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TEILDOKUMENT:
Kummernuss, Adolph (1895 - 1979) Geboren am 23. Juni 1895 in Hamburg als Sohn eines Schmiedes, verheiratet, protestantisch, später Dissident. "Adje" Kummernuss hatte noch weitere 11 Geschwister. Der Vater arbeitete als Grobschmied auf den Hamburger Werften; begründete 1885 in Hamburg den "Zentralverband aller in der Schmiederei beschäftigten Personen" mit. Die Mutter arbeitete zeitweise als Krankenschwester. Ein Lotteriegewinn um die Jahrhundertwende ermöglichte der Familie den Erwerb eines Brotladens; als "Semmeljunge" trugen Adolph und sein Zwillingsbruder Georg zum Familienunterhalt bei. Besuchte von 1901 bis 1909 die Volksschule in Hamburg. Verließ nach der Volksschule das Elternhaus und quartierte sich als Schlafgänger in der Nachbarschaft ein. 1909 Eintritt in die Sozialistische Arbeiterjugend. Verdingte sich ab [1912] als unsteter Schauermann im Hamburger Hafen. Seit dem 5. November 1912 Mitglied im "Deutschen Transportarbeiter-Verband", der auch die Hafenarbeiter organisierte; im gleichen Jahr Mitglied in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Vor Kriegsausbruch übernahmen die Eltern eine Gaststätte in Hamburg. Bis zur Einberufung zum Militär arbeitete er im elterlichen Geschäft als Kellner mit. Am 20. Mai 1915 als Infantrist zum Kriegsdienst eingezogen; seine Division kämpfte an der Ostfront in Rußland und erlitt schwere Verluste. Er selbst wurde schwer verwundet und im März 1916 an die Westfront verlegt. Im Oktober 1918 nochmals verletzt. Kummernuss erlebte das Kriegsende in der "Siegfriedstellung"; in seiner antimilitaristischen Einstellung deutlich von seinem "Soldatenerlebnis" geprägt. Nach Kriegsende Fußmarsch in seine Heimatstadt; der junge Hafenarbeiter bewarb sich um Notstandsarbeiten und verdingte sich bis zum Jahresbeginn als Straßenfeger in Hamburg-Eilbek. Fand 1920 wieder Arbeit als Schauermann am Hamburger Salpeterkai und als Baumwollküper. Bildete sich auf Kursen an der Hamburger Volkshochschule weiter. Im Frühjahr 1920 zum gewerkschaftlichen Vertrauensmann gewählt; im gleichen Jahr - nach Verabschiedung des Reichsbetriebsrätegesetzes - zum Betriebsrat im Hamburger Hafen gewählt. Arbeitete von 1923 bis 1926 als Vorarbeiter. In der SPD trat er als Referent auf Bezirksebene und sonstigen Parteiveranstaltungen auf. Seine gewerkschaftliche Laufbahn begann als gewählter "Türkontrolleur". Vorsitzender der Fachgruppe Lagerhausarbeiter, Mitglied der Sektionsleitung der Hafenarbeiter. Im Oktober 1925 schied der Branchenleiter der Getreidekontrolleure aus dem Bezirksvorstand aus, um hauptamtlich als Sektionsleiter der Hafenarbeiter zu fungieren (seit 1. Januar 1923 neuer Organisationsname: "Deutscher Verkehrsbund"). Der Bezirksvorstand wählte Adolph Kummernuss als Beisitzer in den Hamburger Vorstand nach. Wiederwahl in den Bezirksvorstand bis 1933. Von 1924 bis 1933 Mitglied im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Vom 1. Oktober 1926 bis zum 30. Juni 1927 vom Hauptvorstand zum Studium an der "Akademie der Arbeit" nach Frankfurt am Main delegiert; besuchte darüber hinaus in Abendvorlesungen Veranstaltungen des Arbeitsrechtlerr Hugo Sinzheimer. Nach seiner Rückkehr aus Frankfurt von der Bezirksverwaltung Groß-Hamburg hauptamtlich als Funktionär angestellt. Als "Agitationsleiter" für den Hamburger Hafen hatte er alle anfallenden gewerkschaftlichen Probleme der Hafenarbeiter zu lösen. Auf der Sitzung des Oberversicherungsamtes am 19. Juli 1928 auf Vorschlag des Ortsauschusses des ADGB Groß-Hamburg zum Beisitzer