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Kuhn, Heinrich (1877 - 1952)

Geboren am 30. Juni 1877 in Barr (Elsaß), katholisch, verheiratet. Besuchte die Volksschule in Mülhausen, arbeitete danach in der Binnenschiffahrt, als Fabrik- und Speditionsarbeiter. Trat im März 1902 dem am 8. September 1900 gegründeten "Christlich-Sozialen Verband der nichtgewerblichen Arbeiter und Arbeiterinnen Deutschlands" bei. Auf Beschluß der Verbandsleitung wurde Kuhn 1903 zum volkswirtschaftlichen Kursus nach München-Gladbach zum "Volksverein für das katholische Deutschland" delegiert. Mit seinen Beiträgen für christliche Gewerkschaftsblätter war der Elsässer früh "aufgefallen", nach erfolgreich absolviertem Kurs am Niederrhein wurde Kuhn in die Schriftleitung der "Oberelsässischen Landeszeitung" berufen, die dem christlichen Gewerkschaftsgedanken nahestand. Im März 1903 gründeten Hilfsarbeiter, Arbeiter in Gemeindebetrieben, Militärarbeiter und Straßenbahner im Elsaß die erste Zahlstelle des heterogenen Verbandes. Als der "Zentralverband der Hilfs- und Transportarbeiter, -Arbeiterinnen und verschiedener Berufe" (neuer Verbandsname ab 1904) einen hauptamtlichen Bezirkssekretär für das Elsaß und Lothringen suchte, fiel die Wahl auf Heinrich Kuhn. Bereits Ende 1906 zählte der Bezirk 15 Zahlstellen mit 825 Mitgliedern.

Kuhn war mit seiner Organisation im Elsaß in einer Reihe schwerer Arbeitskämpfe involviert, wobei die Kämpfe im Pechelbrunner Petroleumgebiet herausragten, bei denen es um eine prinzipielle Anerkennung des Koalitionsrecht der Arbeiter ging. Im Mai 1910 wurde Kuhn nach Köln versetzt und der Bezirk Straßburg mit dem Bezirk Mannheim vereinigt. Er blieb allerdings nicht lange in der rheinischen Metropole. Nach dem Tode des Bezirksleiters Aloys Kempf übernahm er im Sommer 1911 das Amt des Bezirksleiters in Frankfurt am Main. Teilnehmer auf dem 3. Verbandstag 1906 in Mainz, dem 4. Verbandstag 1908 in Aschaffenburg und dem 5. Verbandstag 1910 in München. Wahl zum 2. Vorsitzenden auf dem 6. Verbandstag 1912 in Hannover, der gleichzeitig die Umbenennung in "Zentralverband christlicher Fabrik- und Transportarbeiter Deutschlands" beschloß und die Abspaltung dreier selbständige,r christlicher Verbände (Militärarbeiter, Wald- und Weinbergarbeiter, Gemeindearbeiter und Straßenbahner) sanktionierte. Heinrich Kuhn behielt allerdings sein Amt als Bezirksvorsitzender in Frankfurt am Main. Im Vorstand vertrat er die Interessen der christlich organisierten Transportarbeiter. Der 7. Verbandstag Ende Juli 1914, auf dem erstmals nicht mehr organisatorische Probleme, sondern wirtschaftlich-gewerkschaftliche Grundsätze und Forderungen im Vordergrund standen, bestätigte den Frankfurter Bezirksleiter in seinem Vorstandsamt. Kuhn wurde sofort nach Ausbruch des Krieges eingezogen und konnte erst im Mai 1918 die Verbandsarbeit wieder aufnehmen, nachdem er auf Reklamation zunächst für drei Monate vom Heeresdienst befreit wurde. Nach Ablauf dieser Frist wurde eine Verlängerung bis Kriegsende erzielt. Der Aschaffenburger Verbandstag 1919 brachte die Verschmelzung mit dem "Zentralverband christlicher Keram- und Steinarbeiter Deutschlands". Kuhn wurde in den Vorstand gewählt und im November 1919 als Fachgruppenleiter für das Handels- und Transportgewerbe berufen. Mit der Verbandsspitze zog Kuhn im Januar 1920 nach Berlin um. Mitglied des Vorläufigen Reichswirtschaftsrates als Vertreter der Arbeitnehmer im Speditionsgewerbe seit dem 30. Juni 1920. Maßgeblich war Kuhn 1920 bei der Gründung des "Berufsverbandes deutscher Kraftfahrer" innerhalb des "Zentralverbandes christlicher Fabrik- und Transportarbeiter Deutschlands" beteiligt. Verantwortlicher Redakteur des Fachblattes "Der Kraftfahrer" von 1925 bis 1930. Seit 1919 Wiederwahl in den Verbandsvorstand auf allen folgenden Verbandstagen der Weimarer Republik (1922 in Köln, 1925 in München, 1928 in Dortmund). Seit 1930 war Heinrich Kuhn, der im Verbandsleben nie spektakulär in Erscheinung trat, fast ausschließlich in der inneren Verwaltung des Verbandes tätig. Kümmerte sich verbandsintern um die berufliche Weiterbildung der Kraftfahrzeugführer und Fuhrwerkslenker und war tarifpolitisch bei der Verbesserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse der binnenländischen Hafenarbeiter engagiert. Im Juni 1933 aus allen Ämtern entlassen. Aufnahme in die NSDAP am 1. Juli 1940. Heinrich Kuhn starb am 12. Oktober 1952 in Berlin-Tempelhof.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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