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Hülser, Gustav (1887 - 1971)

Geboren am 22. September 1887 in Ober-Emmelsum, Kreis Dinslaken als Sohn eines Sattlers, evangelisch, verheiratet. Besuchte die Dorfschule in Ober-Emmelsum und Fortbildungskurse in Duisburg-Meiderich; erlernte den Gärtnerberuf und war in seinem Beruf bis 1912 als Gärtnergehilfe in verschiedenen Gärtnereien in Duisburg, in der Dresdner Gegend und in Berliner Vororten tätig. Zwischendurch besuchte er Fortbildungskurse in der Kirchlich-sozialen Konferenz und als Gasthörer der Universität Berlin. Trat 1905 dem "Deutschen Gärtner-Verband" bei, der sich seit 1906 zu den christlichen Gewerkschaften bekannte. Baute 1908 eine Ortsgruppe seiner Gewerkschaft in Dresden auf, scharfer innerverbandlicher Kritiker des amtierenden 1. Vorsitzenden Johann-Hinrich Bannier. Von 1909 bis 1911 Militärdienst beim Infanterie-Regiment Nr. 24 in Neuruppin. Seit 1910 Mitglied der Christlich-sozialen Volkspartei.

Wurde zum 1. November 1912 als evangelischer Arbeitersekretär nach Dresden berufen. Nach den Rücktrittsabsichten des "radikalen" Vorstandsvorsitzenden John-Hinrich Bannier im Dezember 1912 wurde Gustav Hülser als Nachfolger durch Vorstand und Ausschuß bestimmt; gab am 1. April 1913 seine bisherige Stellung in Dresden auf und übernahm die eigentliche Verbandsführung; ab 1. Juli 1913 auch nominell das Vorstandsamt und die Redaktion der "Deutschen Gärtner-Zeitung". Hülser galt als großes Organisationstalent. Auf seine Initiative hin wurde auf dem 2. Verbandstag 1913 eine Privatgärtner-Sektion innerhalb des Verbandes etabliert. Er setzte vor dem Krieg Beitragserhöhungen durch, die nahezu das Niveau der freien Gewerkschaften erreichten.

Der 2. Verbandstag vom 21. bis 23. September 1913 in Köln wählte ihn einstimmig zum Vorsitzenden. Während des Krieges erlitt der Verband starke Mitgliederverluste. Von 1.300 Mitgliedern zu Kriegsbeginn schrumpfte die Organisation 1916 auf 180 Aktive zusammen. Hülser steuerte dem entgegen, indem er als eingezogener Soldat vehement die Zusammenarbeit mit dem christlichen "Zentralverband der Landarbeiter" propagierte. Da eine Generalversammlung während des Krieges nicht möglich war, leitete er eine schriftliche Befragung der Delegierten des 2. Verbandstages (Köln 1913) ein, die zugunsten Hülsers entschieden wurde. Am 12. Dezember 1916 unterzeichnete Hülser einen Einigungsvertrag, der im wesentlichen die Verschmelzung der Kassenverwaltung bestimmte; die Selbständigkeit des Verbandes im Inneren blieb indes erhalten. Von August 1914 bis März 1918 Kriegsdienst. Nach schwerer Kriegsverletzung Rückkehr 1917 aus dem Felde, trat in den Hauptvorstand des christlichen "Zentralverbandes der Landarbeiter" ein, redigierte ab 1919 zusätzlich die "Rundschau", das Blatt des "Zentralverbandes der Landarbeiter". Verlegte im Januar 1919 die Geschäftsstelle des "Deutschen Gärtner-Verbandes" nach Bielefeld; eine Maßnahme, die bereits ein Jahr später rückgängig gemacht wurde. In dieser Zeit Stadtverordneter der DNVP in Bielefeld. Auf der 3. Generalversammlung des "Deutschen Gärtner-Verbandes" im Juni 1920 in Berlin verzichtete Hülser auf eine erneute Kanditatur, da er als Schriftleiter der "Rundschau" und der "Deutschen Gärtner-Zeitung" zu stark beschäftigt war. Sein Nachfolger wurde Johannes Wellmann. Delegierter auf dem 8. (1912) und 10. Kongress (1920) des "Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften Deutschlands", von Juni 1920 bis März 1928 Mitglied des Vorläufigen Reichswirtschaftsrates. 1923 bis 1925 Bezirksleiter des "Zentralverbandes der Landarbeiter" in Schlesien.

Im Mai 1924 Wahl als Abgeordneter der DNVP in den Reichstag im Wahlkreis 7 (Breslau), Mitglied des Reichstages bis September 1930. Spaltete sich am 4. Dezember 1929 mit anderen evangelischen Führungspersönlichkeiten aus den christlichen Gewerkschaften und evangelischen Arbeitervereinen von der DNVP ab und begründete den "Christlich-Sozialen Volksdienst", avancierte zum 2. Reichsvorsitzenden und zum Reichsgeschäftsführer der neuen Partei. Blieb der christlichen Gärtnerbewegung verbunden, redigierte das Gewerkschaftsblatt nach kurzen Unterbrechungen erneut von 1926 bis 1929. Der 4. Verbandstag 1927 in Liegnitz wählte ihn zum Beisitzer. 1930 bis 1931 Herausgeber der Tageszeitung "Tägliche Rundschau", der Berliner Tageszeitung seiner politischen Bewegung. Rückte 1933 kurzfristig bis zur Zerschlagung als Abgeordneter des "Christlich-Sozialen Volksdienstes" in den Preußischen Landtag ein. Unterzeichnete im Mai 1932 die "Gegenerklärung" evangelischer Gewerkschafter, die sich deutlich gegen den Vorstand des "Gesamtverbandes evangelischer Arbeitervereine Deutschlands" richtete und die überkonfessionelle Interessenvertreteung innerhalb der christlichen Gewerkschaften verteidigte. 1925 wurde Hülser zum stellvertretenden Fachvertreter in die schlesische Provinzialsynode gewählt. 1926 bis 1933 Kursusleiter und Dozent an der "Evangelisch-Sozialen Schule e.V." im Evangelischen Johannisstift in Berlin-Spandau, 1. Oktober 1933 bis 31. März 1938 brandenburgischer Geschäftsführer, von 1. April 1938 bis 1943 Hauptgeschäftsführer des "Evangelischen Männerwerkes" in Berlin, 1937 nominelles Mitglied der NSDAP, 1943 bis 1954 Referatsleiter für Berufsausbildung bei der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz in Ludwigshafen, 1945 CDU: 1951 bis 1963 Mitglied des Landtages Rheinland-Pfalz, 1955 bis 1959

Vorsitzender des Petitionsausschusses. Hülser starb am 6. Mai 1971 in Neustadt an der Weinstraße.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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