im Oberversicherungsamt Hamburg gewählt: seit 1929 stellvertretender Beisitzer im Fachausschuß Hafenbetriebe beim Arbeitsamt Hamburg. Ehrenamtlich betätigte er sich in Hamburg als Wohlfahrtspfleger. Hamburger Delegierter auf dem Gründungskongreß des "Gesamtverbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs" vom 7. bis 10. Oktober 1929 in Berlin. Ständiger Mitarbeiter am "Hamburger Echo". In der Schlußphase der Weimarer Republik in die Hamburger "Rechtsauskunftsstelle" des Gesamtverbandes versetzt, wo er bis zur Gleichschaltung der Gewerkschaften am 2. Mai 1933 blieb. Mit der kampflosen Kapitulation der Gewerkschaften vor dem Nationalsozialismus konnte sich Kummernuss nicht abfinden. Vor einem kleinen Kreis Hamburger Funktionäre des Gesamtverbandes hielt er im Ferienheim Undeloh 1933 die illegale Mairede. Blieb lange Zeit arbeitslos. Kummernuss besuchte im Mai 1933 Edo Fimmen, den leitenden Sekretär der "Internationalen Transportarbeiter-Föderation", um erste Absprachen über illegale Aktionen zu treffen. Blieb 1934 über den ehemaligen Leiter der Seeleutesektion im Gesamtverband, Wilhelm Voß, mit Edo Fimmen in Kontakt und fuhr selbst hin und wieder nach Amsterdam. Sein Organisationsgebiet für die illegale Arbeit erstreckte sich nach eigenen Angaben von "Hamburg bis zur dänischen Grenze und Mecklenburg bis Berlin". Hielt im Herbst 1934 in einer Hamburger Wohnung eine illegale Versammlung zusammen mit Jacobus Oldenbroek, dem Leiter des ITF-Büros, ab. Ausgewählter Teilnehmer auf der illegalen Tagung der ITF zu Ostern 1935 in Roskilde auf der dänischen Insel Seeland. Die Konferenz begann am 30. April 1935; neben 31 Illegalen aus Deutschland (darunter 11 Eisenbahner) nahm fast vollständig das Exekutivkomitee der ITF teil. Kummernuss gab einen Bericht über die illegale Arbeit in Deutschland; gemeinsam mit anderen Kollegen aus Deutschland sprach er sich gegen die Zusammenarbeit im Widerstand mit Zirkeln politischer Gruppierungen aus. Auf der Roskilder Konferenz erhielten die Leitsätze der ITF für die illegale Arbeit in Deutschland ihre endgültige Form. Durch einen beobachtenden Spitzel gelang der Gestapo ein vernichtender Schlag gegen die gesamte Widerstandsgruppe. Alle Teilnehmer der Roskilder Konferenz gerieten in Haft. Kummernuss wurde am 15. Juni 1935 festgenommen. Trotz Verhören und Mißhandlungen im Hamburger Stadthaus gab der Hafenarbeiter keine Namen preis. Saß mehrere Monate im KZ Fuhlsbüttel in Einzelhaft, im Sommer 1936 nach Berlin verlegt. In kurzen Abständen in verschiedene Gefängnisse verbracht (Stargard, Hannover, Münster, Hamm, Lingen, Stettin). Am 2. September 1936 Prozeßbeginn vor einem Sondergericht in Stettin. Wegen dürftiger Beweislage als Rädelsführer nur zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, die er in Neusustrum absaß. Strafverbüßung bis zum 17. Juli 1937. Blieb nach seiner Entlassung unter Polizeiaufsicht; von den Behörden als "wehrunwürdig" deklariert. Fand im November 1937 Anstellung als Lagerarbeiter bei der Firma Spreckelsen; vom 1. Januar 1938 an Lagerbuchhalter bei der Firma v.d. Heyde. Vom 16. Mai 1939 bis zum 30. September 1945 Betriebsleiter bei der Firma Nadge & Neffen (Furnierwerk). 