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TEILDOKUMENT:
Kugoth, Gerhard (1926) Geboren am 22. Juni 1926 in Schmiertenau (Kreis Flatow) als Sohn eines Lehrers, verheiratet, katholisch. Besuchte in seiner schlesischen Heimatstadt die Volksschule, anschließend vier Jahre die Oberschule. Im Herbst 1943 zur Wehrmacht eingezogen; im Februar 1945 zum Leutnant befördert. Angehöriger der Kampfgruppe Wenck. Geriet in Kriegsgefangenschaft; im September 1945 aus einem schleswig-holsteinischen Kriegsgefangenenlager nach Olpe entlassen. Als ehemaliger Offizier zunächst bei einem Bombensprengkommando eingesetzt. Begann 1946 eine Lehre als Maurer, die er wegen schlechter Bezahlung und Behandlung abbrach. Verdingte sich als Wald- und Gelegenheitsarbeiter. Seit dem 18. November 1948 bei einer Kasseler Spedition (Hessisch-Südhannoverscher Fernverkehr) angestellt. Stieg rasch zum aufsichtsführenden Lagermeister auf, dem 20 verschiedene Speditionsauslieferungslager unterstanden. Seit dem 1. Februar 1949 zunächst Mitglied der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen. Nach gravierenden Arbeitskonflikten in der Spedition Mitbegründer des ersten Betriebsrates; erreichte rasch einen hundertprozentigen Organisationsgrad im Betrieb. Von den 67 Beschäftigten einstimmig zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt. Überführung der Belegschaft im Sommer 1949 in die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. Eintritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Mitglied des Kreisvorstandes der ÖTV Kassel. Mitglied der kleinen und großen Tarifkommission der Hauptfachabteilung VII (Privater Transport, Kraftverkehrsbetriebe, Speditions- und Lagereibetriebe, Luftfahrt, Bewachungswesen) des Landes Hessen. Verzog nach seiner Heirat im Herbst 1951 nach Olpe, arbeite dort als Fabrikarbeiter in einer Federfabrik, Mitglied des Betriebsrates. Nach einem Auswahlverfahren als Hörer des 7. Lehrganges der Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main zugelassen (seit dem 1. Mai 1953). Trat zum 1. April 1954 als Volontär in den Dienst der ÖTV ein. Absolvierte sein Volontariat in den Kreisverwaltungen Hamburg und Lübeck. Am 1. November 1954 zur Hauptverwaltung nach Stuttgart versetzt. Nach seiner Festanstellung am 1. April 1955 dem Hauptfachabteilungsleiter für das private Transport- und Verkehrswesen zugeteilt. Gerhard Kugoth betreute zunächst das Personal der Reisebüros, des Güterfernverkehrs und des Tankstellengewerbes. Später mit dem Aufbau der gewerkschaftlichen Interessenvertretung bei der deutschen Zivilluftfahrt betraut. Ihm gelang es, zwischen den Jahren 1957 und 1963 einen hohen Prozentsatz des gesamten fliegenden Personals und auch des Bodenpersonals der Deutschen Lufthansa AG und ihrer Tochtergesellschaften organisatorisch für die Gewerkschaft ÖTV zu gewinnen. Führend bei den Verhandlungen und den erfolgreichen Abschlüssen vieler Tarifverträge für das Bord- und Bodenpersonal der Fluggesellschaften beteiligt. Auf einer außerordentlichen Konferenz der Hauptfachabteilung Luftfahrt, privater Verkehr am 21. Juli 1961 in Augsburg in einer Kampfabstimmung an Stelle des verstorbenen Hauptfachabteilungsleiters Hans Steldinger zum neuen Hauptfachabteilungsleiter gewählt. Obsiegte mit 59 gegen 