am 13. Dezember 1955 wieder ins Leben gerufen worden war. Zum Zeitpunkt seiner Wahl war Mäckle bereits lebensbedrohlich erkrankt. Nach quälender Krankheit starb er am 8. Februar 1957 in Stuttgart.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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