1943 total ausgebombt. Lebte von August bis September 1943 in Elbingerode im Harz. Kehrte am 2. September 1943 nach Hamburg-Rahlstedt zurück. Nach Kriegsende stellte sich der ehemalige Schauermann sofort dem sich im Aufbau befindenden "Gesamtverband der Verkehrs- und Gemeindearbeiter" zur Verfügung. Er gehörte dem engeren Kreis Weimarer Funktionäre an, die am 21. Juni 1945 zusammentrafen und den Antrag auf Zulassung des Gesamtverbandes bei den Militärbehörden vorbereitete. Auf der zweiten Sitzung am 19. Juli 1945 im Hochbahnerhaus in den vorläufigen Vorstand gewählt. Der erweiterte Vorstand präzisierte auf seiner Sitzung am 24. September 1945 die Leitungskompetenzen und übertrug Kummernuss die Bezirksleitung. In der ersten Oktoberwoche 1945 sanktionierte die britische Besatzungsmacht eine der ersten Gewerkschaftsgründungen des öffentlichen Dienstes nach dem Weltkrieg. Seit dem 1. Oktober 1945 vom Hamburger "Gesamtverband" hauptamtlich angestellt. Gemeinsam mit anderen "gestandenen Gewerkschaftern" bekämpfte Kummernuss die zentralistische Einheitsgewerkschaft "Sozialistische Freie Gewerkschaft" (SFG) und half in Hamburg dem Industrieverbandsprinzip zum Durchbruch. Seine Unterschrift trug eine Erklärung Hamburger Funktionäre an die britische Militärregierung vom 18. Juni 1945, die das Ende der SFG einleitete. Seit Juni 1945 Mitglied des vorläufigen Verwaltungsausschusses der Gewerkschaften Hamburgs. Im Januar 1946 zu dessen Vorsitzenden bestimmt. Auf der ersten Generalversammlung des Gesamtverbandes in Hamburg am 25. April 1946 bestätigten 350 Delegierte, die knapp 32.000 Mitglieder repräsentierten, Adolph Kummernuss als Bezirksleiter für Hamburg. Gleichzeitig stellten die Delegierten der ersten Generalversammlung den Antrag auf Aufnahme in die "Internationale Transportarbeiter-Föderation". Als "Internationaler Sekretär" fungierte künftig der Hamburger Vorsitzende. Auch weniger wohlmeinende Kritiker der Gewerkschaftsbewegung bestätigten Kummernuss einen überragenden Anteil bei der Integration der westdeutschen Gewerkschaften in die Gemeinschaft demokratischer Gewerkschaftsorganisationen. Insgesamt verschaffte der "frühe Start" der Gewerkschaftsbewegung in der britischen Zone und die zentrale Rolle der Gewerkschaftshochburg Hamburg Adolph Kummernuss ein bedeutendes Plus bei der Verteilung kommender Einflußsphären. Er verfocht in Hamburg den strikten Kurs einer Einheitsgewerkschaft unabhängig von allen politischen Parteien und die Integration von Arbeitern, Beamten und Angestellten in einer Organisation (unter Einschluß des Post- und Eisenbahnpersonals). Auf der 1. Gewerkschaftskonferenz der britischen Zone vom 12. bis 14. März 1946 im Katholischen Vereins-Haus Hannover-Linden zum Mitglied des Zonenausschusses der Gewerkschaften in der britischen Zone gewählt. Am Rande dieser Konferenz verständigten sich die Vertreter des öffentlichen Dienstes der Eisenbahner, des Transport- und Verkehrsgewerbes eine "Arbeitsgemeinschaft Verkehr und Öffentlicher Dienst" ins Leben zu rufen, dessen Gründung am 12. April 1946 in Bielefeld beschlossen wurde. Wahl Kummernuss' in den Vorstand der Arbeitsgemeinschaft auf der Bielefelder Aprilsitzung. Am 20. Mai 1946 konstituierte sich der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft, der Hamburger wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt (1. Vorsitzender: Hans Jahn, Schriftführer: Heinrich Malina)). Interne Konflikte mit dem Eisenbahner Hans Jahn, der Kurs auf eine eigene Gewerkschaftsorganisation nahm, und Heinrich Malina, der einen traditionellen Führungsstil pflegte, waren nicht zu verkennen. Dem Antrag der Arbeitsgemeinschaft auf Beitritt zur "Internationalen Transportarbeiter-Föderation" gab der Exekutivrat der ITF auf einer Sitzung am 13. August 1946 in Stockholm statt. Damit war die ITF das erste internationale Berufssekretariat, das deutsche Gewerkschaften nach dem Krieg aufnahm. Es war die Anerkennung für einen aufrechten