26 Delegiertenstimmen gegen Martin Orb. In seiner neuen Eigenschaft Mitglied des Hauptvorstandes und des Beirates. Seit dem 6. März Mitglied des Verwaltungsausschusses der Gewerkschaftlichen Unterstützungseinrichtung für Verkehrsberufe (GUV). Am 9. Oktober 1961 vom geschäftsführenden Hauptvorstand als Mitglied des Kuratoriums und des Beirates in die Bundesverkehrswacht delegiert, ferner als Mitglied des Beirates in die Deutsche Automobil-Treuhand GmbH und die Deutsche Straßenliga entsandt. Als Mitglied der Sektion Straßentransport der Internationalen Transportarbeiter-Föderation sollte Kugoth künftig den Vorsitzenden Kummernuss im Generalrat des internationalen Berufssekretariats vertreten. Im Oktober 1962 in den Verwaltungsrat der Bundesanstalt für Güterfernverkehr abgeordnet. Viel tat der ehemalige Speditionsarbeiter für die Meisterausbildung in der Fahrmeisterschule Quelle bei Bielefeld. Seit Februar 1963 Mitglied des Gewerkschaftlichen Verkehrsausschusses in Brüssel. Vom 5. ordentlichen Gewerkschaftstag vom 28. Juni bis 4. Juli 1964 in Dortmund mit 271 von 497 abgegebenen Stimmen in den geschäftsführenden Hauptvorstand der Gewerkschaft ÖTV gewählt. Im Vorstand künftig für die Verkehrspolitik, die ÖTV-Schiffahrtsschulen GmbH und die Hauptfachabteilungen V, VI und VII verantwortlich. In der neu strukturierten Vorstandsarbeit unter Heinz Kluncker Vorsitzender der Kommission für Verkehrspolitik. Seit 1964 Mitglied des Aufsichtsrates (ab 1966 stellvertretender Vorsitzender) der Deutschen Lufthansa AG. Der Interessenvertretung des fliegenden Personals galt seine besondere Aufmerksamkeit. Für die "Jumbo-Kapitäne" schloß er 1968 den ersten Tarifvertrag der ÖTV ab, der einen durchschnittlichen Bruttomonatsverdienst von über DM 10.000 garantierte. Mitglied des Verwaltungsrates der Bundesanstalt für den Güterfernverkehr und seit November 1964 Angehöriger des Luftfahrtbeirates. Neuland betrat Kugoth mit der Herauslösung einer speziellen Versicherungsgruppe aus der GUV: Er war führend bei der Gründung des Auto Club Europa (ACE) beteiligt. Auf der 1. ordentlichen Hauptversammlung des ACE am 21. Oktober 1966 zum 1. Vorsitzenden gewählt. Spätestens damit waren skeptische Stimmen, die die Gründung eines gewerkschaftlichen Auto-Clubs begleiteten, verstummt. Auf dem 6. ordentlichen Gewerkschaftstag vom 30. Juni 1968 bis zum 6. Juli 1968 in München wurde Kugoth "Opfer" der Verkleinerung des geschäftsführenden Hauptvorstandes. Mit 118 von abgegebenen 494 gültigen Stimmen nicht mehr in der Exekutive der ÖTV vertreten. Seit Oktober 1968 Berufung zum Abteilungsgeschäftsführer der Abteilungen Luftfahrt und Flughäfen und Berufsflugzeugführer. 1969 von der Arbeitnehmervertretung der Deutschen Lufthansa AG als Arbeitsdirektor in vorgeschlagen, ohne daß diese Initiative Erfolg hatte. 1970 kurzfristig als Leiter der Bildungsstätte Ermershäuser Mühle im Taunus der Bank für Gemeinwirtschaft beschäftigt. Seit Januar 1972 im gewerkschaftseigenen Courier -Verlag tätig. Von den Gesellschaftern des Verlages am 27. Februar 1976 zum Geschäftsführer berufen. Antritt der Tätigkeit am 1. April 1976. Gerhard Kugoth schied zum 1. August 1990 aus dem Arbeitsleben aus. Lebt 1995 in Stuttgart. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998 |