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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
20./23. Sept. 1922

USPD-Parteitag in Gera, 192 Delegierte. Tagesordnung: Wirtschaftslage und Getreideumlage (P. Hertz); das Reparationsproblem (R. Hilferding); die Einigung des Proletariats (A. Crispien, G. Ledebour).
K. Ludwig gibt die Mitgliederzahl mit 290 762, davon 38560 weibliche, an. Die USPD verfügt über 43 Tageszeitungen. In den Parteibetrieben sind 77 Redakteure, 224 kaufmännische Angestellte und 704 Personen im technischen Betrieb beschäftigt. In den Parteiorganisationen sind 64 Personen angestellt, dazu elf Hilfskräfte. Zur Vereinigungsfrage liegen Resolutionen von G. Ledebour, K. Rosenfeld, Th. Liebknecht und G. Obuch vor, die die Vereinigung ablehnen, von R. Dißmann und 106 Parteimitgliedern, die sich für die Vereinigung aussprechen, aber an der Ablehnung von Koalitionen mit bürgerlichen Parteien festhalten und eine von A. Crispien, die Wiedervereinigung auf Grund des vorliegenden Aktionsprogramms und der vorliegenden organisatorischen Vereinbarungen durchzuführen.
Die Resolution R. Dißmanns wird von den Unterzeichnern als Erklärung zu Protokoll gegeben. Die Resolution G. Ledebours wird gegen sieben Stimmen abgelehnt, die A. Crispiens mit 185 gegen neun Stimmen angenommen. Einstimmig vertritt der Parteitag den Standpunkt, daß die organisatorischen Verhältnisse in der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei bis zur endgültigen Beschlußfassung über ein neues Organisationsstatut so gestaltet werden müssen, daß das Selbstbestimmungsrecht der Parteimitglieder, insbesondere in der Besetzung der Bezirks- und Kreissekretariate und der Redaktionen der Parteipresse sowie bei der Verwaltung der Parteigeschäfte und Druckereiunternehmungen gewahrt bleibt. Das Aufsichtsrecht des Parteivorstandes über die Geschäftsführung der Unternehmungen, an denen die Partei finanziell beteiligt sei, bleibe davon unberührt.
Die Reichstagsfraktion wird aufgefordert, einen Initiativantrag zur Bekämpfung der Trunksucht zu stellen.
Die Wahlen für die Parteileitung ergeben folgendes Ergebnis: A. Crispien (172) Vorsitzender; K. Ludwig (166) Kassierer; W. Dittmann (159) Sekretär; Beisitzer: R. Hilferding (173), F. Künstler (147), J. Moses (181), Anna Nemitz (167). Parteirat: P. Berten, R. Dißmann, F. Donalies, A. Henke, H. Knauf, F. Peters, W. Sander, H. Meißner, Toni Sender, J. Simon. Kontrollkommission: Lore Agnes, W. Bock, R. Karsten, R. Wengels, G. Fuchs, M. Güth.



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net edition fes-library | Juni 2001