Gewerkschafter, daß Kummernuss am 30. Januar 1948 in den Generalrat der "Internationalen Föderation der Gewerkschaften des Personals öffentlicher Dienste" (IÖD) und am 24. Juli 1948 in den Generalrat der ITF gewählt wurde. Im Februar 1946 als einer von 15 Gewerkschaftern zum Mitglied der ersten Hamburger Bürgerschaft ernannt. Erfolgreiche Kandidatur bei den Wahlen zur Bürgerschaft am 12. Januar 1946 für die SPD in den Wahlbezirken Eimsbüttel und Wilhelmsburg; zum stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Fraktion gewählt. Im Januar 1947 löste sich der Verwaltungsausschuß der Hamburger Freien Gewerkschaften auf und konstituierte sich als Ortsausschuß Groß Hamburg des Deutschen Gewerkschaftsbundes neu. Wahl Kummernuss' zum Vorsitzenden des Ortsausschusses auf der Delegiertenversammlung am 11. Januar 1947. Für die SPD und die Gewerkschaften hatte er wichtige Ehrenämter inne, die die typische Hamburger Verflechtung von Freier Hansestadt und organisierter Arbeiterbewegung dokumentierte: Am 30. März 1946 zum Beisitzer beim Oberverwaltungsgericht ernannt; seit Januar Mitglied des Verfassungsausschusses der Hamburger Bürgerschaft; am 2. April 1947 zum Deputierten der Behörde für Wirtschaft und Verkehr gewählt. Es gehörte zu den zentralen Forderungen Hamburger Gewerkschafter, an Stelle der Handels- und Gewerbekammern einen paritätischen Wirtschaftsauschuß einzurichten. Einer von 6 Gewerkschaftsvertretern, die sich mit den Arbeitgebern am 19. November 1946 zur ersten Sitzung trafen. Als einer von 4 Gewerkschaftern saß Kummernuss seit 1946 in der Kommission, die den Wiederaufbau des Hamburger Gewerkschaftshauses steuerte. Seit Februar 1946 einer der Geschäftsführer des "Verlages Freier Gewerkschaften GmbH", die im Jahre 1947 mit der ersten Herausgabe von Geschäftsberichten begann. Seit Juni 1947 Aufsichtsratsmitglied der "Gemeinnützigen Hochseefischerei-Gesellschaft" (GHL) in Cuxhaven. Während des Jahres 1947 leitete er als DGB-Vorsitzender die zentrale "Kundgebung gegen den Hunger", die in Forderungen gipfelte, die Gewerkschaften bei der Erfassung und Verteilung von Lebensmitteln zu beteiligen. Als scharfer Gegner der Demontage suchte Kummernuss den Kontakt zu den führenden Männern der alliierten Besatzungsmächte, um auf die "Widersinnigkeiten" der Sprengungen hinzuweisen. Auf der konstituierenden Tagung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (Britische Zone) in Bielefeld vom 22. bis 25. April 1947 in den Ausschuß gewählt. Der Hamburger eröffnete den Vereinigungsverbandstag der Gewerkschaften Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr der britischen Zone vom 9. bis 12. September 1947 in Krefeld. Wahl in den Vorstand der zonalen Gewerkschaft, an dessen Vorbereitung er sich im Vorfeld intensiv beteiligt hatte. Begleitet wurde das Jahr 1947 mit einer Reihe unschöner Auseinandersetzungen über die Organisation der Eisenbahner und der Angestellten, die Kummernuss nach wie vor für den den geplanten Einheitsverband reklamierte. Nach dem Krefelder Kongreß zum Bezirksleiter der ÖTV der Bezirksverwaltung Hamburg gewählt. Obwohl nicht an allen internen Aussprachen des Jahres 1948 beteiligt, zählte Kummernuss (nach dem Ausscheiden von Hans Jahn) zu den wichtigsten Persönlichkeiten in den westlichen Zonen, die den gewerkschaftlichen Konzentrationsprozeß im öffentlichen Dienst, Transport- und Verkehrsgewerbe beeinflußten. Intern war der britischen Zone das Recht zugesprochen worden, den kommenden Voritzenden der Bundesorganisation zu bestimmen. Dafür wurde der Sitz des Verbandes nach Süddeutschland