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Koßbiel, Konrad (1905 - 1963)

Geboren am 17. September 1905 in Tuttlingen als Sohn eines Schuhmachers (später Vertreter), protestantisch, verheiratet. Erlernte nach der Volksschule den Beruf eines Schuhmachers; arbeitete nach seiner Lehre als Zuschneider für Leder in einer Schuhfabrik. Im März 1922 Eintritt in den "Zentralverband der Schuhmacher Deutschlands". Wechselte [1925] seinen Beruf und arbeitete als Bauarbeiter (Baumaschinist) bei der Firma C. Baresel, die auf Brücken- und Viaduktbau spezialisiert war. 1925 Beitritt zum "Deutschen Baugewerksbund". Nahm [1930] eine zweite Mitgliedschaft im "Gesamtverband der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs an. In der Schlußphase der Weimarer Republik Vorsitzender der Tuttlinger Ortsgruppe. Politisch in der Kommunistischen Partei Deutschlands organisiert. Trat im Juli 1932 aus der KPD aus.

Mußte 1933 als ehemaliger Kommunist mehrere Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen, saß mehrfach in "Schutzhaft". Er behielt jedoch seine Arbeit in seiner angestammten Firma. Von Januar 1938 bis August 1938 zur Arbeit in der Tuttlinger Schuhfabrik Ricker & Co. als Zuschneider dienstverpflichtet. Von August bis Dezember 1938 als Eisenflechter beim Bau des Westwalls dienstverpflichtet. Koßbiel unternahm im April, Mai, Juni und November 1938 auf eigene Faust mehrere Informationsreisen in die Schweiz, um mit Schweizer Sozialdemokraten und Kommunisten Kontakt aufzunehmen. Von Dezember 1938 bis März 1941 erneut als Zuschneider in der Firma Ricker & Co. beschäftigt. Anschließend zum Militär eingezogen. Diente vom 1. April 1941 bis zum Kriegsende bei der Luftwaffe; erlebte das Kriegsende als Obergefreiter. Rückkehr nach Tuttlingen. Spielte bei der Wiedergründung der Gewerkschaften in seiner Heimatstadt eine zentrale Rolle, wobei Koßbiel als Mitglied zweier Gewerkschaften Akzente setzte. Richtete am 19. November 1945 mit anderen Kollegen bei der französischen Militärregierung einen Antrag zur Lizenzierung der Gewerkschaft Baugewerbe ein. Auf der Generalversammlung der lokalen Baugewerkschaft am 24. Februar 1946 zum 1. Vorsitzenden gewählt. Am 20. April 1946 ebenfalls zum Vorsitzenden der Tuttlinger Arbeiter- und Angestelltengewerkschaft des öffentlichen Dienstes gewählt. Gab am 8. Juli 1946 das Amt des Vorsitzenden der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes ab und fungierte von dieser Zeit an als besoldeter Sekretär der Gewerkschaft mit weitreichenden organisatorischen Befugnissen. Das Amt des Vorsitzenden der Gewerkschaft Baugewerbe hielt Koßbiel allerdings bei. Hielt von März bis Dezember 1946 fünf Bauarbeiterversammlungen ab, auf der er sich für eine enge Zusammenarbeit mit der französischen Militärregierung einsetzte, die er als "verständnisvoll" und kooperativ erlebte.

Am 20. November 1946 konstituierte sich die "Landesberufsgewerkschaft der Staats- und Gemeindearbeiter Süd-Württemberg-Hohenzollern" in Tuttlingen, die Konrad Koßbiel als Geschäftsführer anstellte. Der Tuttlinger vertrat seine Landesgewerkschaft bei den Verhandlungen über einen bi- und trizonalen Zusammenschluß. Vom 26. bis 27. April 1947 tagte in Oberursel im Taunus die erste "Interzonenkonferenz der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes". Die Konferenz beschäftigte sich erneut mit einem einheitlichen Organisationsaufbau für die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes und der einzuschlagenden Lohn- und Tarifpolitik. Wahl Koßbiels in den Interzonenausschuß (mit Sitz in Stuttgart), der die Gewerkschaftspolitik künftig von einer Stelle aus leiten sollte. Unter Koßbiels überregionalem Engagement litt allerdings seine Arbeit als lokaler Baugewerkschaftsvorsitzender. Wiederwahl auf der Generalversammlung am 7. April 1947; stellte sich jedoch auf der Generalversammlung am 30. Mai 1948 nicht mehr für ein Wahlamt zur Verfügung. Übernahm 1947 die Leitung der "Landesberufsgewerkschaft der Staats- und Gemeindearbeiter Süd-Württemberg-Hohenzollern". Delegierter auf dem Vereinigungsverbandstag der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes, Transport und Verkehr vom 28. bis 30. Januar 1949 in Stuttgart. Kurz vor Beginn des Verbandstages hatte die französische Militärregierung den Zusammenschluß der Kollegen aus Rheinland-Pfalz, Südwürttemberg und Südbaden mit denen der britischen und amerikanischen Zone untersagt. War zunächst als Vertreter der französischen Zone im geschäftsführenden Hauptvorstand vorgesehen; im internen Willensbildungsprozeß entschieden sich die Mitglieder jedoch für Alexander Langhans. Wahl Koßbiels in den Hauptvorstand der neugegründeten Gewerkschaft ÖTV; Vom geschäftsführenden Hauptvorstand mit dem Aufbau des ÖTV-Bezirks Württemberg-Hohenzollern beauftragt.

Teilnehmer auf der Konferenz auf dem Haldenhof (am Bodensee). Am 7. Mai 1949 einstimmig in geheimer Wahl von 67 anwesenden Delegierten zum neuen Bezirksvorsitzenden der Bezirksleitung Württemberg-Hohenzollern gewählt. In dieser Eigenschaft Mitglied des Hauptvorstandes und des Beirates. Seit dem 1. April 1950 hauptamtlicher Sekretär der Hauptfachabteilung VII (Privater Transport, Kraftverkehrsbetriebe, Speditions- und Lagerbetriebe, Luftfahrt- und Bewachungsgewerbe). Koßbiel war zuständig für die Fachgruppe Kraftverkehrsbetriebe, fungierte als stellvertretender Hauptfachabteilungsleiter (1954: 37.394 Mitglieder der Hauptfachabteilung). Behielt im Bezirk weiterhin ein Mandat als Vorstandsmitglied. Am 15. November 1954 vom Verwaltungsrat zum Hauptgeschäftsführer der "Gewerkschaftlichen Unterstützungseinrichtungen für Verkehrsberufe" (GUV) berufen. Er löste den pensionierten Josef Siebert ab. Karl Koßbiel schied zum 31. Juli 1959 aus gesundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben aus. Er starb am 23. Februar 1963 in Stuttgart.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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