verlegt. Auf der Beiratssitzuung am 18. November 1948 als künftiger Vorsitzender vorgeschlagen und auch gewählt. Als Hauptvorstandsmitglied Teilnehmer auf dem Außerordentlichen Verbandstag der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (der britischen Zone) vom 25. bis 26. Januar 1949, der die Ausgliederung des Eisenbahnpersonals sanktionierte, eine Entscheidung, gegen die Kummernuss zusammen mit den Hamburger Kollegen lange angekämpft hatte. Einer der "Präsidialen" auf dem Vereinigungsverbandstag der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes, Transport und Verkehr in Stuttgart vom 28. bis 30. Januar 1949. Von der Mandatsprüfungskommission als 1. Vorsitzender der Gewerkschaft ÖTV vorgeschlagen; nach kontroversen personalpolitischen Diskussionen neben Georg Huber zu einem der beiden Vorsitzenden "mit gleichen Rechten" (gegen 14 Delegiertenstimmen) gewählt. Mit den Aufgabengebieten Vertretung der Organisation gegenüber der Bundesregierung, den Besatzungsbehörden, dem DGB und der Koordinierung der Hauptfachabteilungen untereinander hatte Kummernuss allerdings die klassischen Ressorts des "1. Mannes" inne. Seine Aufgaben wuchsen in den ersten Jahren seiner Amtstätigkeit beständig. Nach Rücktritt seines Vorstandskollegen Karl Müller übernahm er am 3. März 1950 die Verantwortung für das Referat Schulung und Bildung, das der Jugendsekretär Oskar George betreute. Kurze Zeit später schuf der geschäftsführende Hauptvorstand ein Sekretariat für Betriebsräte und Mitbestimmung, das ebenso wie das neugeschaffene Sekretariat Wirtschaft und Verkehr dem Hamburger zugeordnet wurde. Im Januar 1950 von seiner Organisation in den Vorstand der gewerkschaftseigenen Versicherung "Volksfürsorge" delegiert. Mitglied des Kuratoriums der gewerkschaftlichen Deutschen Feriengemeinschaft GmbH. Neben seiner Tätigkeit für die Gewerkschaft ÖTV war Kummernuss an allen entscheidenden Sitzungen bei der Gründung eines Gewerkschaftsbundes im neuen Deutschland beteiligt. Mitglied des Vorbereitenden Ausschusses für den Gründungskongreß (VAG), der vom 29. bis 30. März 1949 erstmals in Bad Münster am Stein tagte. Mitglied der Kommission für die "Angestelltenfrage", der Kommission für die Erarbeitung eines Satzungsentwurfs und der Kommission zur Neugestaltung des Pressewesens. Wahl in den Vorstand auf dem Gründungskongreß des Deutschen Gewerkschaftsbundes für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland in München vom 12. bis 14. Oktober 1949. Auf dem 1. Gewerkschaftstag der Gewerkschaft ÖTV vom 18. bis 22. Februar 1952 in Hamburg gegen eine Stimme zum 1. Vorsitzenden gewählt, damit bestimmte er auch formal die Richtlinien der Gewerkschaftspolitik. Zusätzlich übernahm Kummernuss die Verantwortung für das Verbindungssekretariat zur Bundesregierung in Bonn und die Hauptfachabteilung VI (Verkehr). Kummernuss gehörte zu den Gewerkschaftsvorsitzenden, die in der Frühphase der Bundesrepublik Deutschland dissonante Töne setzten. 1951 geißelte er scharf "antidemokratische Erscheinungen" in der Bundesrepublik. Anlaß zur Besorgnis gab ihm besonders die Entwicklung der Soldatenverbände. Vor allem der Einfluß ehemaliger SS-Leute und hoher Generale des Nazi-Regimes konnte der ehemalige politische Häftling nur sehr schwer ertragen. Die deutsche Wiederbewaffnung lehnte er kategorisch ab. Im Herbst 1951 erschreckte er die Bundesregierung mit radikalen Mitbestimmungsforderungen im öffentlichen Dienst. Ein Jahr später polemisierte er vor Kieler Gewerkschaftsfunktionären gegen die Berichterstattung der deutschen Presse über Gewerkschaftsfragen. Den Gewerkschaften wies Kummernuss die Rolle zu, durch demokratische Kontrollen den Funktionsverlust der Parlamente wettzumachen. Polemische Konflikte ließ er mit keinem führenden Bonner Politiker aus. Deutlich war seine politische Prägung durch den Arbeitsrechtler Hugo Sinzheimer, den er in den zwanziger Jahren in Frankfurt am Main gehört hatte. Für Kummernuss waren Gesetze, auch das Grundgesetz, kein abstraktes Recht, sondern Herrschaftsinstrumente. Im Kampf der auch im liberalen Rechtsstaat bestehenden Gesellschaftsklassen müsse die Freiheit und das dialektisch verstandene Recht stets neu erkämpft und ausgebaut werden. Gesellschaftspolitisch stimmte Kummernuss Victor Agartz' "expansiver Lohntheorie" zu, die er medienpolitisch mit kantigen Forderungen vertrat. Als ÖTV-Vorsitzender übernahm er im August 1954 selbst die Streikleitung im Streik bei den Hamburger Wasserwerken, Hochbahnen und Gaswerken, nachdem die lokale Gewerkschaftsorganisation lange auf einen Lohnkompromiß gehofft hatte. Die am 8. August 1954 anberaumte Urabstimmung trug deutlich Kummernuss' Handschrift, der damit auch die streikenden süddeutschen Metallarbeiter unterstützen wollte. Einstimmige Wiederwahl zum Vorsitzenden auf dem 2. Gewerkschaftskongreß vom 3. bis 7. Mai 1955 in Frankfurt am Main und dem 3. Kongreß vom 1. bis 6. Juni 1958 in München. Damit waren Stimmen, die in ihm den neuen DGB-Vorsitzenden sahen, endgültig verstummt. Mitglied des Kuratoriums des Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts der Gewerkschaften (WWI) und des Beirates des gewerkschaftseigenen Bund-Verlages. Der veränderten energiepolitischen Diskussion maß der geschäftsführende ÖTV-Hauptvorstand so viel Gewicht bei, daß er im Dezember 1960 seinen Vorsitzenden in den neu konstituierten DGB-Ausschuß für Energiewirtschaft entsandte. Vom Beirat auf einer Sitzung am 25. und 26. April 1957 in eine Studienkommission zur Überprüfung des organisatorischen Aufbaus der Gewerkschaft ÖTV gewählt; seit dem 13. Dezember 1955 einer der Gesellschafter der Verlagsanstalt Courier GmbH; einer der Geschäftsführer der Vermögensverwaltung der Gewerkschaft ÖTV und der "Erholungsheim GmbH" der Gewerkschaft ÖTV. Seit 1954 Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Lufthansa AG und seit November 1952 ehrenamtliches Vorstandsmitglied der gemeinwirtschaftlichen "Bank für Arbeit und Wirtschaft AG" in Stuttgart. Vom 15. Dezember 1953 an Mitglied des Aufsichtsrates der Bank, die 1958 mit anderen gemeinwirtschaftlichen Bankunternehmungen zur "Bank für Gemeinwirtschaft AG" fusionieren konnte, nachdem alliierte Bedenken ausgeräumt waren. Zu Kummernuss' Verantwortungsbereich zählte seit dem 19. Oktober 1959 auch die Wissenschaftliche Abteilung, die mit bemerkenswerten organisationssoziologischen Untersuchungen hervorgetreten war. Innerhalb des DGB setzte sich der ÖTV-Vorsitzende für eine Organisationsreform ein, mit dem Ziel, der DGB-Spitze deutlich mehr Kompetenz zuzusprechen. Als "Internationaler Sekretär" spielte Kummernuss in den beiden großen Berufssekretariaten eine zentrale Rolle. Im Oktober 1950 einstimmig vom Generalrat in das Exekutivkomitee der IÖD gewählt, für die Kummernuss im Hauptvorstand beträchtliche Mittel zur Verfügung stellen ließ. Auf dem Kongreß vom 5. bis 8. Juli 1955 in Zürich erklärte sich der Präsident der IÖD, Sir Thomas Williamson, nur noch bereit, für ein weiteres halbes Jahr das Präsidentenamt auszuüben. Der Generalrat erhielt die Vollmacht, nach dieser Zeit einen neuen Präsidenten zu wählen. Wahl Kummernuss' in das höchste Amt der IÖD auf der Generalratssitzung vom 9. bis 16. November 1956 in Berlin. Bestätigung im Amt auf dem 15. Kongreß der IÖD in Brüssel, der den Namen des Berufssekretariats in "Internationale des Öffentlichen Dienstes" änderte. Neben seiner IÖD-Funktion behielt Kummernuss bis zu seinem Ausscheiden sein Mandat als Mitglied des Generalrates der Internationalen Transportarbeiter-Föderation, deren einheitliche Abwehrreaktion gegen die "billigen Flaggen" er im September 1958 stützte, ohne daß es in Deutschland zu dem beschlossenen Boykott kam. Der Hamburger saß seit Frühjahr 1953 als Vertreter der ITF im paritätischen Seefahrtsausschuß beim Internationalen Arbeitsamt in Genf. Nahm als Leiter einer ÖTV-Delegation zu Ostern 1953 erste Kontakte zu den jugoslawischen Gewerkschaften auf, die er in späteren Jahren weiter pflegte. Übrige Kontaktaufnahmen zu kommunistischen Gewerkschaftsorganisationen lehnte er ab; stolz war er auf illegale Kontakte in die DDR. Im Auftrag der IÖD unternahm er 1957 eine Israelreise, 1958 eine Afrikareise, 1962 eine Reise in den Sudan und eine mehrwöchige Asienreise. Die Solidarität und die Identifikation mit den Gewerkschaften der 3. Welt dokumentieren seine sozialkritischen Reisebeschreibungen "Bruder?" und "Wohin treibt Afrika?". Ähnlich stark war sein Engagement für die unterdrückten spanischen und portugiesischen Gewerkschaften. Konnte auf dem 4. Gewerkschaftskongreß vom 25. Juni bis 1. Juli 1961 in Berlin wegen Überschreitung der Altersgrenze nur mit Hilfe einer Satzungsänderung gewählt werden (317 Ja-Stimmen, 126 Enthaltungen, 37 ungültige Stimmen). Innenpolitisch zählte der Kampf gegen die geplanten Notstandsgesetze zu den Schwerpunkten seiner letzten Amtsperiode; aber er setzte auch andere Akzente. So machte er sich für eine konsequente Bildungspolitik stark und warnte vor den möglichen Gefahren unkontrollierter Rationalisierung. Tarifpolitisch drängte er auf kurze Laufzeiten der Verträge, um die Arbeitnehmer nicht von der wirtschaftspolitischen Entwicklung abzukoppeln. Überregionales Medieninteresse erregte Kummernuss als er im Juni 1963 (gegen den Beschluß des Berliner Gewerkschaftstages) bei der Einweihung des Berliner ÖTV-Hauses seine Pläne begründete, den Sitz des Hauptvorstandes nicht nach Berlin zu verlegen. Eine Rücktrittsforderung des Berliner ÖTV-Bezirkes wies der Hauptvorstand mit 63 Stimmen gegen 2 Stimmen zurück. Im Februar 1962 vom geschäftsführenden Hauptvorstand in den Wirtschafts- und Sozialausschuß der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft entsandt. Trat auf dem 5. Gewerkschaftstag vom 28. Juni bis 4. Juli 1964 in Dortmund - von allen Seiten hoch geehrt - in den Ruhestand. Seinen Lebensabend verbrachte er in Lübeck. Staatliche Orden und Auszeichnungen hatte er in hanseatischer Tradition stets abgelehnt. Im Juli 1960 verlieh ihm die ITF auf dem Kongreß in Bern in Anerkennung seiner Verdienste die Ehrennadel der ITF. Am 30. Januar 1963 verlieh ihm die " Internationale d'Union de la Résistance et la Déportation" das "Diplome d'Honeur de la Résistance", das ihm später in der Frankfurter Paulskirche überreicht wurde. Anläßlich seines 70. Geburtstages wurde die ÖTV-Jugendschule in St. Andreasberg im Harz in Adolph-Kummernuss-Haus umbenannt. Seit 1971 Mitglied des SPD-Seniorenrates, gegen dessen Umwandlung in eine neue "Arbeitsgemeinschaft für ältere Bürger" er sich vehement stemmte. Adolph Kummernuss starb am 7. August 1979 in Travemünde. Die Bestattung erfolgte im engsten Familien- und Freundeskreis auf See. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998 |